- Von Juliana Demski
- 10.01.2018 um 16:11
„Raus aus den Policen!“, sagt Sven Enger in einem Gespräch mit dem Stern. Er glaubt, dass ein Crash der deutschen Lebensversicherung unmittelbar bevorsteht.
„Vertrauen ist zentral für die Lebensversicherung“
Banken müssen nicht zwangsläufig auf Risiken hinweisen
Generali senkt Überschussbeteiligung auf 1,25 Prozent
Enger war 23 Jahre lang in der Branche tätig – unter anderem beim Deutschen Ring, später war er Vertriebsdirektor bei Delta Lloyd, Vorstand der Skandia Lebensversicherung und Deutschland-Geschäftsführer von Standard Life.
Seine Prognose stützt er auf verschiedene Anzeichen:
Viele Firmen hätten den Vertrieb von klassischen Lebensversicherungen ganz eingestellt. Millionen Policen sollten durch den Verkauf an Abwicklungsfirmen entsorgt werden. „Die Sparer landen hier auf der Müllkippe der Versicherungsindustrie“, so Enger im Interview. Die einst versprochenen Renditen würden sich bald in Luft auflösen.
In Prognoserechnungen war einst von Überschussbeteiligungen von 6, 7 oder 8 Prozent die Rede. „Das ist alles nicht mehr haltbar“, so Enger weiter.
Inzwischen ist die Überschussbeteiligung im Schnitt auf rund 2,5 Prozent gefallen. Enger erwartet zudem, dass viele Unternehmen auch den Garantiezins, der für ältere Verträge zum Teil noch bei 4 Prozent liegt, nicht mehr lange auf diesem Niveau halten können.
„Für einige Firmen wird der Absturz nicht abzuwenden sein“, prognostiziert der Ex-Manager. Die Auffanggesellschaft Protektor wäre in so einem Fall überfordert und könnte auch nicht viel tun, fügt er noch hinzu.
Der Branchenverband GDV äußerte sich zu den Aussagen Engers in einer Stellungnahme und nannte sie „unverantwortliche und unfundierte Panikmache“:
Die zentrale These Engers, der Lebensversicherung drohe ein „Crash“, entbehre jeder sachlichen Grundlage: „Die deutschen Lebensversicherer können nicht nur heute, sondern auch in Zukunft alle Verpflichtungen gegenüber ihren Kunden erfüllen. Und das selbst in Extremszenarien, die statistisch nur einmal in 200 Jahren auftreten“, betonte das Mitglied der GDV-Geschäftsführung, Peter Schwark.
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