- Von Redaktion
- 07.11.2024 um 13:55
Was wünschst du dir von Versicherern an konkreter Unterstützung?
Geusen: Aktuell wünsche ich mir deutlich mehr Rücksprache mit uns Versicherungsvermittlern bei der Umstellung von Systemen. So habe ich in letzter Zeit viele Umstellungen bei uns intern umsetzen müssen, bei denen ich mir sicher bin, dass wir als Hans John Versicherungsmakler GmbH die größte Stückzahl an Verträgen in diesem System haben werden und dennoch keine einzige Feedbackrunde mit uns durchgeführt wurde. Und bei aller Digitalisierung ist es doch schön, wenn weiterhin telefonisch erreichbare Menschen in den Fachabteilungen sitzen, die nur so viel Arbeitspensum haben, wie sie auch in angemessener Zeit abarbeiten können. Zentrale Teams mit Gruppenpostkorb und Hotline funktionieren nur dann, wenn auch wirklich alle fachlich top ausgebildet sind.
Wenn du einen Wunsch an die Branche hättest, welcher Wunsch wäre es?
Geusen: Wir sollten wirklich versuchen, uns weniger gegenseitig schlecht zu machen. Es gehört ja schon fast zum guten Ton, dass die Kunden beim Wechsel der Betreuung hören, was in der vorherigen Betreuung alles falsch gelaufen ist und ganz dringend umgedeckt werden muss. Das macht etwas mit unseren Kunden und damit auch mit unserem Ruf. Natürlich ist es verständlich, dass ein Vermittler bei einem neuen Kunden die bestehenden Verträge prüft. Ich persönlich versuche aber in der Kommunikation von Deckungslücken immer sehr vorsichtig zu agieren und auf keinen Fall meine Vorgänger schlecht zu reden. Wenn unsere Kunden das zu oft hören, verlieren sie Vertrauen in die gesamte Branche.
Welchen Wunsch hast du an die Politik?
Geusen: Das ist fast unmöglich, in solch einer Kürze zu fassen. In meiner Tätigkeit als Vorständin für den AfW – Bundesverband Finanzdienstleistung sehen wir leider häufig Gesetzesvorhaben, die von Politikern entwickelt und letztlich auch entschieden werden, die unsere Branche nur sehr oberflächlich kennen. Um wirklich einschätzen zu können, wie gute Beratung in Versicherungs- und Finanzanlageprodukten funktioniert und was die Bedürfnisse der Kunden sind, sollte man vorher nicht nur Schulpolitik gemacht haben.
Inzwischen werden die Gesetze aber kaum noch in Deutschland „gemacht“, sondern in Brüssel. Die Herausforderungen steigen, da die Vermittlerlandschaft in Europa sehr divers ist. Hier den Überblick zu behalten und eine gesamteuropäische Lösung zu finden, stellt alle vor eine große Herausforderung. Umso mehr sind unsere deutschen Politiker gefragt, in den diversen Gremien Einfluss auf diese Gesetzgebung zu nehmen.
Über die Interviewpartnerin
Franziska Geusen übernahm bereits mit 26 Jahren die Geschäftsleitung der Hans John Versicherungsmakler GmbH – nach Studium und Tätigkeit als Underwriter bei der Allianz. Geusen ist aber auch Mutter zweier kleiner Kinder – und lebt den täglichen, nicht immer einfachen Spagat zwischen Unternehmensführung und Familie, den so viele berufstätige Mütter kennen. Gerade in unserer immer noch männerdominierten Branche durchaus ein Thema, für das sie mehr Bewusstsein schaffen möchte. Ihre Erfahrungen mit moderner Führung und der Förderung des Nachwuchses teilt sie regelmäßig als Rednerin.
Über die Autoren
Tim Schreitmüller ist digitaler Stratege mit Versicherungs-Know-how von der LV 1871. Stephan Busch ist Versicherungsmakler und Inhaber von Progress Finanzplaner. Tim und Stephan sind die Köpfe von CoachMeNetto.
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