Zwei Architekten der „Deutsche Betriebsrente“: Talanx-Vorstand Fabian von Löbbecke (links) und Zurich-Bereichsvorstand Lars Golatka © Pressefoto
  • Von Achim Nixdorf
  • 11.03.2021 um 16:32
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Der Durchbruch ist endlich da: Nach langem Vorlauf ist das erste Sozialpartnermodell nach dem Betriebsrentenstärkungsgesetz nun unter Dach und Fach. Künftig können rund 11.000 Beschäftigte des Versicherers Talanx ihre betriebliche Altersversorgung über die sogenannte reine Beitragszusage abschließen. Die Produktgeber Talanx und Zurich Deutschland gaben sich vor Journalisten erleichtert.

„Die Deutsche Betriebsrente“ – eine Kooperation der Versicherer Talanx und Zurich – und die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi haben sich nach langen Verhandlungen (wir berichteten) auf das erste Sozialpartnermodell in Deutschland geeinigt. Es betrifft zunächst die rund 11.000 Mitarbeiter der Talanx-Gruppe. Künftig können sie im Rahmen eines Haustarifs ihre betriebliche Altersversorgung (bAV) auch über die reine Beitragszusage abschließen. Der Start soll nach Prüfung durch die Finanzaufsicht Bafin zum 1. Juli erfolgen.

„Ein Meilenstein für die Altersversorgung in Deutschland“

Bei der Vorstellung des Modells im Rahmen einer Online-Pressekonferenz am Donnerstag sparten die Verantwortlichen nicht mit großen Worten. Talanx-Vorstand Christopher Lohmann etwa sprach von einem geschichtlichen Moment und einem „Meilenstein für die Altersversorgung in Deutschland“. Und auch Carsten Schildknecht, Vorstandsvorsitzender der Zurich Gruppe Deutschland, hob die Signalwirkung der neuen bAV-Lösung hervor. Erstmals existiere nun eine Blaupause, die von interessierten Arbeitgeberverbänden übernommen werden könne, betonte er.

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Das Sozialpartnermodell wurde mit dem Betriebsrentenstärkungsgesetz (BRSG) Anfang 2018 von der ehemaligen Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) auf den Weg gebracht. Im Rahmen von Tarifverträgen können Arbeitgeber und Gewerkschaften damit Betriebsrenten vereinbaren.

Spielraum für höher Renditen

Neu ist dabei, dass nur „reine Beitragszusagen“ zulässig sind. Das bedeutet: Der Arbeitgeber zahlt für seinen Arbeitnehmer über eine Versorgungseinrichtung, etwa ein Versicherungsunternehmen, einen bestimmten Beitrag in die bAV. Für die Höhe der daraus resultierenden Altersrente gibt es aber keine Garantie.

Das schafft Spielraum für bessere Renditen, birgt aber auch das Risiko von Verlusten. Daher können die Sozialpartner eine „Zielrente“ und einen zusätzlichen Sicherungsbeitrag vereinbaren, den allein der Arbeitgeber bezahlt. Wie bei der Entgeltumwandlung auch sind die Beiträge von Arbeitgeber und Arbeitnehmer steuerlich gefördert.

Die Beschäftigten der Talanx Gruppe in Deutschland kommen nun als Erste in den Genuss dieser neuen „bAV-Welt“. Neben den Arbeitnehmerbeiträgen aus der Entgeltumwandlung fließen auch die gesetzlichen Arbeitgeberzuschüsse in Höhe von 15 Prozent in den Aufbau der Versorgung ein. Zudem leisten die Arbeitgeber auf jeden Euro Beitrag einen ergänzenden Sicherungsbeitrag, der dem Kollektiv als zusätzlicher Sicherheitspuffer zugutekommt. Mitarbeiter mit niedrigen Einkommen erhalten eine zusätzliche Förderung.

„Die Deutsche Betriebsrente“ basiert auf einem kapitalmarktorientierten Pensionsfonds. Sowohl bei der Zurich- als auch bei der Talanx-Gruppe ist man davon überzeugt, durch eine freie Kapitalanlage, den Verzicht auf teure Garantien und intelligente Sicherungsmechanismen Zielrenten erreichen zu können, die bis zum Doppelten über denen klassischer bAV-Produkte liegen.

Politik steht in der Pflicht

„Diese Art der bAV wird aus unserer Sicht ein wesentliches Standbein der Altersversorgung für zukünftige Generationen sein“, ist sich Lars Golatka, Bereichsvorstand bAV bei Zurich, sicher. Das Ziel müsse es nun sein, weitere Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften von dem Konzept zu überzeugen, wobei auch die Politik in der Pflicht stehe. „Unsere Erwartung“, so Golatka, „ist es, dass die Geringverdiener im Rahmen ihrer Anstrengungen um eine angemessene Altersvorsorge zusätzlich gestärkt und dynamisiert gefördert werden. Auch die Öffnung für Unternehmen ohne Zugang zu dieser tarifvertraglichen Lösung sollte konsequent vorangetrieben werden.“

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Achim Nixdorf

Achim Nixdorf war von April 2019 bis Mai 2024 Content- und Projekt-Manager bei Pfefferminzia. Davor arbeitete er als Tageszeitungs- und Zeitschriftenredakteur mit dem Fokus auf Verbraucher- und Ratgeberthemen.

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