- Von Redaktion
- 18.08.2016 um 11:33
Contra
Die Gegenposition zu Kleinlein nimmt Peter Schwark, Mitglied der Hauptgeschäftsführung der Branchenverbands GDV, ein. „Wer den Schutz gegen Berufsunfähigkeit in die Sozialversicherung zurückverlagern möchte, übersieht eines: Sozialpolitisch geht es der Gesellschaft nicht um den Schutz der konkreten beruflichen Tätigkeit. Denn: Wer nur berufsunfähig (BU), aber nicht erwerbsunfähig (EU) ist, kann auch noch in einem anderen Beruf arbeiten – etwa der Bäcker mit Mehlstauballergie. Warum also soll die Solidargemeinschaft der Zwangsversicherten dafür zahlen, dass ein Einzelner für sich einen gesundheitsbedingten Berufswechsel für unzumutbar hält?“, schreibt er ebenfalls auf Xing.
Genau das sei vor nunmehr 15 Jahre auch der Grund dafür gewesen, die Absicherung gegen die Folgen einer Berufsunfähigkeit aus dem staatlichen Katalog zu streichen. Der Sozialstaat habe sich auf den Schutz der Arbeitskraft – also das Risiko der Erwerbsunfähigkeit – konzentrieren und seine Mittel nicht mehr für den Schutz des individuellen Berufsstatus ausgeben wollen.
Preiswerter Schutz war nie versprochen
Zudem habe niemand, auch die Politik nicht, 2001 versprochen, dass der private Sektor für jeden jederzeit einen preiswerten BU-Schutz anbieten müsse. Trotzdem habe sich der Markt seit 2001 dynamisch entwickelt: Schwark: „Mittlerweile gibt es 17 Millionen EU/BU-Policen mit einer versicherten Summe von rund 1.640 Milliarden Euro. Nach Aussage von Rückversicherern gibt es keinen anderen Markt in der Welt, in dem optionaler BU-Schutz derart entwickelt und verbreitet ist.“
Warum viele Kunden dennoch keine BU-Police hätten, habe viel mit den Kunden selbst zu tun. „Viel zu viele verdrängen das Risiko, halten es einfach für extrem unwahrscheinlich oder möchten den dafür nötigen Preis nicht bezahlen. So belegen Umfragen, dass körperlich Tätige im Schnitt nicht bereit sind, mehr als 45 Euro im Monat für guten BU-Schutz von 60 Prozent des Gehalts auszugeben. Das reicht meist nicht aus.“
Manchmal spiele aber auch die Risikoprüfung eine Rolle. Die Analysen des Verbands würden aber zeigen, dass auf 94 Prozent aller Anträge ein Versicherungsangebot folge. Schwark: „Das zeigt, die Versicherer arbeiten intensiv am Ausbau dieser Risikodeckung. Denn Geld verdienen sie nur mit Versicherungsverträgen, nicht mit Ablehnungen.
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