- Von Juliana Demski
- 08.11.2019 um 12:34
Wenn ein junger Mensch seinen Beruf auswählt, kommt die Versicherungsbranche nur selten die engere Auswahl. Selbst Marktführer Allianz kommt nur für 6 Prozent der möglichen Kandidaten als zukünftiger Arbeitgeber in Betracht. Bei anderen Versicherern liegt die Quote der Interessenten sogar nur bei 3 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie „Talents for Insurance 2019“ des Beratungsinstituts Organomics auf Basis eines Branchenvergleichs.
Appell an die Branche: Stärken besser nutzen
Der Tenor: Die Branche sei einfach zu langweilig , so die Autoren. Interessant ist demnach aber, dass einige Leute die Versicherungswelt aus gar keinem bestimmten Grund die kalte Schulter zeigen. Und: Lediglich 16 Prozent der Schüler, Studenten und Berufstätigen lehnen die Versicherungsbranche als Arbeitgeber kategorisch ab – ein gewisses Überzeugungspotenzial ist also durchaus vorhanden. Und immerhin 30 Prozent der Talente können sich zumindest gut vorstellen, zukünftig für einen Versicherer zu arbeiten. Die Studienautoren richten daher ihren Appell an die Versicherer: Sie müssten ihre Stärken besser profilieren und nutzen.
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Bekanntheit ist nicht gleich Beliebtheit
Fragt man nach den großen Namen der Versicherungsunternehmen, so zeigt sich: Ganz vorn auf der Bekanntheitsskala liegt die Allianz (71 Prozent), gefolgt von der Ergo (63 Prozent), der Huk-Coburg (62 Prozent) und der Axa (61 Prozent). Die öffentlichen Versicherer hingegen sind weniger bekannt (48 Prozent).
Schlusslichter unter den großen Versicherungsunternehmen sind derzeit LVM (27 Prozent) und Munich Re (26 Prozent). Branchenübergreifend sind BMW (76 Prozent), AOK (74 Prozent) und Deutsche Bank (73 Prozent) die aktuell bekanntesten Arbeitgeber in Deutschland. Und obwohl die großen Versicherer hier gut mithalten können, ist die Bekanntheit kein Garant für Attraktivität. Zu wenige Talente wollen für sie arbeiten. Immerhin: Im rein brancheninternen Vergleich werden laut Studie derzeit die Allianz (50 Prozent), Münchner Rück (35 Prozent), Huk-Coburg (34 Prozent) und die öffentlichen Versicherer (34 Prozent) von den möglichen Kandidaten als besonders attraktive Arbeitgeber wahrgenommen.
Stärken und Schwächen
Jeder Arbeitgeber hat seine Stärken und seine Schwächen – das ist klar. Fragt man aber nach den Stärken der Versicherer im Allgemeinen, so antworten die Menschen zielgruppenübergreifend mit dem dort gezahlten Gehalt (54 Prozent), der Arbeitsplatzsicherheit (50 Prozent) und der Work-Life-Balance (46 Prozent).
Zugleich zeigt sich aber auch: Die große Mehrheit der Kandidaten erwartet neben diesen Vorzügen von ihrem künftigen Arbeitgeber auch ein besonderes Maß an „emotionaler Stärke“ – allen voran Ehrlichkeit und Wertschätzung in den persönlichen Beziehungen. Genau hier können die Versicherer bisher deutlich weniger punkten als auf funktionaler Ebene. Zwar sprechen die Kandidaten der Versicherungsbranche zwischenmenschliche Qualitäten als Arbeitgeber nicht gänzlich ab – nehmen diese aber ausdrücklich nicht als deren Stärke wahr. Daran sollten die Versicherer besonders arbeiten, finden die Studienautoren.
Gleichzeitig gelte es auch, mithilfe von Medienpräferenzen auf verschiedene Zielgruppen zuzugehen. Jüngere Menschen wählten beispielsweise gern Formate wie Youtube oder Instagram, um sich über mögliche Arbeitgeber zu informieren. Bei den älteren Zielgruppen der berufstätigen Akademiker stünden hingegen Portale wie Xing oder LinkedIn höher im Kurs.
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