- Von Redaktion
- 16.09.2013 um 17:48
20.000 Flaschen Wein sind Christian Rothhardts Zukunft. Der Wein-Importeur hat die Kisten gerade in Argentinien bestellt, um sie in Europa weiterzuverkaufen. „Ich kann’s kaum erwarten“, sagt der ehemalige Investmentbanker. Nach Stationen bei Credit Suisse First Boston und UBS landet Rothhardt bei der Private Equity Gesellschaft Triton Partners, soll Unternehmen neu strukturieren. „Da kann man nur verlieren, das wollte ich nicht machen.“ Er kündigt, „ohne die geringste Ahnung zu haben, was ich machen will“. In Argentinien trinkt er exzellente Weine von kleinen Weingütern, die man in Europa aber nirgends bekommt. „Das hat mich geärgert.“
Rothhardt steckt seine gesamten Ersparnisse in Carinae Prestige, Alicia Malbec und Weine acht weiterer Bodegas. „Wenn das hier nicht funktioniert, bin ich zwar pleite“, sagt der Aussteiger. „Aber ich habe 30 Jahre lang was Feines zu trinken.“
Der Traum vom Aussteigen
Immer mehr Londoner Highflyer träumen von einer Karriere jenseits des Finanzdistrikts. Anfang 2010 ging die Seite “www.escapethecity.org” online. Nach 24 Monaten hatten sich schon über 60.000 Leute angemeldet. Inzwischen sind es 120.000.
Dom Jackman und Rob Symington, Gründer der Seite, sind selbst City-Flüchtlinge. Sie lernen sich bei Ernst & Young kennen, sitzen dort in benachbarten Arbeitszellen in einem Großraumbüro des neunten Stocks. Der Job bei der Unternehmensberatung ist ihr Einstieg in 12-Stunden-Tage, Endlos-Meetings, Powerpoint-Präsentationen und 35.000 Pfund Jahresgehalt. Nicht ihr Job, nicht für den Rest des Lebens. Weil ihnen wie vielen anderen Ausstiegswilligen aber eine Perspektive fehlt, beschließen sie, eine Website zu starten, die genau solche Perspektiven bietet: die Geschichten sammelt von erfolgreichen Aussteigern („Heroes“) und Stellenangebote für City-Flüchtlinge listet.
Grün, Cool, Abenteuer, Wohltätigkeit und Start-up
„Wer seinen Job hinschmeißt, um etwas ganz anderes zu machen, sucht meist etwas aus den fünf Bereichen Grün, Cool, Abenteuer, Wohltätigkeit oder Start-up“, sagt Jackman. Mit den Job-Inseraten verdienen die beiden Aussteiger mittlerweile ihr Geld. „Anfangs gingen unsere Tage zum Großteil für die Job-Recherche drauf. Das war schwierig. Wir lebten von unseren Ersparnissen und ein Jahr lang quasi nur von Sardinen“, so Jackman. „Inzwischen kommen die Jobangebote mehr und mehr von selbst, und wir können uns ein eigenes Gehalt zahlen“, ergänzt Symington. Ihre Flucht war offensichtlich erfolgreich.
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