- Von Oliver Lepold
- 10.02.2021 um 10:17
Erhöhte Risiken für eine Berufsunfähigkeit führen bei BU-Verträgen zu höheren Beiträgen oder Leistungsausschlüssen. Als typische Risiken gelten etwa chronische Vorerkrankungen wie Rückenleiden oder Berufe mit erhöhtem Risiko, wie zum Beispiel im künstlerischen oder musikalischen Bereich. Auch mehr oder weniger gefährliche Freizeitbeschäftigungen wie Tauchen, Motorradfahren oder Auslandsaufenthalte können bei der Risikobeurteilung eine wichtige Rolle spielen.
Ablehnungen vermeiden
Erscheint dem Versicherer das Gesamtrisiko zu hoch, wird der BU-Antrag des Kunden abgelehnt, wobei Vorerkrankungen, Hobbys und Berufe je nach Anbieter durchaus unterschiedlich bewertet werden. Daher tut ein BU-Vermittler gut daran, diese Maßstäbe vorab zu prüfen, um eine Ablehnung oder ungünstige Einstufung seines Kunden zu verhindern. Denn eine Ablehnung muss der Kunde beim nächsten Antrag angeben, was die neue Einschätzung negativ vorbelasten kann.
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Zusätzlich wurde in der Vergangenheit die sogenannte HIS-Sonderwagnisdatei durch die Versicherer genutzt. Dort speicherten Versicherer auffällige Angaben. So sollte zum Beispiel ein Betrug verhindert werden, falls Versicherte etwa überdurchschnittlich häufig Leistungen aus Rechtsschutz- oder Privathaftpflichtversicherungen in Anspruch nahmen. Ein Eintrag in der Datenbank sorgte demnach dafür, dass Kunden nur schwerlich einen neuen Versicherer fanden. Inzwischen wird die Datenbank wegen der in der EU-Datenschutzgrundverordnung streng definierten Nutzungsregeln weniger genutzt.
Stattdessen hat die Versicherungswirtschaft die Möglichkeit einer Risikovoranfrage geschaffen. Hier werden – wie bei einem Versicherungsantrag – alle wesentlichen Faktoren und Details zum Gesundheitszustand des Kunden beschrieben. Oft werden auch bereits Formulare oder Arztunterlagen beigefügt. Die Anfrage kann wahlweise anonym mit geschwärzten persönlichen Angaben wie Name, Wohnort oder Geburtsdatum gestellt werden. Somit kann der Versicherer anhand der Angaben zwar eine realistische Risikoabschätzung treffen, diese aber keiner konkreten Person zuordnen. Alternativ sind aber auch Anfragen mit Namen möglich, da diese bei einem negativen Ergebnis nicht als Ablehnung angegeben werden müssen.
Nachfragen bei komplexen Fällen
Vor einer Risikovoranfrage sollte die Gesundheitshistorie des Kunden möglichst umfassend erfasst und ausgewertet werden. Die Anforderung von Patientenakten ist dabei sinnvoll. In der Regel teilen Versicherer dem einreichenden Makler innerhalb weniger Tage mit, ob und zu welchen Konditionen der Kunde versicherbar ist. Bei komplizierten Sachverhalten können Nachfragen kommen. Oft hilft auch ein Telefonat mit dem Risikoprüfer, berichten erfahrene BU-Vermittler. Jedoch bearbeiten nicht alle Versicherer anonyme Risikovoranfragen. In solchen Fällen verwenden Makler gern einen erfundenen Namen. Generell ist bei professionellen BU-Versicherern üblich, dass der Kunde im Falle einer Ablehnung nicht in die HIS-Datei eingetragen wird, falls diese überhaupt noch genutzt wird.
Automatisierte Tools
Anstatt anonyme Risikovoranfragen für mehrere Versicherer aufwändig einzeln vorzubereiten, können Makler automatisierte Risikovoranfrage-Tools nutzen. Mit den Tools Vers.diagnose oder Riva zum Beispiel können nach Eintrag der Daten gleichzeitig mehrere Versicherer angefragt werden. In der Regel ist das Ergebnis allerdings nur für relativ unkomplizierte BU-Kunden aussagekräftig, zumal längst nicht alle infrage kommenden BU-Versicherer erreichbar sind. Teilweise bieten auch die Versicherer selbst automatisierte Risikoprüfungs-Tools an, mit dem Vorteil, dass auch nur die für den Anbieter relevanten Fragen beantwortet werden müssen. Daneben gibt es Pools, Makler oder Versicherungsberater, die sich auf Risikovoranfragen spezialisiert haben und gern mit Berufskollegen in diesem Bereich kooperieren.
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