- Von Redaktion
- 14.10.2015 um 12:46
Grundsätzlich sei eine zeitlich befristete BU-Police etwas sehr Sinnvolles, zitiert die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) Klaus-Dieter Thomann, seines Zeichens ärztlicher Leiter des Instituts für Versicherungsmedizin (IVM) in Frankfurt. Aber der Experte sieht auch Risiken einer BU-Versicherung. Das Wissen, dass man im Falle einer Berufsunfähigkeit ein sicheres Einkommen erhält, könne Versicherte passiv machen und seelisch belasten. Die Folgen sähen dann ähnlich aus, wie die einer Frühverrentung: Passivität, schlechtere Gesundheit, frühere Sterblichkeit.
BU-Policen würden zusätzlich mitunter Streit- und Grenzfälle erzeugen, sagt Claus-Dieter Gorr, vom Analyseunternehmen Premiumcircle. „Es gibt kein einziges Produkt, das so sehr von Unbestimmtheit strotzt wie die BU“, sagt er gegenüber der FAZ. Es würde von unbestimmten Rechtsbegriffen nur so wimmeln. Das fange schon bei den Gesundheitsfragen an, die viele Laien nicht richtig beantworten könnten. Begriffe wie ein „mehr als altersspezifischen Kräfteverfall“ ließen Interpretationsspielraum zu, die nur vom Gutachter qualifiziert bewertet werden könnten. „Deshalb sollte man unbedingt mit einer BU auch eine Rechtsschutzversicherung abschließen“, empfiehlt Gorr.
Belohnung für die, die nicht mehr arbeiten wollen
Die Befürworter der Berufsunfähigkeitsversicherung sehen in dieser Unbestimmtheit jedoch auch einen Vorteil. „Egal wodurch man seine Berufsfähigkeit verliert, man kann eine Leistung erhalten“, sagt Michael Franke, Geschäftsführer des Analysehauses Franke & Bornberg. Es werde nicht festgelegt, welche Beschwerden zu einem Leistungsfall führen. Dass eine BU den Versicherten passiv machen kann, könne er nicht vollständig widersprechen. Immerhin verliere ein Bezieher seine Leistung komplett oder teilweise, wenn er auf den Arbeitsmarkt zurückkehre. „Das Produkt belohnt die, die nicht mehr arbeiten wollen“, sagt Franke. „Das tut Menschen nicht gut.“
Aber was tun? Die BU-Policen können nur zwischen Leistung und Nichtleistung unterscheiden. Dieses Prinzip könne aufgeweicht werden, meint Franke. Dann könnten Leistungen auch angerechnet werden. Außerdem dürfe der Lohnersatz nicht zu nah an das Einkommen herankommen, sagt Thomann. Das moralische Risiko sei sonst zu groß, einfach nicht wieder arbeiten zu wollen. Um die Unbestimmtheit abzuschwächen, schlägt Gorr zudem vor, die BU in Richtung einer Tätigkeitsversicherung zu entwickeln. Dabei müsse den Versicherern die Ausfluchtmöglichkeiten genommen werden.
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