- Von Fabrice Gerdes
- 05.01.2018 um 17:00
Amazon plant ein Versicherungsteam in London aufzubauen – so what? Obwohl es warnende und besorgte Stimmen gab, konnte man in diversen Artikeln (darunter auch bei Pfefferminzia) Blogbeiträgen, Diskussionsbereichen der Fachmedien sowie in den sozialen Netzwerken auffallend viele Meinungen lesen, die dieser Nachricht wenig Bedeutung für den deutschen Versicherungsmarkt beimessen.
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Wenn Internetgrößen wie Google sich aus dem Versicherungsgeschäft zurückziehen, warum sollte nun ausgerechnet Amazon sich hier erfolgreich präsentieren?
Auch wenn beide Konzerne wie kaum andere Unternehmen in der Größenordnung für die Begriffe Big-Data und Kundenzentrierung stehen, gibt es wesentliche Unterschiede zwischen beiden Geschäftsmodellen. Google erzielt traditionell den überwiegenden Teil seiner Umsätze mit Werbeeinnahmen und verdient jährlich Millionenbeträge mit Adwords aus dem Versicherungsbereich.
Weniger erfolgreich hingegen war der vergleichende Versicherungsvertrieb „Google Compare“ (KFZ-Versicherungsvergleichplattform), welchen Google in unterschiedlichen Märkten, wie 2013 in Frankreich oder 2016 in USA und Großbritannien, teilweise nach bereits wenigen Wochen, wieder abschaltete, was in der Branche vielfach als Scheitern gesehen wurde.
Ist Google wirklich gescheitert?
Je nach Suchbegriff und Zeitpunkt der Suche kann ein einziger Klick auf eine Adwordsanzeige (Cost-per-Click) den Versicherer einen zweistelligen Eurobetrag kosten, ohne eine Garantie für einen Abschluss der gesuchten Versicherung. Google wird also folglich auch ohne eigene Versicherungsvergleichsportale weiter hohe Umsätze mit Versicherungswerbung erzielen.
Amazon genießt Vorteil
Im Gegensatz zu Googles reinen Werbeeinnahmen erzielt Amazon, als eine der größten Handelsplattformen der Welt, nur durch die Kooperation im Bereich der Produktversicherungen derzeit Umsätze im Versicherungsbereich. Unter dem Namen „Amazon Protect“ bietet das Unternehmen in Europa in Zusammenarbeit mit dem englischen Versicherer London General Insurance Company, für ausgewählte elektronische Artikel, die auf Amazon bestellt werden, Versicherungsschutz an.
Amazon würde bei einem Rückzug aus dem Versicherungsgeschäft, nicht wie Google, weitere Umsätze mit Versicherungen erzielen können. Anders als Google, das erst durch den Aufbau eigener Vergleichsplattformen Erfahrungen sammeln konnte, hat Amazon für seine europäischen Zielmärkte bereits Transparenz darüber, wie der Versicherungsschutz unter der eigenen Marke „Amazon Protect“ von Kunden angenommen wird und ginge somit als Risikoträger für Produktversicherungen nur ein vergleichbar geringes Risiko ein.
Warum sollte die Branche also durch einen Einstieg Amazons in das Versicherungsgeschäft beunruhigt sein, wenn Produktversicherungen für den überwiegenden Teil der deutschen Versicherer und Vermittler keine Rolle spielt?
Amazon verfügt über vertiefte Kenntnisse über die Einkaufsgewohnheiten seiner Kunden und kann so jederzeit vielfältigen Versicherungsschutz anbieten, wenn mutmaßlich der Bedarf hierfür entsteht. Beispielsweise könnte den Käufern von Hundefutter oder Hundeleinen nach der Bestellung Hundehalterhaftpflicht- oder Hunde-OP-Versicherungen angeboten werden, oder bei Bestellungen von Babykleidung, Kinderwagen oder Babyspielzeug könnten den Käufern Risikolebensversicherungen und Krankenzusatzversicherungen für Kinder angeboten werden.
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