- Von Juliana Demski
- 24.05.2019 um 17:00
Andreas Utermann, Chefs des Fondsgiganten Allianz Global Investors, kann sich vorstellen, dass die Niedrigzinphase noch Jahrzehnte anhalten wird. „Warum soll die Phase niedriger Inflation und Zinsen nicht noch 30 Jahre andauern?“, sagte er im Interview mit dem Wirtschaftsmagazin „Capital“.
„Wir glauben immer, alles müsse wieder so werden wie in den 1960er- oder 1970er-Jahren, als die Zinsen hoch waren – als wäre das der Naturzustand“, wird Utermann zitiert. Und weiter: „Aber warum soll es nicht so weitergehen wie in den vergangenen zehn Jahren: sehr niedrige Zinsen, schwaches Wirtschaftswachstum, hohe Schulden – und alles ist gut.“
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Ein 29-Jähriger muss rund 233.000 Euro fürs Alter sparen
Auch vor einem niedrigen Wirtschaftswachstum hat der AGI-Chef weniger Sorge als manch seiner Kollegen – so verweist er in dem Interview auf Japan, wo die Schulden hoch sind und das Wachstum lange niedrig war. „Ich bin oft in dem Land und kann sagen: Es ist alles wunderbar in Japan. Den Menschen geht es nicht schlecht, nur weil das Wachstum niedrig ist“, so Utermann. Gleichzeitig sei die niedrige Inflation gut für die Mehrheit der Menschen, weil viele Bürger Geld vom Staat erhielten. „Diese Leistungen werden in der Regel nicht erhöht, wenn die Inflation steigt. Wir wollen also eigentlich niedrige Inflation und die damit einhergehenden niedrigen Zinsen.“
Schock-Szenario für junge Sparer
Sollte sich das Szenario einer sehr lange währenden Niedrigszinsphase tatsächlich bewahrheiten, dürfte dies vor allem junge Sparer hart treffen: Laut einer aktuellen Studie im Auftrag des Versicherungsverbandes GDV müsste die Generation der im Jahr 1990 Geborenen dann von ihrem Bruttoeinkommen insgesamt rund 8,3 Prozent zur Seite legen (wir berichteten). Das sind über das gesamte Erwerbsleben betrachtet im Durchschnitt etwa 233.000 Euro. Zum Vergleich: Der Jahrgang 1960 müsste im gleichen Szenario nur 2,4 Prozent seines Bruttoerwerbseinkommens sparen.
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