- Von Achim Nixdorf
- 22.07.2021 um 18:03
Im ersten Halbjahr 2021 meldeten sich in Deutschland ungewöhnlich wenig Beschäftigte krank. Von Januar bis Juni gab es pro Kopf durchschnittlich nur 6,7 Fehltage und damit 22 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Der Krankenstand sank auf ein Rekordtief von 3,7 Prozent. Das zeigt eine aktuelle DAK-Studie. Ursache für diesen massiven Rückgang sind nach Einschätzung der Krankenkasse die geltenden Abstands- und Hygienemaßnahmen während der Corona-Pandemie.
Immer mehr Krankheitstage aufgrund psychischer Probleme
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Rückenleiden verursachen 8,5 Prozent aller Fehltage
„Die Erkältungssaison 2021 ist nahezu komplett ausgefallen“, sagt DAK-Vorstandschef Andreas Storm. Bis Ende Juni seien auf 100 DAK-versicherte Beschäftigte nur 48 Fehltage wegen Atemwegserkrankungen gekommen, rund 92 Tage weniger als im Vorjahreszeitraum. „Die wegen der Pandemie eingeführten Abstands- und Hygienemaßnahmen haben sich damit als wirkungsvoller Infektionsschutz erwiesen.“
Zunahme psychischer Erkrankungen
Beim Blick auf die Krankmeldungen zeigt sich andererseits aber auch eine alarmierende Entwicklung. Denn ein Fünftel aller Krankschreibungen geht mittlerweile auf psychische Leiden zurück (siehe Grafik). Sie erreichten mit rund 133 Fehltagen auf 100 Versicherte einen neuen Höchststand, teilt die DAK mit. Das Vor-Corona-Niveau vom 1. Halbjahr 2019 sei damit um 11,5 Prozent übertroffen worden.
In der Statistik schlägt sich das nur noch nicht nieder, weil das Plus an dieser Stelle durch das sehr großes Minus bei den Erkältungserkrankungen mehr als ausgeglichen wird. Ob das aber so bleiben wird, muss abgewartet werden. Andreas Storm: „Die Pandemie mit allen ihren Begleiterscheinungen hat auf psychische Erkrankungen wie ein Verstärker gewirkt. Was uns als Folge aus den Lockdown-Zeiten noch bevorsteht, können wir heute nur schwer abschätzen.“ Bestrebungen der Politik, für chronisch psychisch Erkrankte besondere Versorgungsformen zu fördern, seien deshalb ausdrücklich zu begrüßen. „Wir brauchen so schnell wie möglich strukturierte Behandlungsprogramme für Menschen mit Depressionen.“
Von dem Einbruch der Fehlzeiten im ersten Halbjahr 2021 sind praktisch alle Berufsgruppen betroffen. Besonders deutlich fällt der Rückgang laut DAK-Studie bei Berufen aus, die verstärkt ins Homeoffice abgewandert sind: In den Bereichen Recht und Verwaltung etwa seien die Fehltage im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich 24 Prozent gesunken.
Hoher Krankenstand in der Altenpflege
Etwas anders stellt sich die Situation bei Beschäftigen dar, die während der Arbeit viel mit anderen Menschen zu tun haben. Hier sank der Krankenstand weniger stark. Das geringste Minus von nur 5 Prozent verzeichneten demnach Altenpflegekräfte. „Die Altenpflege gehört zu den Branchen mit den höchsten Krankenständen“, sagt Storm. „Hier ist ebenso wie in der Krankenpflege dringend eine wirksame Entlastung der Beschäftigten notwendig.“
Für die DAK-Studie hat das Berliner IGES Institut Daten von mehr als 2,3 Millionen bei der DAK versicherten Arbeitnehmern ausgewertet. Eingegangen sind alle Fehlzeiten aus der Zeit von Januar bis einschließlich Juni 2021, für die eine Krankmeldung an die Kasse geschickt wurde.
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