- Von Lorenz Klein
- 18.07.2018 um 16:58
Die Anmoderation von Frontal-21-Moderatorin Ilka Brecht ließ Böses erahnen: „Den Kranken verweigern die Konzerne oft die Zahlung – mit dem Verweis aufs Kleingedruckte.“
Gemeint war der Umgang der Versicherer mit ihren Kunden, die eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) abgeschlossen haben.
Zu viele Hintertürchen
Welche Tarife bei der Umorganisationsklausel punkten
„Die BU taugt nicht für eine Dunkelverarbeitung“
Der folgende Beitrag stellte zunächst das Schicksal von Familienvater Wilfried Schlätker vor (hier geht’s zum Video).
Der Sanitär- und Heizungsbaumeister leidet an einer Autoimmunerkrankung: Systemische Sklerodermie. Durch die Erkrankung greift der Körper das eigene Bindegewebe an. Die Ausübung seines Berufes, in dem er mehr als 30 Jahre lang tätig war, ist unmöglich geworden.
Zum Glück hatte Schlätker zwei Berufsunfähigkeitsversicherungen abgeschlossen. Die eine Gesellschaft habe innerhalb von drei Wochen gezahlt, die andere prüfe zehn Monate nach Antragstellung immer noch, berichten die ZDF-Reporter. 1.500 Euro BU-Rente stehen somit auf dem Spiel.
Dass Menschen wie Wilfried Schlätker wegen einer Berufsunfähigkeit „gegen private Versicherungskonzerne kämpfen müssen“, so der Bericht, habe die Politik zu verantworten. „Vor knapp 20 Jahren setzten Bundeskanzler Schröder und sein Arbeitsminister neben Hartz IV große Rentenreformen durch. Seitdem können sich Arbeitskräfte nur noch privat gegen Berufsunfähigkeit absichern“, heißt es zur Erklärung.
Der Staat habe damals eine funktionierende Absicherung der Berufsunfähigkeit in der gesetzlichen Rentenversicherung „gekillt“, wird der Sozialwissenschaftler Stefan Sell von der Hochschule Koblenz zitiert. Das Motiv der damaligen Bundesregierung unter sozialdemokratischer Führung: „Geld zu sparen“, sagt Sell.
SPD fordert schärfe Gesetze für Versicherungen
Laut dem Bericht schickt sich nun die SPD dazu an, ihre vermeintlichen Fehler früherer Tage zumindest teilweise korrigieren zu wollen.
„Man hatte tatsächlich damals zu große Hoffnungen, auch an die Privatwirtschaft“, kritisierte die verbraucherpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion Sarah Ryglewski im Beitrag. Man müsse daher jetzt noch mal „nachsteuern“, sagte die Politikerin.
Konkret fordert die SPD, dass die Gesundheitsfragen bei Antragstellung stärker standardisiert werden. Die Bearbeitungsdauer von Leistungsanträgen solle zeitlich begrenzt werden und jeder das Recht bekommen, eine Versicherung „zu bezahlbaren Konditionen abzuschließen“. So seien Berufsunfähigkeitsversicherungen für viele Menschen gar nicht oder nur zu einem sehr hohen Preis zu haben, so Ryglewski.
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