- Von Lorenz Klein
- 26.07.2023 um 16:34
Bei welchem Versicherer handelt es sich um einen kompetenten und fairen Vertragspartner? Diese Frage dürfte viele Menschen bewegen, bevor sie eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) abschließen. Allein: „Die komplexen Parameter dieser Versicherung sind für Endverbraucher nur schwer zu verstehen“, weiß Georg Goedeckemeyer, Bereichsleiter Rating beim Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP).
Das IVFP untersucht deshalb nicht nur regelmäßig die Produktmerkmale der BU-Versicherer, sondern schaut sich auch an, wie die Branche bei Antrags- und Leistungsprüfung sowie beim Service abschneidet. Die Ergebnisse fassen die Experten im „BU-Kompetenz-Rating“ zusammen.
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Die Studie fußt laut IVFP auf einer interaktiven Analyse, bei der „nichtöffentliche, sensible Daten direkt von den Gesellschaften an das IVFP geliefert werden, um eine adäquate Bewertung vornehmen zu können“. Im Rating werden die Versicherer dann anhand von über 80 Einzelkriterien „auf Herz und Nieren geprüft und bewertet“, wie es heißt.
Am Ende dieses ausführlichen Prüfprozesses ermittelte das IVFP sieben Gesellschaften, die sämtliche fünf Sterne einheimsen konnte. Sie heißen (in alphabetischer Reihenfolge):
- Axa Lebensversicherung AG
- Bayern-Versicherung Lebensversicherung AG
- HDI Lebensversicherung AG
- Nürnberger Lebensversicherung AG
- R+V Lebensversicherung AG
- Swiss Life AG
- Zurich Deutscher Herold Lebensversicherung AG
Drei weitere BU-Versicherer erreichten mit vier Sternen die zweitbeste Bewertung (in alphabetischer Reihenfolge):
- Condor Lebensversicherungs-AG
- Stuttgarter Lebensversicherung a.G.
- Volkswohl Bund Lebensversicherung a.G.
Wie viele Gesellschaften sich insgesamt dem Rating unterzogen, sagt das IVFP nicht. Daher lassen sich auch keine Rückschlüsse ziehen, ob und welche Versicherer ein Ergebnis von weniger als vier Sternen erzielten.
Erfahren lässt sich aber, wie das IVFP zu seiner Gesamtbewertung gekommen ist: Diese ergibt sich den Angaben zufolge aus vier Teilbereichen – dem Geschäft und der Leistungsprüfung mit einer Gewichtung von jeweils 30 Prozent sowie der Antragsprüfung und dem Service mit jeweils 20 Prozent.
Dabei wurde im Teilbereich Geschäft bewertet, „inwieweit der Versicherer genügend Erfahrung und Bestandsgröße besitzt, ob er Stabilität bei den Beiträgen bietet und wie er seine Annahmepolitik betreibt“. Hier hat das IVFP neben der Brutto-/Netto-Spreizung der Beiträge auch die Prozessquote und die Schadenquote abgefragt sowie beispielsweise auch das Vorgehen beim Ausschluss bestimmter Berufsgruppen.
„Die Aufgabe des Versicherers besteht in der Leistungsprüfung darin, berechtigte Ansprüche anzuerkennen und gegebenenfalls unberechtigte Ansprüche abzuwehren. Die Leistungsprüfung ist daher ein besonderer Teilbereich, der in der Praxis immer wieder für Zündstoff sorgt“, erläutert Experte Georg Goedeckemeyer. Das IVFP durchleuchte deshalb explizit, wie ein Anbieter im Leistungsfall vorgehe, Kunden informiere und unterstütze und gegebenenfalls zu einem Neustart ins Berufsleben verhelfe.
Bei der Antragsprüfung wird laut der BU-Experten der aufwändige Prozess untersucht. Es werde geprüft, ob der Versicherer seine Kunden über ihre Rechte und Pflichten ausführlich aufklärt, wie mit Gesundheitsfragen umgegangen werde und welche Besonderheiten der Versicherer unternehme, um sich von den Mitbewerbern zu unterscheiden.
Im Teilbereich Service werden die Anbieter daran gemessen, wie serviceorientiert und kundenfreundlich auf die individuellen Bedürfnisse des Versicherten eingegangen wird. Zudem wird hier geprüft, wie der Versicherer seine Vermittler unterstützt, um dem Qualitätsanspruch der Kunden zu genügen.
„Kompetenz sollte nicht auf eine einzelne Stelle hinter dem Komma heruntergebrochen werden – teilweise würden hier Rangfolgen entstehen, bei denen sich Anbieter nur in Nuancen unterscheiden“, gibt Goedeckemeyer abschließend zu bedenken.
Hier stellt das IVFP weitere Hintergründe zur Methodik sowie Tabellen mit den besten Anbietern in den vier Teilbereichen zur Verfügung.
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