- Von Redaktion
- 15.09.2020 um 12:00
Am Ende meiner aktiven Beratungstätigkeit muss ich mir einmal Luft verschaffen. Es geht um die Berufsgruppe der Medizinischen Fachangestellten (MFA), die sich auch über zwölf Jahre, nachdem der erste Tarifvertrag zur betrieblichen Altersversorgung (bAV) für die MFA in Kraft getreten ist, noch immer nicht mit ihrer finanziellen Zukunft beschäftigt.
Wie Sie vielleicht wissen, zeichnet sich der Tarifvertrag zur bAV für Medizinische Fachangestellte unter anderem dadurch aus, dass nach der Probezeit automatisch eine rein arbeitgeberfinanzierte Altersvorsorge (76 Euro monatlich für Vollzeitkräfte) einzurichten ist. Die MFA kann darüber hinaus Bruttogehalt umwandeln und bekommt dazu weitere 20 Prozent vom Chef. So viel zur Theorie.
bAV-Bestand wächst 2019 um 150.000 Verträge
„Das BRSG steigert die Relevanz der bAV-Beratung“
In der Praxis trifft man meist auf Ärzte, die nicht nach Tarif bezahlen. Sie zahlen (meist unwesentlich) höhere Gehälter, womit sie ihrer Meinung nach nicht tarifgebunden sind – also auch keine bAV anbieten. Seit zehn Jahren empfehle ich den Ärzten, die bAV nach dem Muster des Tarifvertrags einzurichten.
Ich selbst bevorzuge zu verstehen, weshalb ich etwas tue, und versuche meinen Kunden, dieselbe Grundlage für ihre Entscheidung zu geben. Deshalb errechne ich mit den Mitarbeitern erst den Unterschiedsbetrag zwischen Gehalt und Rente, dann die Summe des benötigten Kapitals und zum Schluss, wie viel sie dafür ab sofort sparen müssen. Dazu nutze ich meine Belegschaftspräsentation, die sich seit vielen Jahren bewährt hat und die ich immer wieder an neuen Erkenntnissen ausgerichtet habe. In allen anderen Branchen können wir 60 bis 85 Prozent der Belegschaft auf dieser Grundlage versorgen.
Das Wissen zur bAV ist deutlich ausbaufähig
Lassen Sie uns hier nicht an Details hängen bleiben, ob die Lücke brutto oder netto ist, dass natürlich kein Geld „unters Kissen“ kommt und auch nicht, dass ein Zinsvertrag heute quatsch ist. Lassen Sie uns bei einfachen, für den gesunden Menschenverstand eines Laien, nachvollziehbaren Fakten bleiben.
Ich habe eine kleine (nicht repräsentative und zugegeben etwas provokativ formulierte) Umfrage unter den Medizinischen Fachangestellten gestartet (Mehrfachnennungen waren möglich). Schauen Sie sich mal das verblüffende Ergebnis an:
- Immerhin 50 Prozent haben schon einmal etwas von bAV gehört, 75 Prozent sind sich dagegen nicht sicher ob vermögenswirksame Leistungen und bAV eventuell dasselbe sind.
- Die Frage „Wie viel Geld brauchst Du in Summe, um Deine Rente zu finanzieren?” beantworten 75 Prozent so, dass sie sich darüber noch nie Gedanken gemacht haben. 50 Prozent glauben, dass ihnen 40.000 Euro reichen. 25 Prozent glauben, dass sie rund 150.000 Euro brauchen werden.
- Nur 50 Prozent wissen, dass es einen Rechtsanspruch auf eine bAV gibt und nur 50 Prozent wissen, dass dieser Rechtsanspruch in jeder Betriebsgröße gilt. Was bAV ganz genau ist, traute sich keine der Befragten anzukreuzen.
- Wie groß ist Deine Rentenlücke? 25 Prozent halten die Rentenlücke für eine Verschwörungstheorie, 50 Prozent denken an rund 500 Euro Lücke und 25 Prozent sagen „Ich arbeite Teilzeit und habe einfach kein Geld zum Sparen. Es wird eh nicht reichen. Ich habe resigniert.“
- Wie viel musst Du ab sofort sparen, um später genug Geld zu haben? 50 Euro halten 75 Prozent für ausreichend, nur 25 Prozent denken an 300 bis 500 Euro.
- Dass sie auch Kleinstbeträge sparen können, war 100 Prozent bekannt. Dass es in Deutschland ein steuerfreies Grundeinkommen gibt, bejahten 25 Prozent. Den KV/PV-Freibetrag und dass die Betriebsrente (der „Sockelbetrag“) auf Grundsicherung nicht angerechnet wird, wusste niemand.
- Auf den Partner wollen sich 75 Prozent in der Rente verlassen.
- Für Alleinerziehende ist die Vorstellung, dass im Fall des Ablebens die Kinder aus der bAV nur 8.000 Euro bekommen, eine extreme Hürde. (Diese Aussage gilt unabhängig vom ausgeübten Beruf, solange die Kinder noch nicht auf eigenen Beinen stehen. Erfahrungsgemäß haben die vormals alleinerziehenden Mütter diese Hürde nicht mehr, sobald ein Lebensgefährte zum Vererben da ist.)
Mary Busch
Vor 4 JahrenEndlich erhalten die politischen Befürworter eines Obligatoriums kompetente Unterstützung aus dem Vertrieb! Dann braucht es keine Provisionen und keinen Vertrieb und alle können entspannt ihren Ruhestand genießen.
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kommentierenMary Busch
Vor 4 JahrenEndlich erhalten die politischen Befürworter eines Obligatoriums kompetente Unterstützung aus dem Vertrieb! Dann braucht es keine Provisionen und keinen Vertrieb und alle können entspannt ihren Ruhestand genießen.