- Von Lorenz Klein
- 05.12.2018 um 17:04
Statt die Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung an den Lohn zu koppeln, wird die Finanzierung des Sozialsystems in Zukunft von der gesamten Wertschöpfung des Unternehmens abhängen. Aus Sicht von Wissenschaftler Bert Rürup ist dieses Szenario „durchaus eine realpolitische Option“.
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Aber von vorn. Rürup und sein Kollege Dennis Huchzermeier haben eine Studie verfasst, die auf Simulationsrechnungen beruhen, die wiederum das Handelsblatt Research Institute (HRI) im Auftrag des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) erstellt hat.
Das Fazit dieser Simulationsrechnungen hätte massive Umwälzungen für den Sozialstaat zur Folge, sofern man dieses Fazit in die Tat umsetzen würde – allerdings dürfte sich der Aufwand aus Sicht der Forscher durchaus lohnen:
„Eine Umstellung der gegenwärtig lohnbezogenen Arbeitgeberanteile zu den Sozialversicherungen auf eine wertschöpfungsabhängige Finanzierungsbeteiligung könnte in der Summe zu gesamtwirtschaftlich positiven Auswirkungen führen“, teilen die Autoren mit.
Und warum das alles?
In den meisten Industrieländern gehe die gesamtwirtschaftliche Lohnquote seit mehr als 30 Jahren zurück, ungeachtet einer Zunahme der Beschäftigung, wissen die Autoren zu berichten. „Hält diese Entwicklung an, hätte dies Folgen für die Sozialversicherungen“, geben die Forscher zu bedenken. Denn deren wichtigste Finanzierungsgrundlage basiere auf den beitragspflichtigen Lohneinkommen.
Wie könnte eine alternative Finanzierung aussehen?
Ein Arbeitgeberbeitrag, der sich nach der gesamten Wertschöpfung im Unternehmen richtet, wäre nach Auffassung von Huchzermeier und Rürup eine mögliche Antwort auf die „zu beobachtende Schwächung der gegenwärtigen lohnbezogenen Basis der Sozialversicherungen“.
Heißt konkret: Durch eine „Umbasierung“ der Arbeitgeberbeteiligung würden bislang nicht beitragspflichtige Wertschöpfungskomponenten erfasst. Dabei gehe es den Forschern nicht um eine Mehrbelastung für die Unternehmen, sondern um eine Verbreiterung der Bemessungsgrundlage.
Wie weitreichend wären die Folgen?
Die Beschäftigungseffekte einer solchen Umstellung der Arbeitgeberanteile wären laut der Autoren „in der Summe leicht positiv im Vergleich zu einer Fortschreibung des Status quo“. Allerdings könnte der Weg dahin recht steinig werden: So käme es in den ersten Jahren nach der Umstellung „zu einem erheblichen gesamtwirtschaftlichen Rückgang der Beschäftigung“, stellen die Autoren klar. Aber: Dieser Rückgang werde längerfristig in allen Umstellungsszenarien überkompensiert, heißt es.
Zu den Verliererbranchen einer Umstellung würden demnach vor allem kapitalintensive Sektoren wie die Landwirtschaft, das Grundstücks- und Wohnungswesen sowie die Energiebranche zählen.
„Kleinbetriebe, in denen die Inhaber einen wesentlichen Teil der Leistungen erbringen, und Selbstständige würden durch eine Wertschöpfungsabgabe stark belastet“, so die Autoren.
Um dem zu begegnen, schlagen die Studienautoren flankierende Maßnahmen wie einen Arbeitgeberfreibetrag vor. So ließen sich Härtefälle vermeiden.
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