- Von Lorenz Klein
- 21.10.2019 um 17:52
Immerhin sind viele Makler gewillt, bei der Etablierung des Produkts mitzuwirken. 45 bis 68 Prozent von ihnen betrachten die Multi-Risk- beziehungsweise Grundfähigkeitsversicherung als Favorit unter den vermeintlichen BU-Alternativen, wie eine Umfrage von Franke und Bornberg zeigt.
Mittlerweile bieten mindestens zwölf Versicherer Leistungen bei Verlust von Grundfähigkeiten an – mal als Grundfähigkeitsversicherung, mal als erweiterte Plus-Variante, die beispielsweise auch schwere Erkrankungen absichert. Die Tarife sind häufig modular aufgebaut.
Akzeptanz stetig vergrößert
Zu einem Anbieter der ersten Stunde gehört der Volkswohl Bund. Die Dortmunder setzen seit 2014 auf „Existenz“. Das Produkt sei am Markt „top positioniert“, freut sich Robert Dickner, Leiter der Abteilung Produktmanagement Leben beim Volkswohl Bund. „Bei der Einführung gehörten wir zu den ersten Anbietern einer Grundfähigkeitsversicherung.“ Mit der Zeit habe sich sowohl die Zahl der Anbieter als auch die Akzeptanz bei den Vertriebspartnern stetig vergrößert, schildert der Produktmanager. Zu Ende September habe man jetzt noch mal nachgelegt und das Produkt „mit weiteren interessanten Merkmalen ausgestattet“, so Dickner. Insgesamt versichert „Existenz“ jetzt 17 Fähigkeiten.
Hinzugekommen sind „Heben und Tragen“, „Fingerfertigkeit und Geschicklichkeit“ sowie „Schreiben“. Mit dem neuen Baustein Psyche Plus gibt es die vereinbarte Rente zudem, wenn der Kunde für mindestens zwölf Monate an einer schweren Depression oder an Schizophrenie erkrankt. Außerdem können nun beispielsweise auch Kinder im Grundschulalter versichert werden und bei Neuverträgen besteht die Option auf eine Umwandlung in einen BU-Vertrag. Obendrein bietet der Volkswohl Bund „Existenz“ auch als Direktversicherung an.
Amar Banerjee, Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter der Versicherungsproduktion von Swiss Life Deutschland, beobachtet ebenfalls „rege Produktaktivitäten am Markt“. Man sehe einen Trend, dass sich die Grundfähigkeitsversicherung zunehmend als zweites Standbein neben der BU etabliere.
Vor- und Nachteile klar benennen
Als große Stärke des Produkts wertet Banerjee, dass sich der Deckungsumfang zunehmend sehr individuell zuschneiden lasse: Swiss Life selbst bietet ihre Grundfähigkeitsversicherung in drei unterschiedlichen Varianten an, die sich durch den Umfang des Versicherungsschutzes bei psychischen Erkrankungen unterscheiden. „Bei Kunden mit entsprechenden Vorerkrankungen kann so gezielt eine Deckung angeboten werden, die einen Versicherungsschutz ermöglicht“, erklärt Banerjee.
Die Vermittler, die sich jetzt mit den breitgefächerten Einsatzgebieten dieser Art von Absicherung beschäftigen, würden in Zukunft für noch mehr Kunden finanzielle Risiken minimieren können, ist der Manager überzeugt. Zugleich hat er die Sorge, dass Grundfähigkeitspolicen nach wie vor unterschätzt würden.
Franke-und-Bornberg-Chef Franke ist da etwas vorsichtiger. Zwar passe eine Grundfähigkeitsversicherung gut zur Zielgruppe der handwerklich Tätigen. Der Preisunterschied zur BU mache aber auch deutlich, dass die Versicherer nicht damit rechneten, dass in jedem Leistungsfall, der Berufsunfähigkeit auslösen würde, auch eine Grundunfähigkeit gegeben sei. Vor- und Nachteile einer Grundfähigkeitsversicherung sollten daher in einem Beratungsgespräch klar benannt werden, betont Franke – zumal die Anbieter auf Komplexität setzten. Statt einheitlicher Standarddefinitionen formuliere jeder seine eigenen Leistungsauslöser – und das offenbar nach der Devise: je mehr, desto besser. Denn: Leistungsauslöser geben Michael Franke zufolge „eine gute Story ab“ – selbst, wenn diese etwas merkwürdig anmuten, wie: nicht mehr am öffentlichen Nahverkehr teilnehmen können. Sei‘s drum: Die drei bereits genannten brandneuen Leistungsauslöser des Volkswohl Bunds scheinen Frankes „Gute-PR“-These zu bestätigen.
Gerd Kemnitz
Vor 5 JahrenDie Erwerbsunfähigkeitsversicherung wäre also aus Sicht des Analysehauses Franke und Bornberg eigentlich eine gute Alternative zur Arbeitskraftabsicherung, da sie analog zur Berufsunfähigkeitsversicherung alle Leistungsauslöser abdeckt. Nur weil sie in der Vergangenheit „schlechtgeredet und damit quasi verbrannt“ worden sei, redet das Analysehaus nun Grundfähigkeits- und Multi-Risk-Versicherungen schön, obwohl diese ihre Leistungen völlig unabhängig von der (Rest-)Arbeitskraft erbringen bzw. verweigern.
Soll das der Weg zu einer bedarfsgerechten Kundenberatung sein?
Kay Wanders
Vor 5 JahrenHallo Gerd, bin bereits seit Jahren absolut deiner Meinung. EU Produkte liegen auch bei uns wie Blei in den Regalen. Trotz 100% Absicherung der Psyche.
2 Kommentare
- anmelden
- registrieren
kommentierenGerd Kemnitz
Vor 5 JahrenDie Erwerbsunfähigkeitsversicherung wäre also aus Sicht des Analysehauses Franke und Bornberg eigentlich eine gute Alternative zur Arbeitskraftabsicherung, da sie analog zur Berufsunfähigkeitsversicherung alle Leistungsauslöser abdeckt. Nur weil sie in der Vergangenheit „schlechtgeredet und damit quasi verbrannt“ worden sei, redet das Analysehaus nun Grundfähigkeits- und Multi-Risk-Versicherungen schön, obwohl diese ihre Leistungen völlig unabhängig von der (Rest-)Arbeitskraft erbringen bzw. verweigern.
Soll das der Weg zu einer bedarfsgerechten Kundenberatung sein?
Kay Wanders
Vor 5 JahrenHallo Gerd, bin bereits seit Jahren absolut deiner Meinung. EU Produkte liegen auch bei uns wie Blei in den Regalen. Trotz 100% Absicherung der Psyche.