- Von Lorenz Klein
- 05.08.2020 um 11:14
Eigentlich klappen die Deutschen nur dann ihren Versicherungsordner auf, wenn sie das Gefühl beschleicht, dass das jetzt mal leider unumgänglich ist. Und das scheint in der Corona-Krise bei recht vielen Bundesbürgern der Fall zu sein – vor allem bei jenen, die von Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit betroffen sind.
Das Marktforschungsunternehmen Infas Quo meldet nun auf Basis einer aktuellen Umfrage, dass für Versicherer das Risiko steige, von einer coronabedingten Welle erfasst zu werden – einer zweiten Kündigungswelle, wenn man so will.
Stornowelle durch Corona-Krise bleibt aus
Stornohaftung ist das größte Insolvenzrisiko für Makler
Das tun Versicherer für Kunden und Vermittler in der Corona-Krise
Nach Beginn der Pandemie war aus der Branche noch zu vernehmen, dass die Storno-Zahlen vergleichsweise moderat ausfielen – wohl auch deshalb, weil die Versicherer zügig und flächendeckend mit kundenfreundlichen Stundungsmaßnahmen reagierten. Fraglich ist nun, ob das ausreicht – und sich viele Kunden im Herbst womöglich komplett von ihren Verträgen lossagen werden.
Versicherungen gelten als vergleichsweise einfache Spar-Option
„80 Prozent der Arbeitslosen haben bereits ihre Versicherungsverträge durchgeschaut, fast die Hälfte zieht eine Kündigung in Erwägung“, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“ nun unter Verweis auf die Infas-Quo-Zahlen. Auch mehr als jeder dritte Kurzarbeiter beschäftige das Thema Versicherungen – von ihnen überlege wiederum ein Drittel, ihre Policen zu kündigen.
„Versicherungen sind eine vergleichsweise einfache Option, um bei drohenden Einschnitten in die Lebensqualität zu sparen“, wird Studienautor Karsten John zitiert. Treffen könnte das John zufolge vor allem Versicherer, die viele Selbständige zu ihren Kunden zählen, denn diese Gruppe leidet derzeit besonders unter finanziellen Problemen.
BdV warnt vor voreiligen Kündigungen
„Um Kündigungen zu verhindern, könnten die Anbieter möglichst lange Beitragsfreistellungen der Verträge anbieten“, lautet ein Rat von Infas Quo. Und auch beim Bund der Versicherten (BdV) weist man Verbraucher in einer Mitteilung von Mitte Juli darauf hin, dass bei bestimmten Policen die Möglichkeit bestehe, „die Prämie zu stunden, auszusetzen oder zu reduzieren“.
Hingegen sollten Versicherungsverträge „auf keinen Fall voreilig gekündigt werden“, warnt BdV-Sprecherin Bianca Boss. So sollten insbesondere existenzielle Versicherungen wie die Privathaftpflicht- oder die Berufsunfähigkeitsversicherung „auf jeden Fall bestehen bleiben“, betont Boss. Sie empfiehlt Betroffenen umgehend das Gespräch mit ihrem Versicherer zu suchen und zu klären, welche Möglichkeiten es in der individuellen finanziellen Situation gebe.
Digitale Versicherer auf lange Sicht im Vorteil
Aus Sicht der Marktforscher von Infas Quo könnten mittel- bis langfristig vor allem jene Gesellschaften profitieren, die digital gut aufgestellt sind. Denn: Durch die Nutzung der Corona-Warnapp gewöhnten sich viele Menschen an das Teilen von privaten Daten, so die Vermutung. Das könnte etwa den Telematik-Tarifen in der Autoversicherung Auftrieb geben, wie es heißt. Derartige Tarife richten ihre Prämie am Fahrverhalten der Versicherten aus, welches elektronisch ausgewertet wird. Entsprechende Pläne forciert vor allem der US-Autohersteller Tesla, und das auch in Deutschland (wir berichteten).
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