Karoline Leienbach, Leiterin strategisches digitales Gesundheitsmanagement bei der Gothaer © Karoline Leienbach
  • Von René Weihrauch
  • 05.10.2020 um 10:40
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 02:05 Min

Gesunde, zufriedene Mitarbeiter sind mitentscheidend für den Erfolg eines Unternehmens. Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) kann dazu einen wertvollen Beitrag leisten. Karoline Leienbach, Leiterin strategisches digitales Gesundheitsmanagement bei der Gothaer, erklärt, wie das funktioniert.

Frau Leienbach, vielleicht zunächst einmal zur Begriffsklärung: Was ist betriebliches Gesundheitsmanagement eigentlich?

Karoline Leienbach: Betriebliches Gesundheitsmanagement versteht Gesundheit als wesentliche Grundlage für Leistung und Wohlbefinden von Mitarbeitern, grundsätzlich gesagt: als wichtigstes Gut überhaupt. Der Begriff fasst alle strukturellen und prozessualen Maßnahmen zusammen, die der nachhaltigen Gesundheitsförderung von Beschäftigten in einem Unternehmen dienen – von A wie Arbeitsschutz bis Z wie Zirkeltraining. Hintergrund ist die gesetzliche Verpflichtung von Betrieben zu Arbeits- und Gesundheitsschutz. Betriebliches Gesundheitsmanagement geht aber weit darüber hinaus. Ziel aller Maßnahmen ist eine gelebte, gesundheitsfördernde Unternehmenskultur.

Welche Maßnahmen sind das konkret?

BGM ist in der Regel auf drei Elementen aufgebaut. Das erste ist der bereits erwähnte, obligatorische Arbeits- und Gesundheitsschutz im Unternehmen. Zweites Element ist das betriebliche Eingliederungsmanagement, das Mitarbeitern hilft, die nach längerer Krankheit an den Arbeitsplatz zurückkehren. Schließlich kommt als drittes Standbein die betriebliche Gesundheitsförderung hinzu. Sie umfasst gezielte, individuelle Maßnahmen zu einer gesundheitsförderlichen Arbeitsgestaltung. Das können beispielsweise ergonomisch gestaltete Arbeitsplätze sein, ein ausgewogenes, gesundes Kantinenessen, Bewegungsprogramme, Fitnessangebote wie Rückenschulen und Ähnliches. Aber auch Themen wie Führung, Stressbewältigung oder Suchtprävention gehören dazu.

Welche Rolle spielen digitale Techniken im BGM?

Sie werden immer wichtiger, nicht zuletzt auch durch Corona – Stichwort: Homeoffice. Arbeit verlagert sich, sie findet nicht mehr ausschließlich im Betrieb statt. Darauf muss sich betriebliches Gesundheitsmanagement einstellen. Ich denke da beispielsweise an den vermehrten Einsatz von Online-Seminaren oder an telemedizinische Beratungen, aber auch an relativ neue Ansätze wie Schrittzählerwettbewerbe über eine spezielle App oder an den Bereich Gamification, also den Einsatz spielerischer Elemente ins BGM. So etwas ist absolut niedrigschwellig und macht den Mitarbeitern einen Riesenspaß. Die beschleunigte Digitalisierung, die wir gerade erleben, bestätigt ganz klar: Betriebliches Gesundheitsmanagement ist wie eine lange Reise, während der sich Bedingungen und Erwartungen immer wieder ändern. Deshalb sind regelmäßige Befragungen von Mitarbeitern auch so wichtig. Bei der Gothaer praktizieren wir das so seit vielen Jahren. Für unser BGM sind wir bereits mehrfach ausgezeichnet worden – u.a. mit dem Corporate Health Award.

Welchen Mehrwert ziehen Unternehmen aus dem BGM?

Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass BGM krankheitsbedingte Fehlzeiten deutlich reduziert. Zudem erhöht es die Bindung von Mitarbeitern ans Unternehmen. Gesunde, zufriedene Beschäftigte sind motivierter und leistungsfähiger. Nach außen präsentiert sich der Betrieb als sozial verantwortlicher, fürsorglicher Arbeitgeber. Das ist ein gutes Argument im Wettbewerb um die besten Fachkräfte. Aus diesen Gründen erwägen viele Unternehmen zurzeit ja auch den Abschluss einer betrieblichen Krankenversicherung. Wichtig ist: Gesundheit ist auch im betrieblichen Kontext nicht erst dann relevant, wenn man erkrankt, sondern schon viel früher.

Was kostet ein gutes BGM?

Das lässt sich pauschal nicht sagen. Es kommt darauf an, wie professionell, wie umfassend betriebliches Gesundheitsmanagement im Unternehmen installiert werden soll. Die teuerste Maßnahme muss nicht zwangsläufig für jeden Betrieb die beste sein. Was ist für die Belegschaft in meinem Unternehmen sinnvoll? Welche Ziele will ich erreichen? Diese Fragen sollten zu Beginn geklärt werden. Erst dann kann die Planung erfolgen, bei der möglichst alle Akteure mit am Tisch sitzen sollten. Denn letztlich müssen alle, von der Unternehmensleitung bis zur Belegschaft, an einem Strang ziehen. Und schließlich ist eine regelmäßige Evaluation der eingeführten Maßnahmen zwingend geboten. Im besten Fall schafft BGM auf diese Weise eine Vertrauens- und Gesundheitskultur, die dem Betrieb und seinen Beschäftigten gleichermaßen zugute kommt.

autorAutor
René

René Weihrauch

René Weihrauch arbeitet seit 35 Jahren als Journalist. Einer seiner Schwerpunkte sind Finanz- und Verbraucherthemen. Neben Pfefferminzia schreibt er für mehrere bundesweit erscheinende Zeitschriften und international tätige Medienagenturen.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

Pfefferminzia Logo rgb
Suche
Close this search box.
Zuletzt hinzugefügt
Wie die Zukunft der bAV aussieht
Handelsblatt Jahrestagung bAV 2024

Wie die Zukunft der bAV aussieht

Vermittler müssen und wollen sich weiterbilden
AfW-Vermittlerbarometer: Nachhaltigkeit

Vermittler müssen und wollen sich weiterbilden

Zuletzt hinzugefügt
„Ich stelle eine echte Verbindung zu meinen Kunden her“
Interview-Reihe „Auf dem Weg zum Unternehmer“

„Ich stelle eine echte Verbindung zu meinen Kunden her“

„Mein Schweinehund ist einfach ein bisschen kleiner“
Interview-Reihe „Auf dem Weg zum Unternehmer“

„Mein Schweinehund ist einfach ein bisschen kleiner“

Skip to content