Erzieherin mit Kind in der Kita: Gerade in psychisch anspruchsvollen Berufen besteht die Gefahr, berufsunfähig zu werden © picture alliance/dpa | Christoph Soeder
  • Von Andreas Harms
  • 09.12.2024 um 12:18
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Die Berufsunfähigkeitsversicherung soll im Härtefall die Existenz sichern. Umso wichtiger ist es, dass sie im echten Schadenfall zuverlässig zahlt. Die Rating-Agentur Franke und Bornberg ist bei zehn Versicherern genau dieser Frage nachgegangen.

Es ist kein schöner Gedanke: Da zahlt man jahre- oder gar jahrzehntelang in die Berufsunfähigkeitsversicherung ein – und wenn es hart auf hart kommt, gibt es: Stress? Das dürfte keiner so richtig wollen.

Weshalb sich die Rating-Agentur Franke und Bornberg in der Berufsunfähigkeitsversicherung nicht nur die Tarife vornimmt, sondern auch die Zahlpraxis der Versicherer. Im aktuellen „BU-Leistungspraxisrating 2024“ sind es zehn Häuser, die sich überprüfen ließen. Sie lieferten Datenmaterial und ließen Untersuchungen und Stichproben vor Ort zu.

Zunächst zu den Ergebnissen, hier sind sie:

Ergebnisse im „BU-Leistungspraxisrating 2024“ von Franke und Bornberg
Ergebnisse im „BU-Leistungspraxisrating 2024“ von Franke und Bornberg

Neu im Kriterienkatalog tauchen Quoten zu Gutachten und Prozessen auf. Denn in beiden Punkten sieht man bei Franke und Bornberg häufige Ursachen für Probleme und Kritik an der Berufsunfähigkeitsversicherung. Doch laut den Zahlen spielen sie aktuell nur eine Nebenrolle. 2023 endete jeder 50. Schadenfall (2,2 Prozent) mit einem Richterspruch. Und die Gutachtenquote ist seit 2019 von 6,0 Prozent auf nur noch 2,9 Prozent im Jahr 2023 gesunken. Als Ursachen für die verringerte Zahl an Gutachten sieht Philipp Wedekind, Leiter Rating Vorsorge und Nachhaltigkeit, hohe Kosten, häufig mangelhafte Qualität und lange Antwortzeiten.

Doch Franke und Bornberg liefert einige weitere Details. So dauerte es bei den teilnehmenden Versicherern 2023 knapp 182 Tage, einen Schadenfall zu bearbeiten. 2021 waren es noch 166 Tage. Wedekind meint: „Die BU-Bestände werden reifer. Und mit dem Alter der Versicherten steigt die Zahl der Anträge auf BU-Leistungen. Das stellt derzeit viele Leistungsabteilungen vor Herausforderungen.“ Viele Versicherer seien deshalb dabei, sich personell zu verstärken und Nachwuchs auszubilden.

Fragebogen als Problemfaktor

Einen weiteren Grund für lange Bearbeitungszeiten sieht Wedekind im Fragebogen zur Berufsunfähigkeit. Allein um ihn auszufüllen und zurückzuschicken, benötigen Antragsteller im Durchschnitt 40 Tage. Einige Versicherer reagieren darauf mit digitalen Tools. Über Kundenportale lassen sie Fragebögen online ausfüllen und Unterlagen hochladen.

Laut Wedekind zeigt der Trend auch in Richtung Telefon. „Telefonie verkürzt die Regulierungsdauer und erhöht die Kundenzufriedenheit.“ Am Telefon könne man offene Fragen oft schneller klären. Kunden verstünden besser, warum sie bestimmte Unterlagen noch einreichen müssen.

Auch auf die Frage, warum sich verhältnismäßig wenige Versicherer dem Test unterziehen, geht Franke und Bornberg ein. Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter, erklärt das so: „Die Leistungspraxis ist ein gut gehütetes Geheimnis bei vielen Unternehmen, denn anders als Prämien oder Versicherungsbedingungen ist dieser Bereich nicht öffentlich einsehbar. Viele Versicherer spekulieren damit, Fehler in der Kalkulation oder zu großzügiger Leistungsversprechen unter Ausschluss der Öffentlichkeit bei den einzelnen Kunden zu ‚korrigieren‘.“

Alle Ratings mit Details lassen sich hier abrufen.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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