Management von Element (v.l.): Astrid Stange, Michael Bongartz, Philipp Hartz © Element
  • Von Andreas Harms
  • 09.01.2025 um 11:35
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Der Berliner White-Label-Versicherer Element Insurance hat ernste Probleme. Die Finanzaufsicht Bafin hat einen Insolvenzantrag gestellt, und das Amtsgericht hat für Element einen vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.

Das Insurtech Element Insurance aus Berlin ist in schweres Fahrwasser geraten. Die Finanzaufsicht Bafin stellte beim Amtsgericht Charlottenburg einen Insolvenzantrag für das Unternehmen (Aktenzeichen: 36e IN 8660/24). Das sei geschehen, nachdem Element „im Dezember 2024 gegenüber der Bafin den Eintritt der Überschuldung angezeigt hatte“, teilte das Unternehmen mit. Der „Versicherungsmonitor“ hatte zuerst darüber berichtet.

Element bestätigte auf Anfrage, dass das vorläufige Insolvenzverfahren eröffnet sei. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte das Amtsgericht den auf Sanierung und Insolvenz spezialisierten Rechtsanwalt Friedemann Ulrich Schade. Er ist Berliner Partner in der multidisziplinären Kanzlei BRL (steht für die Partner Holger Böge, Thilo Rohde und Thomas Lübbehüsen). Der Geschäftsbetrieb soll unter Schades vermögensrechtlicher Aufsicht weitergehen.

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Schade äußerte sich bereits zur Lage: „Ich werde mir jetzt zusammen mit meinem Team einen Überblick über die aktuelle Lage der Element Insurance AG verschaffen. Die Löhne und Gehälter der rund 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind über das Insolvenzgeld der Agentur für Arbeit gesichert.“

Element bezeichnet sich selbst als volldigitalen „White-Label-Anbieter von Versicherungslösungen“. Es erstellt Fondspolicen für andere, zum Beispiel Assekuradeure, die diese dann unter eigenem Namen ihren Kunden anbieten. Die Lizenz der Bafin als Versicherungsunternehmen erhielt Element im Oktober 2017.

Jahrelang rote Zahlen

Doch Element hatte dasselbe Problem wie so viele junge Unternehmen: Es schrieb jahrelang rote Zahlen. Im Jahr 2023 fuhr es einen versicherungstechnischen Verlust von 19,6 Millionen Euro ein (netto, also nach Abrechnung mit der Rückversicherung). Das Gesamtergebnis bezifferte es mit minus 23,5 Millionen Euro. Im ersten Geschäftsjahr, also 2017, lag das Minus noch bei 3,4 Millionen Euro.

Dann wurde im März 2024 bekannt, dass eine Finanzierungsrunde nicht so gelaufen war wie erhofft. Statt bis zu 100 Millionen Euro neuem Geld flossen lediglich 50 Millionen Euro (nicht zuletzt wegen der Zinswende, die Geld verknappt hat). Weshalb sich Element „auf seine Kernkompetenzen“ konzentrieren wollte, wie es so oft heißt. Man wollte die Effizienz steigern und Kosten sparen und zumindest die schwarze Null erreichen.

Größte Investoren waren Ende 2023 diese drei:

  • Der Investor Finleap („Fintech Company Builder“) mit 31,6 Prozent
  • Das Versorgungswerk der Zahnärztekammer Berlin mit 27,1 Prozent
  • Der Investor Signals Venture Capital mit 13,0 Prozent

Richtig schwierig wurde es dann im Dezember. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ schrieb, hatte sich ein „bedeutender Rückversicherer“ bei Element zurückgezogen. Angeblich die Hannover Rück. Die Bafin habe Element außerdem das Neugeschäft verboten.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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