- Von Juliana Demski
- 15.02.2021 um 16:04
Im Corona-Jahr 2020 meldeten sich so viele Deutsche wegen psychischer Probleme krank bei ihrem Arbeitgeber wie noch nie. Das zeigt eine aktuelle Analyse der Krankenkasse DAK-Gesundheit. Insgesamt zählte der gesetzliche Krankenversicherer (GKV) 264 Fehltage aufgrund von Seelenleiden. Vor allem die sogenannten Anpassungsstörungen nahmen 2020 deutlich zu – um insgesamt 8 Prozent. Damit ist eine Reaktion auf ein belastendes Lebensereignis, zum Beispiel ein Trauerfall, gemeint.
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Die häufigste Ursache für Fehltage im Job gingen indes erneut auf das Konto von Problemen mit dem Muskel-Skelett-System. Insbesondere bei Rückenschmerzen gab es laut der Analyse einen deutlichen Anstieg von 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mit 93 Fehltagen je 100 Versicherten war Rückenschmerz für so viele Fehltage verantwortlich wie seit Jahren nicht mehr.
„In der Corona-Pandemie sind Rückenerkrankungen bedeutsamer geworden“, kommentiert Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit, die Ergebnisse. „Durch Lockdown und Homeoffice hat sich die Arbeitswelt drastisch gewandelt. Die Menschen verharren noch länger bewegungslos vor dem Bildschirm und in vielen Branchen steigt die Arbeitsdichte. Wir sehen eine höhere Anspannung im Allgemeinen, was offensichtlich zu einer Zunahme von Fehltagen wegen Rückenschmerzen und bestimmten psychischen Diagnosen führt.“
Immerhin: Bekannte Atemwegserkrankungen deutlich rückläufig
Immerhin: Atemwegserkrankungen belegten im Corona-Jahr mit einem Minus von 3,6 Prozent nur Platz 3 der häufigsten für Fehltage verantwortlichen Krankheitsarten. „Der Rückgang zeigt, wie wirkungsvoll die Hygienemaßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie auch die Übertragung von Erkältungskrankheiten verhindert haben”, resümiert Storm.
Interessant ist auch: Laut der Analyse hat sich das Verhältnis von kurzen zu langwierigen Erkrankungsfällen verändert. So gab es bei kurzen Krankschreibungen von bis zu drei Tagen einen deutlichen Rückgang von einem Viertel. Krankschreibungen über zwei Wochen haben laut der Studienautoren indes deutlich zugenommen. Über alle Erkrankungen hinweg betrug die durchschnittliche Dauer einer Krankschreibung 14,5 Tage – das macht ein Plus von zwei Tagen gegenüber dem vorher seit Jahren konstanten Wert.
„Mehr schwere Fälle und weniger leichte“
„Die Pandemie hat das Krankheitsgeschehen in der Arbeitswelt massiv verändert“, so Andreas Storm. „Wir sehen mehr schwere Fälle und weniger leichte. Und für längerfristig Erkrankte scheint der Weg zurück in die Arbeitswelt unter den aktuellen Bedingungen deutlich problematischer zu sein.“
Der gesamte Krankenstand verringerte sich im Vergleich zum Vorjahr nur ganz geringfügig von 4,2 auf 4,1 Prozent. An jedem Tag des ersten Corona-Jahres waren durchschnittlich 41 von 1.000 Erwerbstätigen krankgeschrieben. Die Mehrheit der DAK-versicherten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sei zudem ganz ohne eine einzige Krankschreibung durch das erste Corona-Jahr gekommen, heißt es in der Studie.
Weniger Fehltage im Homeoffice
Besonders gesund waren dabei diejenigen Menschen, die in ihrem Beruf Homeoffice-Möglichkeiten nutzen konnten: So zeigt die Analyse für die Datenverarbeitungsbranche sowie für Banken und Versicherungen jeweils einen unterdurchschnittlichen Krankenstand von 2,5 beziehungsweise 3,2 Prozent. Diese Branchen haben traditionell einen niedrigeren Krankenstand, doch der Abstand zum Durchschnitt wurde unter Pandemie-Bedingungen besonders deutlich. Weit überdurchschnittlich war der Krankenstand im Gesundheitswesen (4,9 Prozent) sowie in der Branche Verkehr, Lagerei und Kurierdienste (4,7 Prozent).
„Branchen, die geringere Chance haben, Prozesse ins Homeoffice zu verlagern und dem Pandemiegeschehen auszuweichen, waren beim Krankenstand benachteiligt“, fügt Storm hinzu. Der Krankenstand sei in diesen Branchen – entgegen dem allgemeinen Trend – zum Vorjahr geringfügig angestiegen. Die meisten Fehltage hatten indes Beschäftigte in Gesundheitsberufen: durchschnittlich 17 Tage pro Jahr.
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