- Von Lorenz Klein
- 14.03.2022 um 11:57
„Wir haben so gut wie keine Anfragen von Menschen, die ohne Vorerkrankungen sind. Ganz im Gegenteil: Die Anzahl und Heftigkeit der Vorerkrankungen nimmt eher zu.“ Diese Erkenntnis schildert der Versicherungsmakler und Experte für Berufsunfähigkeitsversicherungen (BU) Matthias Helberg kürzlich auf seinem Blog, wo er sein „BU-Jahr 2021“ Revue passieren lässt. Er und sein Team hätten daher, „einer ganzen Anzahl von Versicherungswilligen“ mitteilen müssen, „dass sie zu dem Zeitpunkt aus unserer Sicht keinen BU-Versicherungsschutz bekommen konnten“.
BU-Makler schildert zwei Beratungsextreme
Makler fordert mehr Kulanz bei BU-Beitragsbefreiung
BU-Experte kontert WDR-„Versicherer-Bashing“
„So viele BU- und Risiko-LV-Anträge wie noch nie“
Wenn es aber zu einer Einreichung eines BU-Antrags kam, wurde dieser laut Helberg auch immer durch die jeweilige Versicherung angenommen: „In keinem einzigen Fall gab es eine Abweichung zwischen Risikovoranfrage und Antragsannahme.“ Dabei ging die Mehrheit der Anträge (73 Prozent) glatt durch, so dass sich die Kunden über den vollen Versicherungsschutz freuen konnten. Bei 23 Prozent der Anträge verlangte der jeweilige Versicherer den Ausschluss einer Vorerkrankung. Die verbliebenen 4 Prozent der angenommenen Verträge führten laut Helberg zum Ausschluss einer Vorerkrankung plus einem Risikozuschlag. Immerhin: „Bei keinem einzigen Vertrag wurde mehr als eine Vorerkrankung vom Versicherungsschutz ausgeschlossen“, freut sich der Makler – der vor allem auch deshalb Grund zur Freude hat, weil sein Maklerunternehmen nach eigenen Angaben „so viele BU- und Risiko-LV-Anträge wie noch nie“ abschließen konnte.
Der jüngste Versicherte war demnach beim BU-Abschluss 13, der älteste 52 Jahre. Der Durchschnitt lag bei 29 Jahren. Das „relativ hohe Durchschnittsalter“ führt Helberg insbesondere darauf zurück, dass einige Kunden „erst im fortgeschrittenen Alter“ auf sein Team zukämen. „Oft haben sie dann festgestellt, dass die BU, die sie bereits haben, zu kurz läuft, nicht erhöht werden kann oder beim Abschluss nicht alles vernünftig über die Bühne ging. Selten lässt sich das reparieren, meistens läuft es auf einen (zusätzlichen) neuen Vertrag hinaus.“
Die Krux mit der Nachversicherungsgarantie
Als eine weitere Besonderheit hebt Helberg hervor, dass alle BU-Neuanträge im Jahr 2021 mit einer Nachversicherungsgarantie ausgestattet wurden. Auf diese Weise lässt sich der BU-Versicherungsschutz zu einem späteren Anlass – wie etwa Hochzeit oder Familiengründung – erhöhen, ohne dass der Versicherte erneut Gesundheitsfragen beantworten muss. „Innerhalb der ersten Jahre braucht man bei guten BU-Verträgen nicht einmal einen Anlass für die Erhöhung“, fügt Helberg hinzu. Allein: Eine solche Klausel auf dem Papier stehen zu haben, reicht in vielen Fällen offenbar nicht. „Kaum ein Versicherer macht auf den Fristablauf dieser Nachversicherungsgarantien aufmerksam“, sagt Helberg.
Hintergrund: Einige Versicherer ermöglichen die Nachversicherung nur innerhalb von drei Monaten nach Eintritt des jeweiligen Ereignisses, vielerorts ist auch eine Frist von bis zu zwölf Monaten drin. Also übernähmen es Helberg und sein Team, diesen wichtigen Hinweis an ihre Kunden zu kommunizieren.
Und weil die Regelungen bei Erhöhungen ohne erneute Gesundheitsprüfung „teilweise so unheimlich komplex“ geworden seien, habe man speziell dafür eine 20-Punkte-Checkliste eingeführt. „Die hat uns enorm geholfen“, so der Makler.
Warum aber die Nachversicherungsanträge „so phänomenal eingeschlagen“ hätten, darüber könne Helberg nur spekulieren: „Vielleicht lag es am entstehenden Bewusstsein, dass Long- oder Post-Covid-19 schnell das Leben über den Haufen werfen können. Vielleicht lag es auch am zum neuen Jahr abgesenkten Höchstzins in der Lebensversicherung, der sich auch auf viele Nachversicherungen auswirkt. Oder an beiden“, gibt er zu bedenken.
Alle BU-Leistungsanträge wurden 2021 angenommen
Und auch diese positive Nachricht hält Helberg für berichtenswert: „Alle unsere Kundinnen und Kunden, die im Jahr 2021 Leistungen aus ihrer BU-Versicherung beantragt haben, haben sie auch bekommen.“ Zwei Fälle seien noch in Bearbeitung. Und „natürlich“, so der Makler, seien bei den Fällen „meistens die Psyche der Auslöser oder zumindest als Ursache für Berufsunfähigkeit beteiligt“. Mit einem reinen „Corona-Fall“ habe man bislang nicht zu tun gehabt.
0 Kommentare
- anmelden
- registrieren
kommentieren