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- 19.09.2019 um 14:47
Dass zwei Drittel der Deutschen über keine Absicherung ihrer Arbeitskraft verfügen, findet Jörg von Fürstenwerth, Vorsitzender der Geschäftsführung des Versicherungsverbands GDV, angesichts des Risikos nicht nachvollziehbar. Zwar müssten Verbraucher keine Versicherungsmathematiker sein, „etwas Verständnis über Chancen und Risiken sollten aber auch sie besitzen“, schreibt der GDV-Manager in einer Kolumne. „Mit dem Zahlengefühl der Deutschen steht es jedoch nicht zum Besten“, so sein säuerliches Fazit. So würden sehr seltene Ereignisse oft über-, relativ häufige dagegen unterschätzt.
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Selbstkritische Töne lassen sich in der Kolumne nicht vernehmen – trotz des schon lange in der Öffentlichkeit kritisierten Umstands, dass ein adäquater Schutz vor Berufsunfähigkeit für viele Berufsgruppen kaum noch zu bezahlen ist. Auch für Leute mit Vorerkrankungen ist ein BU-Schutz oft nur mit Leistungsausschlüssen, Beitragszuschlägen oder gar nicht zu bekommen.
Einige Arbeitnehmer seien in ihrem Job stärker gefährdet als andere – und das müssten die Unternehmen auch in ihren Prämien berücksichtigen, argumentiert der GDV-Manager. Der Markt biete aber eine große Vielfalt an Produkten zur Absicherung der Arbeitskraft: „So kann jeder Verbraucher das geeignete finden – passend zu seinen individuellen Bedürfnissen“, schreibt von Fürstenwerth. „Und – ja – auch passend zu seinen finanziellen Möglichkeiten.“
Sind BU-Ausweichprodukte bedarfsgerecht?
In der Tat sind Ausweichprodukte zur BU-Versicherung wie Grundfähigkeitspolicen, Dread Disease oder Erwerbsunfähigkeitsversicherungen auch in der Vermittlerpraxis angekommen. 75 Prozent haben ihren Kunden schon mal eine Grundfähigkeitsversicherung verkauft, 70 Prozent eine Dread-Disease-Police, zeigt eine Umfrage des Analysehauses Franke und Bornberg. Auf Platz 3 landet die Erwerbsunfähigkeitsversicherung mit 55 Prozent. Ob diese Produkte aber tatsächlich für die Arbeitskraftabsicherung geeignet sind, darüber ist aktuell eine Diskussion unter Vermittlern entbrannt.
Parallel dazu häufen sich Vorschläge aus der Maklerschaft, wie man die BU-Versicherung zugänglicher machen könnte. Makler Matthias Helberg etwa setzt sich seit 2013 dafür ein, dass es eine BU-Versicherung ohne Gesundheitsfragen, dafür mit zehn Jahren Wartezeit, gibt (außer wenn die BU durch einen Unfall verursacht wird). Philip Wenzel, ebenfalls Makler, hat in einer Kolumne für Pfefferminzia zuletzt eine andere Variante ins Spiel gebracht: „Mir persönlich gefiele es besser, wenn man versuchte, einzelne Faktoren, die zu Ausschlüssen oder Zuschlägen führen, durch regelmäßige Überprüfung wegfallen zu lassen.“
Auf Zuschläge verzichten
Beispielsweise sei es eher selten so, dass Übergewicht sicher zu einer BU führe. Aber der Versicherer gehe davon aus, dass sich das Übergewicht veschlimmern wird. und erhebt deswegen einen Zuschlag. „Wieso nicht von vornherein auf den Zuschlag verzichten, wenn der Versicherte einmal im Jahr nachweist, dass er das Gewicht gehalten oder verringert hat“, fragt Wenzel.
Diese Vorschläge sind aktuell zwar noch Zukunftsmusik. Untätig sind die Versicherer in Sachen Arbeitskraftabsicherung aber nicht. Beispiel Zurich: Der Versicherer hat am 1. August den neuen Berufsunfähigkeits-Schutzbrief auf den Markt gebracht. Das Besondere: Das Produkt kommt ohne die gängige Berufsgruppeneinteilung aus. Stattdessen gibt es ein sogenanntes Scoring-Modell.
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