- Von Andreas Harms
- 10.12.2024 um 12:26
Der Versicherungsmathematiker und ehemalige Bund-der-Versicherten-Vorstand Axel Kleinlein packt Würste und Versicherungen in einen Topf. Warum? Weil er sich in seinem neuen Beitrag auf seinem Blog „Kleinleins Klartext“ mit dem Kundennutzen von Versicherungen befasst. Und eben auch von Würsten. Um zu verdeutlichen.
Dabei geht er auf drei Kriterien für eine gute Versicherung ein: Zu hohe Kosten verhindern das von der Bafin ausgegebene Ziel, dass eine Rentenversicherung mindestens eine Inflationsrate von 2 Prozent schlagen kann (unter anderem in einem entsprechenden Merkblatt gefordert). Kleinlein vergleicht solche Kosten mit Gammelfleisch in der Wurst – einfach nicht in Ordnung.
Zweites Kriterium ist die Zielgruppe, die bei Versicherung und Wurstverkauf gleichermaßen passen muss. Nach dem Motto, welches Fleisch denn rein soll. Und ob überhaupt Fleisch rein soll.
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Und der dritte Punkt: Die Wurst soll schmecken beziehungsweise die Versicherung muss gut geführt werden. Laut Kleinlein ein kniffliger Punkt, an dem man aber arbeitet.
Warum dieses ganze Vorspiel? Weil darauf Kleinleins Kritik aufbaut. Kern davon ist jener Umstand, dass die Versicherungsbranche seiner Meinung nach das eine Kriterium gegen das andere aufwiegen will. Zum Beispiel indem sie betont, dass ja den hohen Kosten auch eine entsprechende Leistung gegenübersteht.
Zurück in der Wurst-Welt kommt es ihm dann so vor: In der Wurst steckt zwar Gammelfleisch, aber die Verkäufer sind nett, in der Wurst sind verschiedene Fleischsorten, und braten kann man sie auch.
Für Kleinlein zieht das überhaupt nicht. Er fordert: „In Würste gehören gute Zutaten UND sie sollen zur Zielgruppe passen UND gut schmecken.“ Genau so müssten bei Versicherungen:
- … Rendite und Kosten angemessen sein
- … der Vertrag zur Zielgruppe passen
- … Kunden fair behandelt werden
So weit, so schmackhaft – wenn man mal vom Gammelfleisch absieht. Und in einem Punkt hat Kleinlein zweifellos recht: An einer Versicherung muss alles (weitgehend) passen, sonst ist sie kein gutes Produkt. Und zu einem guten Produkt gehört auch ein vernünftiger Preis. Ist der zu hoch, ist alles andere Wurst.
Kritische Kommentare im Netz
Vorwerfen kann man Kleinlein jedoch, dass er auf der Wurstseite nur die qualitativen Eigenschaften anführt, auf der Versicherungsseite aber auch die Kosten. Er lässt völlig außer acht, dass eine hochwertige Wurst – Bio-Fleisch, handgefertigt – ebenfalls deutlich teurer ist als eine … nun ja … andere Wurst.
Auf der Social-Media-Plattform Linkedin finden sich unter seinem Beitrag bereits einige Kommentare in dieser Richtung. So merkt Hubert Becker von Ulrich Stockheim Communications an, dass die Welt komplexer ist als eine Würstchenbude. Würstchen gebe es nicht nur in gut und schlecht, sondern in noch weiteren Varianten. Und nicht jeder könne Bio-Fleisch bezahlen.
Ins selbe Horn stößt Helge Lach vom Bundesverband Deutscher Vermögensberater. Er wüsste gern, was an der Wurst denn dem abgesicherten Langlebigkeitsrisiko entspricht, der Todesfallleistung an Hinterbliebene und der Beitragsbefreiung bei Berufsunfähigkeit. Sein Vorschlag: „Vielleicht Dauerwurst ohne Verfalldatum, mit Wiederverwertbarkeit und mit Rückgabegarantie bei Übelkeit nach Verzehr?“ Irgendwie ein hübscher Gedanke.
Auch der Finanzdienstleister Jörn Wendt (Meine Finanzkanzlei) findet den ganzen Vergleich zu simpel und meint dazu: „Eine schöne Geschichte. Mehr aber auch nicht. Leider.“
Wie sehen Sie die Sache? Schreiben Sie Ihre Meinung gern in die Kommentarspalte!
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