- Von Lorenz Klein
- 18.09.2023 um 14:08
„Unsere Leistungsfälle zeigen, dass die Psyche mit 39 Prozent die Hauptursache für Berufsunfähigkeit ist“, sagt Stefan Holzer, Leiter Versicherungsproduktion und Mitglied der Geschäftsleitung von Swiss Life Deutschland (siehe Grafik). Er warnt vor einer unheilvollen Entwicklung, die gerne unterschätzt wird – nämlich, dass eine hohe mentale Belastung bei immer mehr Menschen zu psychischen Folgeerkrankungen führen könnte und damit zu mehr Fällen von Berufsunfähigkeit.
„Das Stresslevel in Deutschland bleibt auch nach der Pandemie auf einem hohen Niveau“, teilt der Versicherer auf Basis einer aktuellen Umfrage mit, die das Marktforschungsinstitut Yougov im Auftrag von Swiss Life Deutschland durchgeführt hat. Danach bewerten 61 Prozent der befragten Menschen ihr Stressempfinden als sehr hoch oder eher hoch. Besonders stark betroffen sind demnach Studenten (67 Prozent) und Auszubildende (66 Prozent).
80 Prozent der Deutschen leiden unter Stress
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Das Studium ist absolviert, doch das Stressempfinden bleibt
Doch auch im Berufsleben angekommen, stechen die jüngeren Generationen mit höheren Werten heraus. Beispielsweise fühlen sich 56 Prozent der Generation Z bis unter 29 Jahren häufig gestresst, während es bei den Babyboomern 44 Prozent sind. „Der Druck, gute Leistungen zu erbringen und den Erwartungen gerecht zu werden, ist groß. Studierende und Auszubildende fühlen sich bereits vor dem Einstieg in die Berufswelt mit einem hohen Stresslevel und einer starken Belastung ihrer Psyche konfrontiert“, sagt Swiss-Life-Mann Holzer – und bei vielen Betroffenen ändert sich das offenbar auch im späteren Berufsleben nicht mehr.
Auf die Frage, von welchen Faktoren sich die befragten Personen am häufigsten gestresst fühlen, wurden vor allem Zeitdruck (49 Prozent), das Arbeits- und Lernpensum (41 Prozent), eine unangenehme Arbeits- beziehungsweise Lernatmosphäre (30 Prozent), finanzielle Sorgen (27 Prozent) sowie zu viel Kontakt zu Menschen (27 Prozent) genannt. Für jeden Fünften spielen außerdem ein fehlender Ausgleich sowie die Kolleginnen und Kollegen beziehungsweise Mitstudenten eine tragende Rolle.
Viele Azubis und Studenten ohne BU-Schutz
Ein hohes und andauerndes Stressempfinden beeinflusse das psychische Wohlbefinden und wirke sich negativ auf die körperliche und psychische Gesundheit aus, weiß Experte Holzer. Dies könne unter anderem zu Depressionen, Angstzuständen und Erschöpfung führen. „Ohne frühzeitiges Vorbeugen und effiziente Gegenmaßnahmen können aus Stress schwerwiegende psychische Krankheiten resultieren“, betont Holzer.
Doch nur ein geringer Anteil der befragten Auszubildenden (15 Prozent) und Studenten (14 Prozent) verfügt über eine BU-Versicherung. Bei den berufstätigen Personen liegt der Wert bei 27 Prozent (siehe Grafik oben). Arbeitsunfähigkeit kann nicht nur bei langjähriger Berufsausübung, sondern bereits in der Ausbildung oder im Studium auftreten“, betont Stefan Holzer. „Aus diesem Grund ist es uns besonders wichtig, Auszubildende und Studierende rechtzeitig über die Risiken von mentalen Beschwerden und die Chancen einer frühen Absicherung ihrer Arbeitskraft aufzuklären, um ihnen somit ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.“
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