Ulrich Leitermann, Vorstandsvorsitzender der Signal Iduna Gruppe. © Signal Iduna
  • Von Karen Schmidt
  • 04.06.2024 um 15:43
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Auf der Bilanzpressekonferenz der Signal Iduna ging es um das erfolgreiche Geschäftsjahr 2023, Abschreibungen auf Signa-Engagements, das neue Strategieprogramm Momentum, das verheerende Hochwasser in Süddeutschland und den Sinn einer Elementarschadenpflichtversicherung.

Die Zahlen

Die Signal Iduna Gruppe hat für das Geschäftsjahr 2023 gute Zahlen vorgelegt. Die gebuchten Bruttobeiträge stiegen um 2,8 Prozent auf 6,65 Milliarden Euro. Damit wuchs die Gruppe im vierten Jahr in Folge über dem Marktdurchschnitt. Das Gesamtergebnis legte um knapp 42 Prozent auf gut 824 Millionen Euro zu.

Das Plus lag auch an den gestiegenen Nettoerträgen aus Kapitalanlagen. Um fast 18 Prozent ging es hier nach oben auf 1,51 Milliarden Euro. Der Zinseffekt zeigte sich auch beim Anstieg der verwalteten Vermögensanlagen um über 2 Milliarden Euro auf knapp 103 Milliarden.

Der Schadenaufwand der Gruppe stieg um 4,5 Prozent auf 5,67 Milliarden Euro. Grund dafür waren höhere Schadenkosten in Folge der Inflation und insgesamt höhere Aufwendungen in der privaten Krankenversicherung.

Stärkere Kundenzentrierung

„Wir haben einiges unternommen, um unsere Gruppe auf die aktuellen und künftigen Veränderungen unserer Branche einzustellen“, sagte Ulrich Leitermann, Vorstandsvorsitzender der Signal Iduna Gruppe, anlässlich der Bilanzpressekonferenz. Leitbild war dabei eine stärkere Kundenzentrierung. Dazu hat die Gruppe etwa die Digitalisierung beschleunigt, indem sie die Dunkelverarbeitungsquoten erhöht hat. Bei 50 Prozent Dunkelverarbeitung liegt die Quote in der Krankenversicherung nun. Vor drei Jahren waren es 25 Prozent. 2023 wurden knapp 2 Millionen Vorgänge dunkel verarbeitet. In der Lebensversicherung liegt die Quote bei 75 Prozent.

Die neue Wachstumsstrategie

Die alte Wachstumsstrategie „Vision 2023“ hat der Versicherer abgearbeitet. Nun ist eine neue dran – Momentum 2030. „Warum der Name Momentum? Weil wir davon überzeugt sind, dass wir den Schwung, den wir aufgenommen haben mit Vision 2023, nun konsequent fortsetzen wollen“, sagt Leitermann, der den Vorstandsvorsitz übrigens Mitte 2025 aus Altersgründen abgeben wird.

Im Mittelpunkt der neuen Strategie steht ein sich selbst verstärkendes System aus neuen Formen der Zusammenarbeit, Kundenorientierung, dem Erschließen neuer Wachstumsfelder sowie Partnerschaften in den Kernzielgruppen Handwerk, Handel und öffentlicher Dienst sowie mit Technologieunternehmen.

Folgende Ziele hat sich die Gruppe dabei gesetzt:
  • Bei der Empfehlungsquote will der Versicherer unter den Top 5 landen. Dieses Ziel war auch schon in der Vision 2023 definiert, wurde aber bislang noch nicht erreicht.
  • Bis 2030 soll außerdem ein Marktanteil von 10 in den Fokuszielgruppen erreicht werden.
  • Im Bereich Wachstum wird die Signal Iduna Gruppe in diesem Jahr die Marke von 7 Milliarden Euro bei den Beitragseinnahmen überschreiten. Bis 2030 soll der Mittelzufluss pro Jahr sind – also Beitragseinnahmen plus Mittelzuflüsse in den Bereichen Bauspar und Investment – auf 10 Milliarden Euro steigen.
  • In Sachen Profitabilität soll der rechnungsmäßige Überschuss vor Steuern bis 2030 auf eine Milliarde Euro steigen.
Das Engagement bei der insolventen Signa-Gruppe

Die Signal Iduna hat auf ihre Immobilien-Investments rund um die insolvente Signa Gruppe Abschreibungen im Wert von rund 200 Millionen Euro vorgenommen. Das berichtete Finanzvorstand Martin Berger. Betroffen waren ein Genussschein, Anleihen und kleinere Projektfinanzierungen. Bei sonstigen Projekten erwarte man keine Verluste.

„Was kostet uns das Thema Signa? In diesem Jahr würde ich das auf etwa 0,2 Prozentpunkte unserer Rendite beziffern. Wir haben in der Krankenversicherung eine laufende Bruttorendite von 3,3 Prozent, und damit dann eine Nettorendite von 3,1 Prozent“, so Finanzvorstand Martin Berger.

Das Thema Elementarschaden

Die Signal Iduna Gruppe schließt sich beim Thema Elementarschadenpflichtversicherung grundsätzlich der Meinung des Versicherungsverbands GDV an. Vor allem auf die Prävention komme es an. Hier stelle man aber wenig Bereitschaft in der Politik fest.  „Schauen Sie sich doch mal an, was in den vergangenen 15 oder 20 Jahren in Hochwassergebieten gebaut worden ist. Wenn wir nicht aufhören, in Hochwassergebieten Gebäude errichten zu lassen, dann wird das ein Dauerthema sein“, kritisiert Leitermann die aktuelle Praxis.

Schließlich nähmen Starkregenereignisse wegen des Klimawandels zu. Leitermann: „Deswegen können wir nur immer wieder dringend an die Kommunen und an die politisch Verantwortlichen appellieren: Nehmt das Thema Prävention ernst!“

Bei einer Pflichtversicherung gebe es außerdem verfassungsrechtliche Bedenken, weil man jedem Eigentümer vorschreiben würde, sich versichern zu müssen. Das stelle einen nicht unerheblichen Eingriff in die Rechte der Bürger dar.

Bei Signal Iduna praktiziere man das Opt-out-Verfahren. Jeder Kunde, der eine Wohngebäude- oder Hausratversicherung abschließen will, muss die Elementarschadenversicherung aktiv abwählen. Das wird dann auch entsprechend dokumentiert. Aktuell haben bei der Signal Iduna 70 Prozent der Gewerbekunden und 55 Prozent der Privatpersonen einen solchen Zusatzschutz.

Dieses Modell könnte also eine Lösung sein, dass die Versicherer ihren Kunden ein Opt-out-Modell anbieten und entsprechend dokumentieren. Dann sei auch der Staat ein Stückweit aus seiner Verpflichtung raus, einzuspringen.

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Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

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