- Von Redaktion
- 26.07.2023 um 10:08
Da sich die Welt immer im Wandel befindet, muss man immer bereit sein, auch mal seine Meinung zu ändern. Und manchmal manifestiert sich dieser Wandel zum Beispiel in einer neuen Tafel der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV), weshalb die Berufsunfähigkeitsversicherung neu berechnet werden muss.
Nur um das hier in aller Deutlichkeit zu schreiben: Die Aktuare können nichts dafür. Sie werten den Wandel einfach aus. Und wenn das jetzt dazu führt, dass wir eine sehr angenehme Salesstory verlieren, dann müssen wir uns eben was Neues einfallen lassen.
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Denn anscheinend verhalten sich die 30- bis 40-Jährigen angenehm risikoavers, während die 20-Jährigen eine größere Affinität hin zum Risiko entwickelt haben. Das muss nicht bedeuten, dass die Generation Z riskantere Hobbys hat. Es kann auch damit zu tun haben, dass eine ausgeprägte Work-Life-Balance dazu führen kann, nach einer Erkrankung eben nicht mehr in Vollzeit zu arbeiten und dann dauerhaft unter 80 Prozent des letzten Einkommens zu verdienen, weshalb der BU-Versicherer nicht konkret verweisen kann.
Der Grund kann uns am Ende auch egal sein. Fakt ist, dass es einfach nicht mehr stimmt, dass der 20-Jährige für eine BU-Versicherung auch unterm Strich weniger bezahlt als der 40-Jährige. Der Trend hat sich angedeutet. Ich habe Folien von sechs Jahre alten Seminaren von mir gefunden, in denen ein 20-Jähriger über die Laufzeit bis zu 3.000 Euro sparen konnte. In den vergangenen Jahren war das Storytelling bereits, dass die 20 Jahre zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr gratis zu versichern sind, weil eine BU-Versicherung in Summe das gleiche kostet, egal, ob ich sie mit 20 oder erst mit 40 abschließe.
Günstigerer Abschluss mit 40 Jahren?
Mittlerweile ist es aber so, dass ich je nach Anbieter und Beruf zwischen 15 bis 35 Prozent spare, wenn ich erst mit 40 den Versicherungsschutz abschließe. Also, in Summe. Der monatliche Beitrag bleibt für den 20-Jährigen geringer.
Auch die Vorteile mit den Gesundheitsfragen bleiben bestehen. Ich bin mit 20 vermutlich gesünder als mit 40. Und die Wahrscheinlichkeit, erst nach mehr als zehn Jahren berufsunfähig zu werden und deshalb kein Problem wegen einer möglichen vorvertraglichen Anzeigepflichtverletzung aufgrund einer mir unbekannten Diagnose zu bekommen, ist auch immer noch mit 20 Jahren höher.
Blöd ist es trotzdem… Junge Menschen sind doch nach wie vor die interessanteste Zielgruppe, oder nicht? Wäre es da nicht möglich gewesen, den notwendigen Zuschlag auf mehrere Altersgruppen zu verteilen? Oder ist es vielleicht sogar ein bisschen Absicht, weil so eine spätere Umdeckung einfacher zu verargumentieren ist, wenn der Beitragsunterschied nicht so hoch ist?
Ich persönlich hätte mir gewünscht, dass die Veränderung des Risikos anders auf die Beiträge umgelegt worden wäre. Vor allem, weil ja vielleicht sogar zu erwarten ist, dass die Eigenschaften, die bei den jungen Menschen zu einem erhöhten Risiko führen, mit den jungen Menschen in die verschiedenen Altersgruppen hineinwachsen.
Aber es ist, wie es ist. Für „Je früher, desto besser!“ gibt es jetzt ein Argument weniger. Es bleibt der höhere Cashflow durch die niedrigere Prämie, die längere Versicherungsdauer und die höhere Wahrscheinlichkeit, dass die Vorvertraglichkeit bis zum Leistungsfall verjährt ist und der vermutlich bessere Gesundheitszustand. Das sind immer noch starke Argumente!
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