- Von Lorenz Klein
- 17.01.2018 um 17:11
Lassen Sie uns die Cyberversicherung nun etwas näher aus der Perspektive des Privatkunden betrachten. Welche Chancen und Risiken bieten sich hier für die Versicherer?
Michael Schillinger, Vertriebsvorstand, Inter Versicherungsgruppe: Man muss sich zunächst nochmal eines vor Augen führen: Wir verfügen über 100 Jahre Erfahrung in der Feuerversicherung –im Bereich Cyber fehlt uns hingegen ein derartiger Zeithorizont, um eine zu 100 Prozent angemessene, kalkulierbare Prämie verlangen zu können. Daher war für uns wichtig, entsprechende Erfahrungen zunächst einmal im Privatkundensegment zu sammeln. Es geht hier vor allem um die Frage: Wie lauten eigentlich die tatsächlichen Risiken, denn die theoretischen Risiken sind ja weithin bekannt. Hier kann das Thema „Smart Home“ in Zukunft eine große Chance sein.
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Inwiefern?
Schillinger: Stellen Sie sich nur mal vor, Sie kommen nach Hause und die Heizung läuft auf Hochtouren, weil sich ein Hacker Zugang zu Ihrem rundum vernetzten Heim verschafft hat. Das klingt erstmal harmlos – aber es ist alles andere als das. Denn der Vorfall hinterlässt ein zutiefst mulmiges Gefühl beim Betroffenen und zeigt ihm in beängstigender Weise, wie verwundbar sein privates Umfeld ist. Das Smart Home ist genauso offen wie jedes andere System. Andererseits: Wer als Hausbesitzer bei einer Alarmanlage auf eine Netzanbindung verzichtet, hat das Problem, dass keine Fernwartung übers Internet erfolgen kann, wie das in der Sicherheitsbranche heute üblich ist.
Hans-Wilhelm Dünn, Generalsekretär, Cyber-Sicherheitsrat Deutschland e.V.: Das Smart Home wird in Zukunft ein Schlüssel für ein erfolgreiches Privatkundengeschäft der Versicherungsbranche sein. Es gibt bereits einige Versicherer, die Versicherungsangebote für Smart-Home-Anwendungen aufgebaut haben oder dies gerade tun. Ein künftiger Nachfrage-Treiber wird sein, dass die Menschen künftig viel stärker von zuhause aus arbeiten. Zugleich haben wir hier riesige potenzielle Einfallstore für Hacker – einfach weil der Vernetzungsgrad so hoch ist.
Herr Schmidt, Axa Assistance konzentriert sich im Cyber-Bereich ebenfalls auf die Privatkunden. Welches Zwischenfazit ziehen Sie?
Tim Schmidt, Head of Business Development & Partner Management, Axa Assistance: Unsere bisherige Diskussion hat gezeigt, dass der Kunde maximal verunsichert ist, weil er aus den Medien von so vielen Gefahrenlagen erfährt. Wir sind als Assisteur und Schutzbriefdienstleister natürlich darauf spezialisiert, dem Kunden auch in realen Notfallsituationen zur Verfügung zu stehen, indem wir ihm beispielsweise eine Ersthilfe rund um die Uhr anbieten. Wir fragen unsere betroffenen Kunden, was ihnen widerfahren ist und versuchen zu klären, welches Verdachtsmoment vorliegt. Erst im Nachgang stellen wir verschiedene Servicedienstleistungen zur Verfügung. Diese sollen dem Kunden Abhilfe schaffen, etwa bei Urheberrechtsverletzungen, bei Identitätsdatendiebstahl oder auch bei Zahlungsmitteldiebstahl. Als Assisteur konzentrieren wir uns also auf die Kernkompetenzen, die da lauten: Wir stellen Netzwerkpartner zur Verfügung und leisten Hilfe am Telefon oder onlineseitig. Dabei werden wir von externen Partnern unterstützt: Das Angebot umfasst beispielsweise auch Informationsbroschüren, die jungen Familien dafür sensibilisieren sollen, wie sich Kinder im Netz verhalten sollten und welche Sicherheitseinstellungen wichtig sind.
Kurzum: Wir vertreiben kein klassisches Schutzbriefprodukt, sondern ein Serviceprodukt mit kleineren Versicherungskomponenten. Wird zum Beispiel jemand bei Onlineeinkäufen Opfer von Internetkriminalität, bieten wir eine Kostenübernahme von bis zu 5.000 Euro. Und um Ihre Frage in einem Satz zu beantworten: Was wir nach vier Jahren Erfahrung in den relevanten Märkten definitiv schon sagen können ist, dass das Produkt sehr gut angenommen wird.
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