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Stephan Busch (links) und Tim Schreitmüller (rechts) von CoachMeNetto interviewen Menschen aus der Branche zum Thema Unternehmertum. Dieses Mal: Franziska Geusen von Hans John Versicherungsmakler. © CoachMeNetto/Hans John
  • Von Redaktion
  • 07.11.2024 um 13:55
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lesedauer Lesedauer: ca. 10:25 Min

„Mit Vision – Auf dem Weg zum Unternehmer“ ist eine Interviewreihe, die Stephan Busch und Tim Schreitmüller von CoachMeNetto exklusiv mit Pfefferminzia teilen. Hier enthüllen Pioniere der Branche aus erster Hand die Höhen und Tiefen des Unternehmertums. Der Gast heute: Franziska Geusen, Geschäftsführerin von Hans John Versicherungsmakler.

Stimmt die These, dass gute Vermittler oft keine guten Unternehmer sind?

Geusen: Ich bin davon überzeugt, dass es sich um zwei gänzlich unterschiedliche Tätigkeiten handelt. Daher: Ja, ich glaube, dass viele sehr gute Vermittler keine guten Unternehmer sind und im Angestelltenverhältnis deutlich erfolgreicher wären. Denn dort würden sie sich auf das konzentrieren, was sie wirklich gut können. Das gilt aus meiner Sicht übrigens in jedem Beruf. Man sagt ja auch, dass der beste Mitarbeiter oder die beste Mitarbeiterin in der Operativen bei weitem nicht die geeignetste Führungskraft ist. Aber es gibt sicherlich Ausnahmen, einige gute Unternehmer machen auch in der Kundenberatung keine schlechte Figur.

Welche Eigenschaften sind deiner Meinung nach wichtig für eine erfolgreiche Unternehmerin?

Geusen: Ich glaube, um in diesem Job gut zu sein, ist es ganz wichtig, loslassen und abgeben zu können. Das fällt auch mir oft schwer und ich frage mich daher bei nahezu jeder Tätigkeit, ob das nun wirklich meine Aufgabe ist. Das Team muss Fehler machen dürfen, um zu wachsen, auch wenn ich am liebsten jede E-Mail kontrollieren würde, die unser Unternehmen verlässt. Sich selbst auf das Wichtige zu fokussieren, fällt dann schonmal schwer.

Unternehmerin versus Selbstständige – worin besteht deiner Meinung nach der Unterschied?

Geusen: Als Selbstständige tausche ich meine Arbeitszeit eins zu eins in Geld. Ich arbeite stark operativ und habe vielleicht zwei bis drei Mitarbeitende. Auf dem Weg zur Unternehmerin gibt es aber noch einen Zwischenschritt. Kürzlich habe ich die Bezeichnung Managerin gelesen und fand sie ganz passend. Hier sehe ich mich aktuell. Managerinnen haben etwa 10 bis 30 Mitarbeitende und sind nicht mehr so stark operativ in das Tagesgeschäft eingebunden. Die Arbeitszeit wird aber durch viele administrative Aufgaben, wie Personalplanung und ‚Mädchen für alles‘, aufgefressen. Dennoch wird schon deutlich mehr Zeit in die Entwicklung des eigenen Unternehmens gesteckt. Eine echte Unternehmerin beschäftigt sich im Gegensatz dazu kaum noch mit den operativen und prozessualen Abläufen. Meist sind Unternehmerinnen in mehreren Betrieben eingebunden und agieren nur noch in Beiratsposten. Ich bin mir gar nicht sicher, ob das mein Ziel ist, da ich schon sehr gern tief im Unternehmen arbeite, hin und wieder Kunden berate und Spaß am prozessualen Gestalten habe. Wer weiß, wie das in 20 Jahren aussieht.

Das Unternehmertum gibt mir die Möglichkeit, Beruf und Familie perfekt zu vereinen

Wie gehst du mit Risiken und Unsicherheiten um, die mit dem Unternehmertum verbunden sind?

Geusen: Heute auf jeden Fall schon viel entspannter als früher. Ehrlich gesagt ist unser Job aber auch mit wenigen Risiken verbunden. Die letzten Krisen haben gezeigt, dass die Tätigkeit als Versicherungsvermittler in den meisten Fällen wenig durch die äußeren Einflüsse geprägt wird. Interne Risiken, wie starkes Kopfwissen oder auch Fachkräftemangel, haben wir nach und nach reduziert. So gibt es bei uns inzwischen ein Handbuch mit einer unglaublichen Sammlung an Fachwissen speziell aus unserem Bereich. Darüber hinaus haben wir aktuell sieben duale Studierende, um auch künftig unsere Kunden mit genügend gut ausgebildetem Nachwuchs betreuen zu können.

Was schätzt du am meisten am Unternehmertum?

Geusen: Ich komme ja aus der Konzernwelt und liebe die Freiheit, die ich aktuell habe. Zum einen persönlich: Ich habe zwei kleine Kinder und kann meine Arbeitszeit komplett selbst bestimmen. Das gibt mir die Möglichkeit, Beruf und Familie perfekt zu vereinen. Aber auch in meinem Unternehmen kann ich selbstständig bestimmen, wohin beispielsweise unsere IT-Kapazität geht. Und wenn ich eine tolle Bewerbung bekomme, muss ich nicht ablehnen, nur weil gerade keine Stelle frei ist.

Was siehst du als größte Herausforderung in deinem (Makler-)Unternehmen?

Geusen: Da gibt es so unglaublich viele Herausforderungen, dass ich kaum werten kann, welche die größte ist. Das, was mich aber persönlich am meisten fordert – auch und vor allem psychisch – ist das Wohl meiner Mitarbeitenden. Ich glaube, dass jede und jeder mit mehr als fünf Mitarbeitenden mir zustimmt, wie belastend es sein kann, immer für alle da zu sein. Das ist auch der Punkt, der das Abschalten nach Feierabend manchmal unmöglich macht. Viele meiner Mitarbeitenden kommen mit privaten Themen zu mir und ich versuche dann zu helfen oder einfach nur zuzuhören. Das ist auch ein Bereich, den ich kaum abgeben oder delegieren kann (oder will).

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