Ob ganz junge Leute oder solche mit psychischen Vorerkrankungen – Versicherer öffnen ihren Kundenkreis. © volodymyr-t / Freepik.com
  • Von Karen Schmidt
  • 11.09.2024 um 16:48
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Im Wettbewerb um potenzielle Kunden umgarnen die Berufsunfähigkeitsversicherer vor allem junge Menschen und Beamte. Aber auch eine psychische Vorerkrankung ist kein automatisches K.-o.-Kriterium mehr.

DU-Klausel für Beamte 

Nicht nur junge Leute sind aber eine spannende Zielgruppe für die BU-Versicherer, beobachtet Philipp Wedekind, Leiter Ratings Vorsorge und Nachhaltigkeit bei Franke und Bornberg. „Lebensversicherer haben die 1,75 Millionen Beamtinnen und Beamte als attraktive und vor allem wachsende Zielgruppe für sich entdeckt“, sagt er. Als besonderer Faktor im Wettbewerb um diesen Personenkreis diene die Dienstunfähigkeitsklausel (DU). Aktuell hätten 22 Gesellschaften unter den Versicherern eine DU-Klausel im Angebot.  

Anders als bei Berufsunfähigkeit ist für Dienstunfähigkeit kein bestimmter Grad einer Einschränkung notwendig. Ob Dienstunfähigkeit vorliegt, entscheidet allein der Dienstherr. „Einen echten Mehrwert bietet die DU-Klausel nur, wenn sich der Versicherer ohne Wenn und Aber dem Votum des Dienstherrn anschließt. Das ist jedoch nur bei Top-Klauseln der Fall“, weiß Wedekind. Am kundenfreundlichsten sei eine DU-Klausel mit „Günstiger-Prüfung“. Sie zahle auch, wenn zwar keine Dienstunfähigkeit, aber eine mindestens 50-prozentige Berufsunfähigkeit vorliege, so Wedekind. 

Offenerer Umgang mit psychischen Erkrankungen 

Ein weiterer Trend, der sich abzuzeichnen scheint, ist der etwas offenere Umgang der BU-Versicherer mit psychischen Erkrankungen. Versicherungsmakler und BU-Profi Guido Lehberg erzählte in unserem Spezialpodcast zum Thema Arbeitskraftabsicherung von einem Fall, in dem er einen Kunden mit psychischen Vorerkrankungen trotzdem gegen BU versichern konnte. Es gab also einen Risikozuschlag, aber eben keine Ausschlussklausel. „Natürlich ist es besser, wenn ich mehr zahle und dafür aber alles versichert habe, als wenn ein Teil ausgeschlossen wurde“, sagt Lehberg. Denn psychische Probleme machten nach wie vor 25 bis 30 Prozent der BU-Leistungsfälle aus. 

Die Bayerische ist vor Kurzem dazu übergegangen, das Risiko der Berufsunfähigkeit bei Personen mit psychotherapeutischer Vorgeschichte individueller einzuschätzen. Das Ziel: Die Menschen sollen sich trotzdem versichern können, statt eine pauschale Ablehnung zu erhalten. „Statt alle Anfragen über einen Kamm zu scheren, bewerten wir nun die Einzelfälle und die Therapievergangenheit viel individueller. Das kostet mehr Zeit, versetzt uns aber in die Lage, mit Unterstützung einer fachkundigen Psychologin den Menschen besser zu verstehen“, erklärt Martin Gräfer, Mitglied des Vorstands der Bayerischen, das Vorgehen.  

Nach den ersten drei Monaten mit der neuen Herangehensweise zog der Versicherer ein erstes Fazit. Ergebnis: 39 Prozent der Anträge, die zuvor abgelehnt worden wären, hat die Bayerische ohne Einschränkungen angenommen. Gräfer: „Weiteren 44 Prozent können wir, wenn auch unter erschwerten Bedingungen, eine Versicherung anbieten.“ Immerhin.  

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Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

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