- Von Redaktion
- 28.06.2016 um 10:18
Spitzenreiter im internationalen Vergleich sind mit einem Absicherungsanteil von über 60 Prozent der Bürger Hongkong und Malaysia. Zu diesen Ergebnissen kommt eine repräsentative Umfrage der Smith School der Universität Oxford im Auftrag der Zurich, die mehr als 11.000 Personen in 11 Ländern auf 4 Kontinenten befragte. Berücksichtigt wurden die Länder Deutschland, Italien, Spanien, Großbritannien und die Schweiz, Australien, Brasilien, Malaysia, Mexiko, die USA und Hongkong.
Warum ist die Absicherung gegen Einkommensverluste in Deutschland aber so dürftig? „Mögliche Ursachen für die schlechte Vorsorge in Deutschland sind das Vertrauen in die staatliche Absicherung, große Informationslücken über Versicherungsangebote sowie die falsche Annahme, dass eine entsprechende Vorsorge teuer sei“, sagt Jawed Barna, Vorstand für das Ressort Lebensversicherung der Zurich Gruppe Deutschland.
Die Deutschen sind beim Thema Einkommensabsicherung außerdem am schlechtesten informiert: Laut der Umfrage gibt jeder zweite Deutsche (52 Prozent) an, wenig darüber zu wissen, wie man das Einkommen gegen Erwerbsunfähigkeit oder schwere Krankheit absichern kann.
Ist das Sozialsystem zu stark?
Dass in Deutschland nur wenige Menschen gegen Ausfälle durch Erwerbs- oder Berufsunfähigkeit vorsorgen, liegt möglicherweise auch am besseren Sozialversicherungssystem. Obwohl sich hier in den vergangenen Jahren viel getan hat und der Staat Sozialleistungen abgebaut hat. Die vom Staat gezahlte Rente genügt in vielen Fällen von Erwerbs- oder Berufsunfähigkeit nicht, um die tatsächlichen Kosten zu decken.
„Viele denken aber nicht daran, dass das Solidarsystem aufgrund des demografischen Wandels, der steigenden Kosten im Gesundheitswesen oder des verhaltenen Wirtschaftswachstums vor erheblichen finanziellen Herausforderungen steht. Das staatliche Absicherungssystem reicht längst nicht mehr aus, um den gewohnten Lebensstandard auch nur annähernd zu halten“, sagt Barna. „Wir gehen davon aus, dass die staatliche Absicherung daher weiter eher ab- als zunehmen wird.“
702 Euro im Monat
Derzeit bekommen Bezieher von Erwerbsunfähigkeitsrenten im Schnitt 702 Euro monatlich. „Das stellt Bürger vor erhebliche finanzielle Herausforderungen, da sie neben den fixen monatlichen Ausgaben wie Miete oft noch krankheitsbedingte Zusatzausgaben für Therapien oder häusliche Umbaumaßnahmen haben“, so Barna.
Viele Menschen würden außerdem ihr Risiko unterschätzen, erwerbs- oder berufsunfähig zu werden: Über die Hälfte der Befragten glaubt, ein Risiko unter 20 Prozent zu haben. Laut aktuellen Angaben der Deutschen Rentenversicherung liegt die Wahrscheinlichkeit dafür bei Frauen aber eher bei 35 Prozent, bei Männern bei rund 39 Prozent in der Altersspanne 20 bis 50 Jahre. „Das ist faktisch mehr als jeder Dritte“, sagt Barna.
Falsche Prioritäten
Ein weiteres Ergebnis der Studie: Über die Hälfte (56 Prozent) der Deutschen gibt an, dass eigene finanzielle Mittel nicht ausreichen würden, um den Lebensunterhalt zu decken. Rund drei von fünf Befragten (58 Prozent) sagten aus, dass ihre Ersparnisse nicht einmal für die Abdeckung von sechs Monaten genügen würden. „Gleichzeitig stellen wir aber auch fest, dass viele Bürger ihr Auto besser absichern als ihre eigene Arbeitskraft“, so Barna.
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