- Von Redaktion
- 31.05.2022 um 09:09
Pfefferminzia: Herr Busckotte, im Mai 2019 erhielt andsafe die Bafin-Lizenz. Sie sind dann gleich mit Ihrem ersten Produkt, einer Betriebshaftpflicht für Kleinbetriebe, an den Start gegangen. Wie aufregend war diese Zeit im Rückblick?
Christian Buschkotte: Jeder Produktlaunch ist seit unserem Start aufregend, es gibt keine Routine und das ist auch gut so. Vorauslaufende Kundentests, Gespräche mit den Ratingagenturen, Benotung unserer Produkte durch die Plattformbetreiber. – Weitere Ausdifferenzierung im Pricing inklusive der Berücksichtigung neuer Tariffaktoren oder der Aufbau der datenbasierten Abbildung unserer Mischbetriebslogik in Gewerbe seien hier nur exemplarisch genannt.
Die andsafe-Fahrradpolice mit Diebstahl- und Vollkasko-Schutz
andsafe setzt neuen Standard bei Gewerbeversicherungen
Wie erfolgt dann nach der Produktentwicklung der Markteinstieg?
Das Vorgehen hat sich seit dem Start mit der Lizenzerteilung 2019 eigentlich nicht verändert. Der Markteinstieg erfolgt weiterhin bei jedem neuen Produkt zuerst in den Endkundenkanälen, das heißt, wir starten mit unserer eigenen Website und den Endkundenplattformen. Bevor unsere Produkte und Antragsstrecken an den Markt gehen, haben wir diese in den Usertests gestresst. Wir wollen bedarfsgerechte, digitale Produkterlebnisse anbieten, die keine Fragen auslösen. Dabei ist es immer unser Anspruch, den Leistungssieger zu stellen.
Und wie fällt Ihre Bilanz aus?
Ich habe die aktuell bereits vorliegenden Geschäftsberichte beziehungsweise die Berichte zur Solvabilitäts- und Finanzlage (SFCRS) unserer Wettbewerber studiert und ich glaube, wir dürfen zu dem Schluss gelangen, dass wir im Deutschen Markt der mit Abstand am stärksten wachsende und damit erfolgreichste digitale Gewerbeversicherer sind.
Wir haben einen neuen Standard hinsichtlich der Automatisierung und Digitalisierung im komplexeren Gewerbegeschäft setzen können und wir sind in sehr kurzer Zeit für die unabhängigen Vertriebskanäle auch dank unseres Know-hows, der Produktlogik und unserer Schnittstellen beziehungsweise Adapter zu einem ernstzunehmenden Player geworden. Unsere Produkte sind derzeit in Deutschland auf allen wesentlichen Vergleichsrechnern und den Plattformen zu finden. Damit erreichen wir auf Seiten der Vertriebspartner insbesondere die Makler und Mehrfachagenten, aber auch den Bankenvertrieb, der ja ebenfalls die Plattformarchitektur nutzt und heute überwiegend als Mehrfachvermittler agiert.
Der Einstieg in das Privatkundengeschäft in 2021 war auf Basis dieser Erfahrungen zügig umsetzbar. In nur einem Jahr war es möglich, die Privathaftpflicht, Tierhalterhaftpflicht, Fahrrad- und Hausratversicherung zu launchen und die technische Anbindung an die relevanten Plattformen und Maklerverwaltungsprogramme zu vollziehen.
Im Oktober 2019, also wenige Monate nach Ihrem Start, haben Sie eine Vermögensschadenhaftpflicht gelauncht, im Februar 2020 eine Sachinhaltsversicherung. Ist so ein hohes Tempo typisch für einen digitalen Versicherer?
Ja, unser Tempo ist hoch. Wir haben in 36 Monaten insgesamt 9 NPPs, also Neue-Produkte-Prozesse, durchlaufen und 8 Produkte gelauncht. Das heißt, die durchschnittliche ,time to market‘ beträgt zirka 4 Monate. Die überwiegende Anzahl der Produkte befindet sich mindestens in der zweiten beziehungsweise dritten Preisgeneration und einige sind auch bereits in der zweiten Produktgeneration angekommen.
Darüber hinaus galt es, die Postsales- und Claimsprozesse zu automatisieren, den Chat beziehungsweise Chatbot und den Rückrufservice aufzubauen sowie den notwendigen Content für Kunden und Vertriebspartner zu liefern. Der Anschluss an Vergleichsrechner über BiPRO 421 oder 426 sowie die Lieferung der Dokumente über 430 ist mittlerweile bei andsafe zu einem Standardvorgang geworden. Skalierungsfähige Infrastrukturen sind für uns ein Muss, denn mittlerweile liegt die Neukundenanzahl pro Monat in einem höheren vierstelligen Bereich und soll noch einmal deutlich steigen.
Dieses Tempo funktioniert aber auch nur dank unseres agilen Frameworks und der eingesetzten interdisziplinären Teams, die sich am zentralen Wertbeitrag sowie unserer Vision und Mission ausrichten. Insofern ist das Arbeits- und Organisationsmodell ein Treiber.
Gerade als Sie sich mit andsafe so richtig warmgelaufen hatten, brach im März 2020 die Corona-Pandemie aus. Hat Sie das ausgebremst oder sogar noch vorangebracht, weil Digitalisierung plötzlich zum Trendthema wurde?
Wir waren insoweit vorbereitet, als dass für uns der Umzug in das Homeoffice keine Herausforderung war. Während der Pandemie haben wir unseren Plan hinsichtlich der Produktreihenfolge angepasst, so dass wir sogenannte ,Pandemiegewinner‘ , wie etwa die Fahrradversicherung, vorgezogen haben. Diese – als auch die Tierhalterhaftpflicht-Versicherung – waren grundsätzlich erst zu einem späteren Zeitpunkt vorgesehen.
Ich hätte aber sehr gerne auf die Pandemie verzichtet. In dessen Rahmen wurden wir jedoch über das normale Maß hinaus hinsichtlich unserer Business-Agilität gefordert und haben auch diese Situation positiv für uns nutzen und unsere ausgeprägte Anpassungsfähigkeit unter Beweis stellen können.
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