- Von Redaktion
- 12.12.2024 um 14:17
Pfefferminzia: Herr Buschkotte, die Westfälische Pensions-Gesellschaft beschäftigt sich mit der Auslagerung von Direktzusagen. Was genau sind denn Direktzusagen?
Ludger Buschkotte: Direktzusagen sind einer der ältesten fünf Durchführungswege der betrieblichen Altersversorgung, kurz bAV. Hierbei erteilt das Unternehmen den Mitarbeitenden – wie das Wort bereits sagt – eine direkte Zusage.
Wofür genau?
Buschkotte: Für eine Pension. Das kann sowohl Rentenzusagen als auch Kapitalzusagen umfassen. Es gibt verschiedene Konstellationen und Konstruktionen, aber das ist im Grunde das Prinzip.
Warum können diese Zusagen für Unternehmen eine Belastung sein?
Buschkotte: Ursprünglich waren sie als Sozialleistungen gedacht, aber mit der steigenden Lebenserwartung werden sie langfristig zur Herausforderung. Der Finanzierungszeitraum verlängert sich – und die Beträge, die aufgebracht werden müssen, steigen. Das führt zu höheren Verpflichtungen, die in den Bilanzen abgebildet werden müssen.
Und hier kommen Sie ins Spiel, richtig?
Buschkotte: Genau. Wir bieten schuldbefreiende Lösungen an, indem wir Rentnergesellschaften gründen, die diese Pensionsverpflichtungen übernehmen.
Was genau ist eine Rentnergesellschaft?
Buschkotte: Eine Rentnergesellschaft übernimmt die Pensionsverpflichtungen gegenüber ausgeschiedenen Mitarbeitern und Leistungsempfängern. Sie zahlt die Renten und verwaltet die Anwartschaften noch arbeitender Personen, bis diese ebenfalls Rentner werden.
Übernehmen die Rentnergesellschaften alle Verpflichtungen komplett? Sind die abgebenden Unternehmen also dann tatsächlich aus der Verantwortung raus?
Buschkotte: Das Modell funktioniert folgendermaßen: Die Rentnergesellschaft übernimmt die Pensionsverpflichtungen gegenüber Leistungsempfängern und ausgeschiedenen Anwärtern. Aktive Mitarbeiter mit Pensionszusagen sind zunächst nicht betroffen. Die Rentnergesellschaft sorgt dafür, dass die Renten der aktuellen Rentner gezahlt werden, und verwaltet die Zusagen gegenüber den Anwärtern. Wenn diese das Pensionsalter erreichen, zahlt die Rentnergesellschaft auch deren Renten.
Wir übernehmen verschiedene Aufgaben, darunter die Rentnerverwaltung, die Erstellung von Lohn- und Rentenabrechnungen sowie versicherungsmathematische Gutachten. Zudem müssen regelmäßige Berichte erstellt und Standmitteilungen an die Anwärter gesendet werden. Die Rentnergesellschaft übernimmt also eine Vielzahl administrativer und aktuarieller Dienstleistungen.
Aber was bringt das letztlich? Die Verpflichtungen verschwinden ja nicht, sie werden nur an ein anderes Unternehmen übertragen. Der ursprüngliche Arbeitgeber hätte doch weiterhin ein Problem, nur dass es jetzt bei der Rentnergesellschaft liegt?
Buschkotte: Die Lösung bringt insofern eine Entlastung, als das die Direktzusage systemimmanent vorsieht, dass der Mitarbeiter bislang einen Anspruch direkt gegen das Unternehmen hat. Wenn ich diese Verpflichtung auf eine Rentnergesellschaft übertrage, geschieht das durch das Umwandlungsgesetz. Nach einer gesetzlich festgelegten Frist von zehn Jahren geht die Verpflichtung vollständig auf die Rentnergesellschaft über.
Eine wesentliche Voraussetzung ist dabei, dass die Rentnergesellschaft über ausreichende finanzielle Mittel verfügt, um die Rentenzahlungen leisten zu können. Ist das gewährleistet, ist das ursprünglich verpflichtete Unternehmen nach zehn Jahren vollständig von der Verpflichtung befreit. Es handelt sich also um eine echte schuldbefreiende Lösung.
Das bedeutet, das Unternehmen kann sich wieder auf andere Dinge konzentrieren?
Buschkotte: Richtig, genau das ist der Punkt.
Sie haben vorhin das Schlagwort Aktuar erwähnt und da denkt man sofort an Sterbetafeln, Lebenserwartung und ähnliche Themen. Jetzt haben wir aber auch bei der Rentnergesellschaft das Risiko, dass Rentner sehr lange leben können, während andere früher sterben. Ist fast vergleichbar mit einer Lebensversicherung oder Rentenversicherung?
Buschkotte: Ja, das ist tatsächlich ähnlich. Die Rentnergesellschaft ist auch ein Risikoträger, da sie die Verpflichtungen entsprechend kalkulieren muss. Das ist eine vergleichbare Situation wie bei einem Lebensversicherer, der ebenfalls berechnen muss, wie lange sein Bestand – also die Rentner – Leistungen beziehen wird und wie lange die Renten gezahlt werden müssen. Insofern ist es eine ähnliche Situation. Die Rentnergesellschaft trägt ebenfalls ein Risiko.
Warum sind Rentnergesellschaften noch nicht weit verbreitet?
Buschkotte: Der Hauptgrund, warum Rentnergesellschaften noch nicht weit verbreitet sind, liegt darin, dass viele komplexe Aufgaben anfallen, die von verschiedenen Fachleuten erledigt werden müssen. Dazu gehören die Vertragsgestaltung und die Abspaltung der Verpflichtungen des Unternehmens sowie die Gründung und Eintragung der Rentnergesellschaft. Auch die Verwaltung der Rentenverpflichtungen ist aufwendig: Renten müssen ausgezahlt, Anpassungen berechnet und Leistungspläne korrekt abgebildet werden. Diese vielfältigen Aufgaben erfordern spezialisierte Fachkenntnisse.
Sie haben vorhin angedeutet, dass da eine ganze Reihe von Aufgaben dranhängt. Wie organisiert Ihr Unternehmen das?
Buschkotte: Wir bündeln all diese Dienstleistungen in einem Konzept, das alle relevanten Tätigkeiten abdeckt. Wir arbeiten dabei eng mit Steuerberatern, Anwälten und Wirtschaftsprüfern zusammen, sodass den Unternehmen ein vollständiges Servicepaket zur Verfügung steht. Das Ziel ist, dass am Ende keine Wünsche offenbleiben!
Das komplette Vodcast-Interview aus unserer Reihe “Lass mal reden” sehen Sie auf unserem Pfefferminzi-Kanal auf Vimeo.
>>Laden Sie sich hier das Flipbook mit dem Stufenplan zur Einrichtung einer Rentner GmbH herunter.
0 Kommentare
- anmelden
- registrieren
kommentieren