- Von Lorenz Klein
- 27.02.2019 um 14:25
Es zeige sich, übernimmt der Reporter wieder das Wort, dass die Versicherer „eine Auszahlung oft ablehnen“. Daraufhin wird eine tabellarische Leistungsübersicht von BU-Versicherern eingeblendet. Als Quelle wird auf das Analysehaus Morgen und Morgen verwiesen. Die Tabelle wird von der Kamera rasch überflogen und schließlich der letzte Anbieter im Ranking groß hervorgehoben. „Die Canada Life schneidet am schlechtesten ab mit einer Leistungsquote von gerade einmal 27 Prozent“, heißt es dazu.
Allerdings fehlt hier der ergänzende Hinweis, dass es einen großen Unterschied macht, ob der Versicherer über einen großen oder kleinen beziehungsweise jungen oder alten Vertragsbestand verfügt – denn junge Versicherer wie Canada Life weisen in der Regel höhere Ablehnungsquoten auf. Dafür gibt es nachvollziehbare Gründe, wie Michael Franke, Geschäftsführer des Analysehauses Franke und Bornberg, bereits auf einer Veranstaltung im Sommer 2017 erklärte. Dies sei kein Zeichen für unterschiedliche Qualität am BU-Markt, so Franke (wir berichteten).
Kein Makler, kein Versicherungsverband kommen zu Wort
Weiter mit dem Film: „Die Nürnberger liegt mit 65 Prozent im unteren Mittelfeld. Am besten schneidet noch die Condor ab mit 92,3 Prozent Leistungsquote“, so der Reporter.
Man könnte auch sagen: Auf die Schilderung des Einzelschicksals folgt der Verweis auf Einzeldaten. Denn auf Durchschnittswerte der Branche (ja, auch die können trügen) geht der WDR nicht ein. Man darf also gespannt sein, ob sich die Redakteure für ihren nächsten BU-Bericht an die Zahlen erinnern, die Makler Helberg ihnen im Gespräch zurief. Immerhin, ist man geneigt zu sagen, wurde Helberg überhaupt angerufen, denn im vorliegenden Bericht taucht gar keine Maklerstimme auf – im Übrigen auch kein Vertreter des Versicherungsverbandes GDV. Dabei veröffentlicht dieser regelmäßig Zahlen zum Stand der BU-Leistungsregulierung (das es hier aus Maklersicht noch einiges zu verbessern gibt, steht auf einem anderen Blatt).
„Und warum ist das jetzt so schlimm geworden?“
Stattdessen kommt erneut der Anwalt zu Wort: „Früher war das anders. Da hatten Sie das häufiger, dass die Versicherungen sofort ein Anerkenntnis abgegeben und gezahlt haben.“
„Und warum ist das jetzt so schlimm geworden?“, hakt der Reporter nach. „Die Versicherer nennen das Schadenmanagement“, antwortet Kotz. „Man versucht halt, die eigenen Ausgaben zu reduzieren – zum Wohle der Aktionäre.“ Unerwähnt bleibt, dass es neben der Rechtsform „Aktiengesellschaft“ auch noch den „Versicherungsverein“ gibt, bei denen die Versicherungsnehmer die Mitglieder und die Träger des Vereins sind.
Könne man denn beobachten, dass die Versicherung „auch eine Art von sozialer Verantwortung fühlt?“, will der Reporter nun vom Anwalt wissen. „Soziale Verantwortung haben sie im Versicherungsgewerbe nicht mehr. Es geht dann halt nur ums Geld“, sagt Kotz. „Sie müssen in dieser Zeit eine Rechtsschutzversicherung haben, um das Risiko abzusichern, gegen den Versicherer auf dem Rechtswege vorzugehen.“
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