Philip Wenzel ist Versicherungsmakler und Experte für biometrische Risiken. © Philip Wenzel
  • Von Redaktion
  • 03.06.2019 um 14:25
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lesedauer Lesedauer: ca. 02:10 Min

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung ohne Ausschlüsse oder Zuschläge zu bekommen, wenn man gewisse Risikofaktoren aufweist, ist ziemlich schwierig. Ein Ausweg wäre hier eine BU ohne Gesundheitsfragen aber mit zehn Jahren Wartezeit. Doch davon hält Versicherungsmakler Philip Wenzel nicht allzu viel. Er schlägt in seiner neuen Kolumne eine andere Lösung vor.

In der Einkommensabsicherung gibt es zwei große Hürden zu nehmen. Ich muss gesund genug sein, um mich versichern zu können und genügend Geld haben, um mir den Schutz, den ich brauche, leisten zu können. Das mit dem Geld besprechen wir beim nächsten Mal. Versprochen!

Mit der Gesundheit ist eine ärgerliche Sache. Ich kann verstehen, dass es für den Kunden schwierig zu begreifen ist, dass er einen Ausschluss bekommt, obwohl er aufgrund der Vorerkrankungen keinerlei Einschränkungen im alltäglichen Berufsleben spürt. Aber ich kann auch den Versicherer verstehen, der ja auch deswegen so vorsichtig ist, weil er nur einmal bei Vertragsabschluss den Gesundheitszustand prüfen darf und dann gleich eine Prognose für die kommenden 20 bis 40 Jahre abgeben muss.

Hier muss der Vermittler dem Kunden klar machen, dass er, der Arzt und der Versicherer „Gesundheitszustand“ verschieden definieren. Ich persönlich fühle mich gesund, wenn ich einigermaßen uneingeschränkt durch den Alltag komme. Der Arzt hält mich für gesund genug, wenn er keinen Behandlungsbedarf sieht. Und der Versicherer hält mich nur dann für gesund genug, wenn aus meinen Vorerkrankungen in den nächsten 40 Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Berufsunfähigkeit entsteht. Ich glaube, es ist verständlich, dass die Versicherer hier sehr kleinlich reagieren.

Selbstverständlich sind die Versicherer auch deswegen manchmal etwas strenger als notwendig, weil ich mit ein bisschen Rosinenpickerei langfristig richtig viel Geld sparen kann. Das ist für den einzelnen ärgerlich, aber für das Kollektiv – also für die Supergesunden, die es in das Kollektiv geschafft haben – sehr schön. Umgekehrt wäre ein Tarif, der auch vorerkrankte Kunden ohne große Hürde ins Kollektiv lässt, für den einzelnen toll, aber für das Kollektiv nicht. Der Versicherer hat jetzt die Einnahmen, die der strenge Versicherer nicht hat, aber dafür später dann die Ausgaben oder Prozesse, die der strenge nicht hat.  

BU ohne Gesundheitsfragen mit zehn Jahren Wartezeit als Lösung?

Wie könnte eine Lösung aussehen? Oft ist hier von der BU ohne Gesundheitsprüfung mit zehn Jahren Wartezeit die Rede. Das wäre vor allem für die Versicherer in den ersten zehn Jahren eine tolle Idee. Nach zehn Jahren dürfte dann in einigen Prozessen geklärt werden, was denn eine eingebrachte BU ist.

Von einer eingebrachten BU spricht man, wenn bei Vertragsabschluss schon eine Erkrankung vorlag, die im Laufe der Versicherungsdauer mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zur Berufsunfähigkeit führen wird. Das brennende Haus eben. Oder ein Haus, bei dem der umgebende Wald schon brennt.

Risikofaktoren regelmäßig überprüfen

Mir persönlich gefiele es besser, wenn man im ersten Schritt versuchen würde, einzelne Faktoren, die zu Ausschlüssen oder Zuschlägen führen würden, durch regelmäßige Überprüfung wegfallen zu lassen. Beispielsweise ist es eher selten so, dass Übergewicht sicher zu einer BU führen wird. Aber der Versicherer geht davon aus, dass das Übergewicht eher zu- als abnehmen wird. Deswegen ein Zuschlag.

Zuschläge sind nach Paragraf 41 VVG sowieso überprüfbar. Wieso nicht von vornherein auf den Zuschlag verzichten, wenn der Versicherte einmal im Jahr nachweist, dass er das Gewicht gehalten oder verringert hat? Das ließe sich auch bei anderen Veranlagungen, wie einer Skoliose, denken. Es wäre ein mittlerweile sehr übliches Geschäft von Daten gegen Geld. Und es ist allemal besser, als von vornherein einen Zuschlag oder Ausschluss zu kassieren.

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