Auszubildender eines Elektroinstallationsbetriebs: Viele Unternehmen haben Probleme damit, Lehrstellen zu besetzen. © picture alliance / dpa / Julian Stratenschulte
  • Von René Weihrauch
  • 01.02.2023 um 14:07
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lesedauer Lesedauer: ca. 05:15 Min

Betriebliche Krankenversicherung und betriebliche Altersversorgung können taugliche Instrumente im Wettbewerb um begehrte Arbeitskräfte sein – wenn sie bestimmte Bedingungen erfüllen.

Die Frage war einfach gestellt, als Antwort lediglich ein schlichtes „Ja“ oder „Nein“ möglich. „Haben Sie derzeit in Ihrem Unternehmen Fachkräfteengpässe“, wollten die Interviewer der Bertelsmann Stiftung im Oktober 2021 von 7.500 Unternehmensentscheidern wissen. Das Ergebnis: Zwei von drei Befragten antworteten mit „Ja“. Ein Jahr zuvor war es „nur“ rund die Hälfte gewesen. Abgesehen von den Schwierigkeiten, die ganz offensichtlich in vielen Betrieben bestehen, ist der Fachkräftemangel auch eine gesamtwirtschaftliche Katastrophe.

Denn laut einer Berechnung der Boston Consulting Group gehen Deutschland durch fehlende Arbeitskräfte jährlich 84 Milliarden Dollar an Wirtschaftsleistung verloren. Und vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung geben Prognosen kaum Anlass zu Optimismus, im Gegenteil: „Fachkräfteengpässe verschärfen sich weiter, und ein Ende ist nicht in Sicht“, so Bertelsmann-Experte Matthias Mayer. Die Folge: Alle Unternehmen, aber vor allem kleine und mittlere Betriebe (KMU), müssen sich mächtig ins Zeug legen, um fähige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu holen und zu halten. Der Wettbewerb wird schärfer, der Ton gelegentlich martialisch – das Schlagwort vom „War for Talents“ ist inzwischen gängiger Sprachgebrauch.

Ein gutes Gehalt allein tut es in diesem Kampf um Mitarbeitende nicht mehr. Soziale Benefits wie die betriebliche Krankenversicherung (bKV) und die betriebliche Altersversorgung (bAV) werden als Instrumente im Wettbewerb um gute Leute immer wichtiger. Dass sie bei Beschäftigten mittlerweile höher im Kurs stehen als etwa ein Dienstwagen, ist ein Trend, der seit einigen Jahren andauert – und durch Corona und Inflation zusätzlich befeuert wird. Beide Benefits, bKV und bAV, bieten Maklerinnen und Maklern also hervorragende Vermittlungschancen in einem Markt, der noch jede Menge Potenzial hat.

Beispiel bKV: Zwar steigt die Zahl der Unternehmen, die eine betriebliche Krankenversicherung anbieten, seit Jahren kontinuierlich – Ende 2021 waren es laut PKV-Verband 18.200. Bei Firmen mit mehr als zehn Mitarbeitern bedeutet das aber eine Marktdurchdringung von gerade mal 4 Prozent. Rainer Ebenkamp, Leiter Gesundheit Vertriebsunterstützung bei der Gothaer, rät Maklerinnen und Maklern deshalb, sich dem Thema bKV zu öffnen. „Der Gesundheitsaspekt ist in den Belegschaften angekommen und wird den Mitarbeitenden immer wichtiger“, so seine Beobachtung. „bKV-Leistungen werden bei jedem Arztbesuch unmittelbar wahrgenommen. Deshalb gibt es für Arbeitgeber kaum einen besseren Hebel im Recruiting als die betriebliche Krankenversicherung.“

Flexibel mit Budgettarifen

Hintergrund: Mit dem Abschluss einer bkV ermöglicht der Betrieb seinen Beschäftigten Zugang zu erstklassigen Leistungen der privaten Krankenversicherung. Dazu gehören kürzere Wartezeiten auf einen Facharzttermin, Chefarztbehandlung im Krankenhaus sowie Unterbringung im Ein- oder Zweibettzimmer, Zahnbehandlung und -prophylaxe und einiges mehr. Die Bausteine sind frei wählbar. Familienangehörige können mitversichert werden, und das alles ohne oder mit stark vereinfachter Gesundheitsprüfung. Denn dadurch, dass der Arbeitgeber einen Gruppenvertrag für seine Angestellten abschließt, verteilt sich das Risiko für den Versicherer auf viele Köpfe. Die meisten verzichten deshalb komplett auf Gesundheitsfragen.

Besonders gefragt sind seit einiger Zeit sogenannte Budgettarife. 2018 als Erstes von der Halleschen eingeführt, haben sie sich mittlerweile als beliebteste bKV-Form etabliert. Versicherten steht dabei ein Jahresbudget zur Verfügung, das sie – abgesehen von Deckelungen bei einigen Leistungen – nach Belieben ausgeben können. Gothaer-Experte Ebenkamp sieht aktuell aber auch den Trend, zusätzliche Hochkostenbausteine in die bKV zu integrieren, um teure Behandlungen (etwa beim Zahnersatz) oder stationäre Krankenhausaufenthalte als Privatpatient abzusichern.

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René Weihrauch

René Weihrauch arbeitet seit 35 Jahren als Journalist. Einer seiner Schwerpunkte sind Finanz- und Verbraucherthemen. Neben Pfefferminzia schreibt er für mehrere bundesweit erscheinende Zeitschriften und international tätige Medienagenturen.

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