- Von Redaktion
- 03.12.2024 um 16:00
Pfefferminzia: Warum braucht man Spezialisten beim Thema Berufsunfähigkeit, und was ist eigentlich ein Spezialist?
Oliver Ostheim: Ein Spezialist ist aus unserer Sicht jemand, der nichts anderes macht, als ein ganz bestimmtes Thema zu bearbeiten. Der täglich Mandanten berät und vertritt, Prozesse führt und nichts links und rechts daneben macht.
Warum haben Sie sich ausgerechnet auf Berufsunfähigkeit spezialisiert?
Oliver Klaus: Wir haben ursprünglich mit dem allgemeinen Versicherungsrecht angefangen. Schnell haben wir gemerkt, dass jede Versicherungssparte ihre eigene Rechtsprechung hat. Da merkt man, dass man nicht alles gut bedienen kann. Wenn man sich auf eine Sparte spezialisiert – das ist bei uns die Berufsunfähigkeit –, kann man sich mit der gebotenen Sorgfalt mit jedem einzelnen Mandat beschäftigen.
Was kann bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung schiefgehen, und warum braucht man in solchen Fällen Ihre Hilfe?
Ostheim: Wir begleiten Mandanten schon beim Leistungsantrag, weil es da besonders sinnvoll ist, sorgfältig vorzugehen, um eine Leistungsanerkennung zu bekommen. Unser Ziel ist es immer, einen gerichtlichen Prozess zu vermeiden. Verfahren vor dem Landgericht dauern sehr lange, etwa 18 Monate, und in dieser Zeit bekommt der Mandant womöglich kein Geld. Das ist für viele Mandanten eine enorme Belastung. Deshalb gilt es, schon vorn anzufangen beim Leistungsantrag.
Wann sollten Mandanten idealerweise zu Ihnen kommen?
Klaus: Der frühestmögliche Zeitpunkt ist, wenn der Mandant den Verdacht hat, berufsunfähig zu sein. Wenn er wissen möchte, was nötig ist, um die Versicherung in Anspruch zu nehmen – noch bevor er dort vorstellig wird. Wir prüfen dann die Versicherungsbedingungen, klären, wie Berufsunfähigkeit darin definiert ist, und ob die Erkrankung des Mandanten die Voraussetzungen erfüllt. In manchen Fällen empfehlen wir dem Mandanten zunächst einen Arztbesuch, um die Sachlage besser einschätzen zu können.
Was unterscheidet Sie von anderen Anwälten oder gar von Versicherungsmaklern, die ja auch oft als erste Anlaufstelle auftreten?
Ostheim: Der Makler ist oft die erste Anlaufstelle für seine Kunden. Das ist korrekt. Tatsächlich würde ich aber sagen: Besser aufgehoben sind sie bei uns als Spezialisten für Berufsunfähigkeit. Viele Mandanten denken, es reicht aus, der Versicherung zu sagen, dass sie berufsunfähig sind. Aber der Weg dorthin ist komplex. Es geht oft darum, alle Schritte korrekt zu begleiten, um am Ende die Leistung zu bekommen.
Legt man sich nicht automatisch mit Versicherern an, wenn man mit einem Anwalt anrückt?
Klaus: Das ist eine klassische Fehlannahme. Es geht nicht darum, sich zu streiten. Stattdessen will man den Prozess so klar gestalten, dass dem Versicherer die Entscheidung leicht fällt. Sollte er jedoch ablehnen, was aus unserer Sicht nicht gerechtfertigt ist, dann muss man den Ton natürlich verändern und dem Versicherer erklären, warum er falsch entschieden hat. Das wäre das Stadium vor einem gerichtlichen Prozess. Unser Ziel ist es aber immer, dass es gar nicht zu einer Ablehnung kommt. Sollte es doch dazu kommen, stehen wir bereit, um gegebenenfalls auch gerichtlich vorzugehen. Aber unser primäres Ziel ist es, Streit zu vermeiden.
Haben Sie ein Beispiel aus der Praxis, bei dem es durch kleine Fehler zu großen Problemen kam?
Ostheim: Wir übernehmen häufig Fälle von Mandanten, die mit ihrem bisherigen Anwalt unzufrieden sind. Dabei stellen wir immer wieder fest, dass handwerkliche Fehler gemacht wurden – zum Beispiel bei der Klageformulierung. Diese Anträge müssen sehr präzise gestellt werden. Wenn hier etwas falsch läuft, hat das massive wirtschaftliche Konsequenzen für den Mandanten. Deshalb ist es wichtig, dass alle Beteiligten wissen, was sie können und was sie nicht können.
Wie viel kann man im Nachhinein noch retten, wenn Fehler gemacht wurden?
Klaus: Das ist schwierig. Natürlich kann man versuchen, nachträglich noch etwas zu reparieren, aber es ist nicht immer möglich. Wenn beispielsweise ärztliche Berichte falsche Begriffe verwenden, kann das ein Problem sein, das nur schwer zu korrigieren ist. Manchmal ist es einfach zu spät, vor allem, wenn wichtige Fristen im Prozess abgelaufen sind.
Und welche Rolle spielt dann der Makler noch, wenn Sie ins Spiel kommen?
Ostheim: In der Praxis spielt der Makler oft eine eher untergeordnete Rolle, sobald wir im Mandat sind. Zwar kann er ein Bindeglied zum Versicherer sein, doch häufig ziehen sich Makler zu diesem Zeitpunkt zurück. Es ist klug, wenn ein Makler erkennt, dass es sinnvoll ist, Spezialisten hinzuzuziehen. Das ist nicht nur für den Kunden von Vorteil, der sich in guten Händen weiß, sondern reflektiert auch positiv auf den Makler, da er eine wertvolle Empfehlung gegeben hat.
Das Interview können Sie hier anschauen.
„Unser Ziel ist es immer, einen gerichtlichen Prozess zu vermeiden“ von Pfefferminzia auf Vimeo.
>>Zum Teil 1 Fallstricke in der Berufsunfähigkeitsversicherung
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