Internationale Flaggen wehen in der Luft: Aon hat untersucht, in welchen Bereichen Deutschland noch etwas von anderen Ländern lernen kann. © picture alliance / Andreas Franke | Andreas Franke
  • Von Juliana Demski
  • 05.10.2021 um 17:47
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Ein zentrales Thema der neuen Bundesregierung wird es sein, die Altersvorsorge – darunter auch die betriebliche (bAV) – zukunftsfest zu gestalten. Im Rahmen einer Studie hat das Dienstleistungsunternehmen Aon deshalb einen internationalen bAV-Vergleich gewagt. So seien „Anregungen für die Reform der Betriebsrente“ entstanden, so die Autoren.

Das Dienstleistungsunternehmen Aon hat sich die Modelle der betrieblichen Altersversorgung (bAV) in acht mit Deutschland vergleichbaren Länder angeschaut – und mit dem System hierzulande verglichen. Die Studie solle der künftigen Regierung „Anregungen für die Reform der Betriebsrente“ liefern, heißt es darin. Das Ergebnis: Bei der Zukunftsorientierung gebe es hierzulande im Vergleich zu anderen Ländern noch Luft nach oben.

So sei es beispielsweise Großbritannien mithilfe eines Opt-out-Systems gelungen, eine sehr hohe Beteiligung von Arbeitnehmern (91 Prozent) an der bAV zu erreichen. Unkomplizierte Teilnahmeoptionen und einfache Standardlösungen machten dies dort möglich. Lebensnah und zugänglich zugleich zeigten sich zudem Angebote, mit denen sich betriebliche Rentenansprüche von einem Arbeitgeber zum nächsten „mitzunehmen“ ließen (Portabilität). Hier seien die Schweiz, die Niederlande und die USA weitaus fortschrittlicher aufgestellt als Deutschland.

Aber auch auf Niedrigzinsphasen und demographische Entwicklungen hätten andere Länder schneller reagiert – beispielsweise mit einem Wegfall von Zinsgarantien. Im Gegenzug würden Arbeitnehmern zum Beispiel in Großbritannien, Frankreich und den USA vielfältige Wahlmöglichkeiten der Geldanlage geboten, die dem jeweiligen Sicherheitsbedürfnis respektive dem Wunsch nach höheren Renditen Rechnung trügen. Mehr Flexibilität erweise sich generell als teilnahmefördernd – sowohl bei den Auszahlungsformen als auch bei Beitragshöhen, die den individuellen Lebensphasen angepasst werden könnten, heißt es in der Studie weiter.

Ferner seien auch solch umfassenden Besitzstandsregelungen, wie sie in Deutschland existierten, woanders selten. So seien in den Niederlanden für künftige Dienstzeiten ab 2026 nur noch Pensionspläne zulässig, bei denen der Arbeitgeber die Beiträge und nicht mehr die Leistungen garantiere. In Deutschland könnten hingegen einmal getroffene Regelungen auch für künftige Dienstzeiten kaum noch geändert werden, kritisieren die Studienautoren.

Keine „Blaupause für Deutschland gefunden“

Trotzdem macht Carsten Hölscher, Partner bei Aon, klar: „Bei der Betrachtung der Länder haben wir nicht die eine Blaupause für Deutschland gefunden, die einfach kopiert werden könnte. Jedes Land braucht seine eigenen Lösungen.“ Vielmehr sei es Aon beim Erstellen der Studie darauf angekommen, „gangbare Wege aus dem bAV-Dschungel zu zeigen, die sich in vergleichbaren Ländern bereits bewährt haben“, so Hölscher.

Und weiter: „Wir brauchen dringend einen arbeitsrechtlichen Rahmen, der die Anpassung unserer bAV-Modelle an aktuelle Entwicklungen wie Niedrigzins und Demographie zulässt. Darüber hinaus muss auf vielen Ebenen Komplexität abgebaut werden, um die bAV für alle zugänglicher zu machen. Unsere Studie zeigt, dass zum Beispiel der Wegfall von Garantien in vielen Fällen Vorteile für die Arbeitnehmer bringt. Wir hoffen, dass die nächste Bundesregierung den politischen Mut aufbringen wird, auch Veränderungen auf den Weg zu bringen, die auf den ersten Blick unpopulär erscheinen.“

Für die Studie hat Aon die bAV-Modelle Belgiens, Frankreichs, Großbritanniens, Italiens, der Niederlande, Österreichs, der Schweiz und der USA untersucht. Bewertet wurden sie anschließend nach vier Aspekten, bei denen nach übereinstimmender Meinung aller Studienautoren der größte Handlungsbedarf besteht: Zukunftsorientierung, Flexibilität, Schlankheit der Strukturen und Effizienz.

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Juliana Demski

Juliana Demski gehörte dem Pfeffi-Team seit 2016 an. Sie war Redakteurin und Social-Media-Managerin bei Pfefferminzia. Das Unternehmen hat sie im Januar 2024 verlassen.

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