- Von Lorenz Klein
- 23.03.2023 um 15:49
Die Rating-Agentur Franke und Bornberg hat die Ergebnisse ihres aktuellen „map-report BU-Ratings“ vorgelegt. Darin bescheinigen die Autoren den Berufsunfähigkeitsversicherern, „hervorragende Ergebnisse unter schwierigen Bedingungen“ erzielt zu haben. So weit, so passabel. Schaut man aber genauer hinein ins „BU-Stabilitätsrating 2023“ zeigt sich, dass von den insgesamt 60 untersuchten Gesellschaften nur eine gute Handvoll in der Lage ist, den höchsten Ansprüchen der Tester zu genügen.
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So erreichten nur sieben Anbieter die Höchstnote „mmm+“ für hervorragende Leistungen. 18 von 60 untersuchten Versicherer bekamen überhaupt keine Note, sondern nur Teilbewertungen zugesprochen. Der Grund: Wesentliche Daten seien nicht verfügbar gewesen, wie die Rating-Autoren monieren.
Bleiben also 42 Gesellschaften übrig, die Franke und Bornberg genug Einblicke boten, um schlussendlich eine Gesamtbewertung zu erhalten. Von dieser Gruppe sicherten sich, wie eingangs erwähnt, sieben Anbieter mit der Note „mmm+“ einen Platz in der Spitzengruppe.
Sie lauten: LV 1871, Europa, Volkswohl Bund, Allianz, Provinzial Rheinland, Continentale, BL die Bayerische (siehe Grafik).
Aber Moment? Was hat es denn mit den vier weiteren BU-Versicherern auf sich, die in der Tabelle über den „glorreichen Sieben“ angesiedelt sind? Hierzu merkt Franke und Bornberg an, dass sich die Gesellschaften Ergo Vorsorge, Generali, HDI und Nürnberger freiwillig einem gesonderten BU-Unternehmensrating unterzogen haben. Die Besonderheit ist hier, dass die Analysten in besagten vier Häusern tatsächlich vor Ort waren. Dadurch seien sie „deutlich tiefer in die Interna der Unternehmen eingetaucht als es durch die Auswertung von öffentlich zugänglichen Daten möglich wäre“, wie es heißt. „Insofern haben die Ergebnisse der Franke und Bornberg Unternehmensratings die höchste Wertigkeit“, wie die Analysten weiter mitteilen.
Dementsprechend tauchen die vier Teilnehmer des BU-Unternehmensratings zwar mit allen anderen Gesellschaften im Stabilitätsrating auf – allerdings mit den Ergebnissen ihres gesonderten BU-Unternehmensratings. Nun gut. Zugleich räumen die Analysten ein, dass die Bewertungen für die vier Sonderteilnehmer „aufgrund der zusätzlich verfügbaren Informationen nicht vollständig vergleichbar“ seien. Das Benchmarkverfahren sorge aber dafür, dass die Prozent-Ergebnisse dieselbe Aussagekraft hätten.
Das Rating ermittelt dabei für jedes Wertungskriterium aus den jeweiligen Oberkategorien Beitrag, Stabilität, Finanzstärke, eine Kennzahl im Bereich zwischen 0 und 100 (100 = Maximalerfüllung). Diese dienten dann als Maßstab für die Fähigkeit eines Unternehmens, sein BU-Geschäft langfristig stabil betreiben zu können.
>> Alle Hintergründe zur Methodik sowie weitere spannende Kennzahlen des „BU-Stabilitätsrating 2023“ gibt es hier.
„Es wird weiterhin sehr aggressiv kalkuliert“
„Das umfangreiche Verfahren analysiert den bisherigen Geschäftsverlauf, berücksichtigt aber auch Parameter, die einen Ausblick auf die zukünftige Stabilität des BU-Geschäfts erlauben“, fasst Franke-und-Bornberg-Geschäftsführer Michael Franke die Intention des Ratings zusammen. Denn die langfristige Stabilität sei „gerade in der Berufsunfähigkeitsversicherung ein entscheidendes Kriterium“, betont Franke.
Allein: So manche Entwicklung bereitet Franke auch Sorgen. So zeige die aktuelle Analyse der Prämiengestaltung, dass im Markt „weiterhin sehr aggressiv kalkuliert wird“. Die jeweilige Durchschnittsprämie der zehn Musterfälle werde durchschnittlich um rund 30 Prozent unterschritten, vereinzelt sogar bis um mehr als 40 Prozent, sagt Franke. Immerhin: Während bei der Anzahl der Berufsgruppen das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht zu sein scheine, habe sich das gegenseitige Unterbieten bei den Beiträgen dennoch entschleunigt, resümiert Franke.
Zugleich gibt der Analyst zu bedenken, dass die wirtschaftlichen Voraussetzungen für die BU-Versicherer besser sein könnten. So gelang es den im Rating vollständig bewerteten Gesellschaften im Jahr 2021 noch, den Bestand an selbstständigen BU-Versicherungen von 4,36 auf 4,56 Millionen Verträge auszubauen. „Doch inzwischen leiden die Verbraucher unter der Inflation und den hohen Energiepreisen. Das lässt oft wenig Spielraum im verfügbaren Einkommen“, konstatiert Franke. Für die gesamte Branche wäre ein Rückgang der Nachfrage daher nicht verwunderlich.
Und das hat Folgen:
Somit werden wohl zumindest mittelfristig weiterhin Preisunterschiede von wenigen Euro darüber entscheiden, ob ein Versicherer mit dem entsprechenden Tarif in Vergleichsportalen und -programmen die vorderen Plätze belegt und somit mutmaßlich eher abgeschlossen wird“, so Franke abschließend.
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