- Von Eckhard Borchardt
- 26.03.2019 um 16:42
Fall 2: Ein „Kollege“ berät unseren Kunden, indem er bei uns anfragt – unter falscher Identität
Sachen gibt es, die gibt es eigentlich nicht. So war es bei uns neulich. Wir erhielten einen mysteriösen Anruf. Jemand der sich als Freund eines unserer Kunden vorstellte, hatte „noch ein paar Fragen“ zu dem Angebot, dass wir dem Kunden zuvor erstellt hatten. Anhand der Umstände des Gesprächs ergab sich – obwohl diese Person das explizit nicht offenlegte – doch ganz eindeutig, dass es sich nur um einen Versicherungsmakler handeln konnte. Auch die räumliche Nähe zwischen einem Versicherungsmakler, nennen wir ihn mal S aus R und unserem Kunden K aus N ließ keinen anderen Schluss zu. Alles andere wäre schon ein großer Zufall gewesen.
Dieser hatte nun offenbar das von uns für unseren Kunden erstellte Angebot vorliegen und hatte, wie er meinte, einige Fragen dazu. Wir hatten zuvor schon einen E-Mail-Schriftwechsel mit unserem Kunden. Konkret ging es um eine der Sonderaktionen in der BU mit vereinfachten Gesundheitsfragen. Der „Kollege“ kannte sich offenbar nicht wirklich mit BU-Versicherungen aus und war offenbar auch mit diesem Sonderkonzept überfordert. Nun dachte er sich wohl: Na, dann frage ich doch mal jemanden, der sich auskennt. Wir lehnten mit dem Hinweis auf den Datenschutz ab und baten um Verständnis, dass wir ohne Einverständnis unseres Kunden keine Auskunft geben können. Dies teilten wir dem Anrufer mit, worauf hin dieser sich beeilte, das Telefonat mit den Worten „Hat sich schon erledigt, ich kenne mich auch ein bisschen aus, besten Dank.“ zu beenden.
Was daran eigentlich unglaublich ist, ist die Unverfrorenheit, mit der hier vorgegangen wird. Nicht nur, dass unser Kunde hier von diesem Makler-„Kollegen“ abgeworben wurde. Das wäre ja okay. Aber dann kann man doch nicht unter falscher Identität („Ich bin ein Freund von Herrn K.“) sich die Informationen, die einem fehlen, von uns zu holen und dann auch noch auf eine so durchsichtige Weise?
Um das klarzustellen: Wenn ein Kollege bei uns nachfragt, helfen wir gerne mal. Aber doch bitte nicht so und unter falscher Identität. Und ja, wir haben auch schon mal Unterstützung von Kollegen erbeten und diese auch erhalten. Und ja, es gab sogar mal einen Fall, da hatte ein Kunde zunächst bei einem Kollegen angefragt, der auch schon für ihn tätig geworden war und dann bei uns gelandet war. Das haben wir später durch Zufall herausgefunden. Wichtig ist nur: Unter Kollegen sollte man mit offenen Karten spielen.
Was die Branche braucht: Mehr Fachkenntnis und mehr Ehrlichkeit
Eine Branche, die ohnehin stets unter kritischer Beobachtung steht und das oft auch zurecht, muss beweisen, dass es auch anders geht: Verbraucher müssen fachliche korrekte Informationen bekommen. Kollegen sollten sich untereinander fair verhalten und sich nicht so sehr als Konkurrenten sehen. Davon würden nämlich am Ende alle Beteiligten profitieren: Die Vermittler, die Versicherer und die Verbraucher. Schade, dass das noch nicht alle verinnerlicht haben.
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