Der Unternehmer Carsten Maschmeyer, hier im August 2021 bei einem Fototermin zur Vox-Fernsehshow „Die Höhle der Löwen“, gibt in seinem neuen Buch offen Auskunft über seine persönlichen Krisen, die er zu überwinden hatte. © picture alliance/dpa | Henning Kaiser
  • Von Lorenz Klein
  • 13.09.2021 um 12:51
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Dass der erfolgreiche Investor Carsten Maschmeyer einst tablettensüchtig war, wusste gute elf Jahre lang nur der engste Familienkreis – nun hat sich der frühere Gründer des Finanzvertriebs AWD in einem neuen Buch über seine tiefsten Lebenskrisen offenbart. Er wolle „den Menschen Mut machen“, wie er in einem Interview erklärte.

Die „Sechs Elemente des Erfolges“ lautet der Titel des neuen Buchs von Star-Investor Carsten Maschmeyer, der Millionen Menschen vor allem durch seine Rolle als Juror in der Gründer-Sendung „Die Höhle der Löwen“ bekannt ist.

Obwohl der Buch-Titel eher an einen austauschbaren Karriere-Ratgeber denken lässt, von deren Sorte gefühlt längst mehrere Regalkilometer existieren, gibt sich der 62-Jährige in seinem Werk so persönlich wie nie zuvor. „Das hier war die Hölle. Meine ganz persönliche Hölle“, berichtet Maschmeyer über seine langjährige Tablettensucht, die er dank seiner Frau – der Schauspielerin Veronica Ferres – und einem Klinikaufenthalt schließlich im Sommer 2010 erfolgreich überwinden konnte, wie er schildert.   

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Wie es dazu kam, dass der einstige Gründer des Finanzvertriebs AWD in die Sucht abglitt, erklärt Maschmeyer nicht nur in seinem Buch, sondern unter anderem auch in einem aktuellen Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (bezahlpflichtig).

„Anfangs lief alles großartig“

Im Jahr 2000 brachte er den von ihm gegründeten Finanzvertrieb AWD an die Börse, den er 2007 für eine Milliarde Euro verkaufte – doch diese Zeit erwies sich schon bald als persönliches Martyrium. „Anfangs lief alles großartig“, erinnert sich Maschmeyer im Gespräch mit der Zeitung. Doch 2003 rutschen die Kurse „in den Keller“, wie er sagt – dann habe er sich zeitweise gefühlt, „wie ein Schüler, der seine Hausaufgaben nicht gemacht hat“. „Die Börse ist ein unbekannter Feind mit vielen Unwägbarkeiten. Und oft können sie als CEO nichts machen, sind ohnmächtig.“ Trotzdem habe er dann „mit Mehrarbeit versucht, es zu richten und wurde zu einer überhitzten Berufsmaschine, die, obwohl überarbeitet, nachts nicht schlafen konnte“, schildert Maschmeyer. Er habe oft 18-Stunden-Tage gehabt, sich falsch ernährt, Freunde und Familie vernachlässigt.

Am Ende bis zu 50 Tabletten am Tag

Dann kamen die Tabletten – denn er habe ja am nächsten Morgen wieder „fit sein“ müssen. „Welch ein Trugschluss!“, fügt er gegenüber dem FAS-Reporter hinzu. „Diese Tabletten, etwa Stilnox, fördern nicht den Schlaf, tatsächlich sedieren sie und betäuben nur.“ Das sei kein gesunder Schlaf, außerdem machten sie süchtig, warnt Maschmeyer – am Ende habe er 50 Tabletten am Tag eingenommen. Zwischenzeitlich sei er sogar von Suizidgedanken geplagt gewesen. Sein Arzt habe seinen damaligen Burnout nicht erkannt, sagt er, „und mir statt zu empfehlen, weniger zu arbeiten und öfters mal spazieren zu gehen, die Schlaftabletten gegeben und mich über die Suchtwirkung nicht richtig aufgeklärt“ – wobei der Arzt ihm immerhin riet, die Tabletten „nicht regelmäßig“ zu nehmen, wie Maschmeyer einräumte.

Nachdem sich der Finanzunternehmer schließlich nach anfänglichen „Notlügen“ seiner Frau Veronica Ferres offenbarte, die er Anfang 2009 kennenlernte – und sich schließlich unter falschem Namen in eine Münchner Spezial-Klinik einweisen ließ, folgte die Wende. „Der 4. Juli 2010 ist der Tag meiner ganz persönlichen Unabhängigkeit“, seither habe er nichts mehr genommen von dem „Teufelszeug“, wie Maschmeyer versichert.

„Ein Tag die Woche ohne Smartphone“

Und weiter: Heute beherzige er die Dinge, die er den Menschen in seinem Buch zu vermitteln versuche. „Nicht mehr 14 Stunden arbeiten, sondern höchstens 10. Ein Tag die Woche ohne Smartphone. Öfters mal lange Wochenenden. Urlaub als Urlaub ernst nehmen und nicht arbeiten an einem anderen Ort. Vernünftig essen und trinken. Sport gehört in den Terminkalender. Bei der Freizeit ist das Motto: Mehr ist mehr“, so Maschmeyer.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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