Alle zwei bis drei Tage muss Wilfried Schlätker seinen Verband wechseln. Er leidet an einer Autoimmunerkrankung. © ZDF
  • Von Lorenz Klein
  • 18.07.2018 um 16:58
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lesedauer Lesedauer: ca. 02:25 Min

Nur etwa 25 Prozent aller Arbeitnehmer haben eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU). Der Sanitär- und Heizungsbaumeister Wilfried Schlätker wollte es besser machen und hat gleich zwei Policen abgeschlossen. Dann wurde er berufsunfähig. Das ZDF-Magazin Frontal 21 begleitete seinen Fall – der Tenor kritisch, doch am Ende gab es für den Betroffenen ein Happy End. Für die Versicherungsbranche ist das hingegen ungewiss, sollte sich die SPD mit ihren aktuellen Vorschlägen zur BU durchsetzen.

Dass die Bundesregierung womöglich bald an der Regulierungsschraube drehen könnte, hat man beim Versicherungsverband GDV offenbar schon befürchtet. Bereits Stunden vor Beginn der Sendung hatte der Verband „5 Fakten zur Berufsunfähigkeitsversicherung“ veröffentlicht, die naturgemäß wohlwollend daherkommen. „Auf die Berufsunfähigkeitsversicherung ist Verlass“, heißt es dort. „Mit knapp über 77 Prozent bewilligen die Versicherer einen Großteil der Leistungsanträge.“ Auf diese Zahl geht der Beitrag aber nicht ein, ohnehin kommen Vertreter der Versicherungsbranche darin nicht vor.

Es wird lediglich darauf verweisen, dass sich die Branche mit einer Bearbeitungszeit von etwas mehr als dreieinhalb Monaten brüste. Das aber sei nur ein Durchschnittswert, betonen die Reporter.

„Das Hauptproblem ist die verzögerte Leistungsbearbeitung, die vielfach mehrfach gestellten Fragen mit gleichem Hintergrund und die insgesamt unangemessene und vor allen Dingen viel zu lange dauernde Leistungsprüfung“, fasst Joachim Laux, Fachanwalt für Versicherungsrecht, seine Sicht auf den heutigen Zustand der BU zusammen.

Immerhin kam es im Falle von Wilfried Schlätker nach über zehnmonatiger Prüfung noch während der Dreharbeiten des ZDF zu einer überraschenden Wende.

„Wir konnten den Leistungsantrag von Herrn Schlätker positiv entscheiden“, zitieren die Reporter aus dem Schreiben der Nürnberger. Der Versicherer erkennt demnach rückwirkend die Berufsunfähigkeit an und zahlt monatlich 1.500 Euro. Inwieweit die vorherige Nachfrage des Magazins bei der Nürnberger den Abschluss des Verfahrens beschleunigt haben könnte, bleibt offen.

Jedenfalls sei die Zukunft von Schlätkers Familie erst mal gesichert, so das Fazit der ZDF-Reporter, die Probleme für viele andere Versicherte würden aber bleiben.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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