- Von Andreas Harms
- 06.05.2024 um 11:51
Die neue liebste Geldanlage der globalen Assekuranz heißt offenbar: Private Credit. Denn 53 Prozent der Versicherer trauen dieser Anlageklasse in den kommenden zwölf Monaten mit die höchsten Renditen zu. Private Credit sind – oft variabel verzinsliche – Kredite an Unternehmen, die direkt oder über Fonds vergeben werden. Damit sind sie Alternativen zu den bekannten und börsennotierten Anleihen. Private Credit bringt allerdings höhere Zinsen, ist aber nicht so liquide. Im Notfall können Anleger also nicht so einfach verkaufen.
Die Erkenntnis stammt aus der aktuellen Umfrage „Global Insurance Survey 2024“ aus dem Hause des Vermögensverwalters Goldman Sachs Asset Management. Der hatte dafür 359 Entscheidungsträger von Versicherern befragt, die insgesamt über 13 Billionen US-Dollar an Vermögen verwalten.
Versicherer gehen ins Risiko
Versicherer sehen Anlagechancen pessimistischer
Insgesamt wollen 35 Prozent der Versicherer ihre Positionen in Krediten und Anleihen in den kommenden zwölf Monaten ausbauen. Interessant ist dabei, welche Anlageklassen sie neben den direkten Krediten außerdem mögen. Hier ist die Liste mit den sechs Anlagefavoriten, wobei die Befragten immer ihre Top 5 nennen sollten und daraus die Gesamtwerte entstanden:
- 53 Prozent – Private Credit (Direktkredite an Unternehmen)
- 46 Prozent – US-Aktien
- 34 Prozent – Staats- und Agenturkredite (auch Anleihen)
- 33 Prozent – hochwertige Anleihen (Investment Grade Private Debt)
- 31 Prozent – hochwertige Unternehmensanleihen aus Industrienationen (Developed Markets Investment Grade Corporate Debt)
- 31 Prozent – direkte Beteiligungen (Private Equity)
In einem Video erklärte Mike Siegel, globaler Leiter für Versicherungsanlagen, dass zum ersten Mal überhaupt eine Zinsanlageklasse diese Liste anführt. Doch auch viele weitere zinsgebundene Klassen liegen weit vorn. Armas führt das darauf zurück, dass die Befragten nicht mehr mit weiter steigenden Zinsen rechnen. Im Gegenteil: Sollten Renditen und Zinsen sogar mal wieder fallen, würde das für Kursgewinne sorgen (und damit für stille Reserven).
Die vielen beliebten Kreditpositionen legen somit einerseits nahe, dass die Zinswende in den Köpfen der Entscheider angekommen ist. Andererseits zeigen sie, dass die Entscheider mit dem Zinsniveau zufrieden sind und nicht mehr allzu große Gefahren von der Inflationsfront erwarten. Deshalb greifen sie zu.
Bestätigt wird der Gedanke durch die Ergebnisse eines anderen Umfrageteils: der Sorgen. Lagen im vergangenen Jahr dort noch Inflation (55 Prozent) und steigende Zinsen (38 Prozent) ganz vorn, landen sie diesmal etwas weiter hinten. Hier ist die Liste:
- 52 Prozent – Abschwung/Rezession in den USA
- 48 Prozent – Schwankende Kurse an Anleihe- und Aktienmärkten
- 46 Prozent – Geopolitische Spannungen
- 42 Prozent – Inflation
- 27 Prozent – Straffere Geldpolitik (also: steigende Zinsen)
Und als dritter Punkt zeigt die Umfrage, welche Rolle künstliche Intelligenz (KI) bei Versicherern spielt. Die Erkenntnis: Mit wachsender Verfügbarkeit haben die Häuser entsprechende Modelle in ihre Abläufe eingebunden. 29 Prozent der Versicherer weltweit nutzen KI bereits. 51 Prozent denken konkret darüber nach. Von diesen Zustimmern wollen 73 Prozent über KI die laufenden Kosten senken. 39 Prozent nutzen sie im Underwriting. Weitere Möglichkeiten sind: über Investments entscheiden, Schäden bearbeiten und Kundenservice. Lediglich jeder fünfte Versicherer zieht KI noch gar nicht in Betracht.
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