Arbeiten gehen? Für viele junge Menschen ist das kein besonders erstrebenswertes Ziel mehr. © Bild von peoplecreations auf Freepik
  • Von Karen Schmidt
  • 27.09.2022 um 13:25
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Würden die Bürgerinnen und Bürger noch arbeiten gehen, wenn sie es finanziell nicht müssten? Mehr als die Hälfte der Deutschen würde das tatsächlich nicht tun. Vor der Corona-Pandemie lag dieser Wert erst bei rund einem Drittel, zeigt die aktuelle HDI-Berufe-Studie.

Die Deutschen wollen weniger arbeiten. So würde fast jeder zweite Vollzeit-Beschäftigte zur Teilzeit-Arbeit wechseln, wenn er dazu die Möglichkeit vom Arbeitgeber bekäme. 76 Prozent aller Beschäftigten sind außerdem für die Einführung der 4-Tage-Woche in ihren Unternehmen. Besonders stark ist das in der Industrie der Fall (86 Prozent). Hier wäre sogar jeder Vierte bereit, dafür auf einen Teil des Lohns zu verzichten, insgesamt sind das aber nur 14 Prozent aller Beschäftigten.

Das geht aus einer Umfrage unter 3.891 Erwerbstätigen in Deutschland im Auftrag von HDI hervor. Ein Treiber dieser Entwicklungen scheint danach die massive Digitalisierung der Arbeitswelt seit 2019 zu sein, die durch die Corona-Pandemie deutlich beschleunigt wurde. So loben heute 60 Prozent aller Beschäftigten, das sind fast ein Drittel mehr als vor der Corona-Zeit, die Digitalisierung im Beruf als hilfreich.

Zugleich geht die Sorge vor Jobverlusten durch die Digitalisierung in Deutschland weiter zurück. Allerdings nimmt auch die Bindung zum Job und Unternehmen gerade bei jungen Beschäftigten signifikant ab – zugunsten einer angestrebten verbesserten Work-Life-Balance. War etwa 2020 für 69 Prozent der Berufstätigen unter 25 Jahren „ein Leben ohne Beruf nicht vorstellbar“, sind es jetzt nur noch 58 Prozent.

„Besonders junge Berufstätige in Deutschland streben den Ergebnissen unserer Studie zufolge vehement nach mehr Freiräumen im Beruf“, sagt Christopher Lohmann, Vorsitzender des Vorstands von HDI Deutschland. „Sie wollen mitbestimmen, wo, wann und wie lange sie arbeiten. Ihre Vorstellungen weichen dabei deutlich von den tradierten Arbeitsmodellen ab.“

Überhaupt Arbeiten? Muss nicht sein …

„Ich würde so schnell wie möglich mit meinem beruflichen Arbeiten aufhören, wenn ich es finanziell nicht mehr nötig hätte.“ In der ersten HDI-Berufe-Studie 2019 stimmte dieser Aussage rund jeder dritte Berufstätige in Deutschland zu. Jetzt sind es 56 Prozent. Deutlich gestiegen ist dabei gerade der Anteil junger Berufstätiger, die sich auch „ein Leben ohne Beruf“ vorstellen können.

Nur 37 Prozent der Befragten geben an, heute in dem Beruf zu arbeiten, den sie sich immer gewünscht und angestrebt haben. Unter Lehrern und Ausbildern erreicht diese Quote mit 59 Prozent den höchsten Wert unter allen Berufsgruppen. Auch unter Medizinern und IT-Kräften arbeiten mit jeweils 44 Prozent überdurchschnittlich viele in ihrem „Traumberuf“. Bei Beschäftigten im Sicherheits- und Reinigungsgewerbe ist das hingegen nur zu 20 Prozent der Fall, sie bilden damit das Schlusslicht unter allen Berufsgruppen.

 

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Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

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