- Von Karen Schmidt
- 15.12.2020 um 15:50
Das Dilemma treibt Berufsunfähigkeitsversicherer und Vermittler bereits seit Jahren um: Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist das am besten geeignete Produkt für die Absicherung des Falls, dass man wegen einer Krankheit oder aufgrund eines Unfalls nicht mehr arbeiten kann. Dank eines hohen Konkurrenzdrucks und immer feineren Bedingungswettbewerbs unter den Versicherern ist das Produkt heute aber so ausgereizt, dass es quasi nur noch der hobbylose, nichtrauchende Akademiker zu bezahlbaren Preisen bekommt. Und der Rest kann sehen, wie er klarkommt.
Tryptophan – nicht nur für die Psyche wichtig
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Auf der Suche nach Alternativen drängt sich aktuell die Grundfähigkeitsversicherung in den Vordergrund. Sie sichert zwar nicht die Arbeitskraft ab, aber dafür bestimmte Grundfähigkeiten, die man oft braucht, um den eigenen Job auf Dauer ausüben zu können. „Die Absicherung von Grundfähigkeiten kann für viele Berufe ein passgenauer Schutz sein. Denn die wichtigsten täglichen Fähigkeiten finden sich in der Liste der versicherten Grundfähigkeiten wieder. Für Handwerker sind das zum Beispiel Gebrauch einer Hand, Knien und Bücken oder Heben und Tragen“, sagt Andreas Imhof, Referent Produktmanagement Biometrie bei Canada Life. „Für kaufmännische Angestellte sind vor allem Sitzen, Schreiben oder auch Tastaturbenutzen besonders interessant. Die geistigen Fähigkeiten runden den Schutz ab.“
Solche psychischen Auslöser bauen dabei mehr und mehr Versicherer in ihre Produkte ein. Sind sie ein Ersatz für den umfangreichen Schutz der BU-Versicherung? Nein, meinen auch die Versicherer selbst: „Wenn man das Thema ‚Psychische Erkrankungen‘ betrachtet, ist der Versicherungsschutz einer Berufsunfähigkeitsversicherung deutlich umfangreicher“, heißt es etwa von der Gothaer. „Leistungsauslöser rund um ‚geistige Fähigkeiten‘ im Rahmen einer Grundfähigkeitsversicherung bieten partiell Versicherungsschutz für einzelne Erkrankungen.“
Kein Ersatz für eine BU- oder EU-Versicherung
Auch die Zurich Gruppe Deutschland betont, dass die psychischen Leistungsauslöser in ihrer Grundfähigkeitsversicherung „die Absicherung psychischer Erkrankungen, wie in einer BU und EU versichert, nicht ersetzen“ können und sollen. „Sie decken jedoch solche schwerwiegenden psychischen Erkrankungsfälle ab, die dem Verlust einer der definierten Grundfähigkeiten gleichkommt“, heißt es weiter.
Die Betonung liegt dabei auf „schwerwiegenden“ psychischen Erkrankungen, stellt auch Versicherungsmakler und Biometrie-Experte Philip Wenzel klar: „Derzeit versichern die Anbieter in den sogenannten Psyche-Bausteinen meist nur schwere Depression und / oder Schizophrenie. Beides ist nicht so häufig anzutreffen, und es gibt drumherum noch eine Menge anderer psychischer Erkrankungen, die hier nicht abgedeckt wären.“
Auch Pascal Schiffels, Geschäftsführer des Analysehauses Morgen & Morgen, betont, dass der Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit in Grundfähigkeitsversicherungen „in den meisten Tarifen“ zwar mitversichert sei, dieser jedoch „sehr spät“ greife und „in keiner Weise mit dem Schutz einer BU-Versicherung zu vergleichen“ sei. Im Morgen-&-Morgen-Rating zum Thema Grundfähigkeiten seien die Zusatzbausteine „Psyche“ daher auch nicht ratingrelevant, „da diese nicht den Kern der Grundfähigkeitsversicherung widerspiegeln“, so Schiffels.
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