Stephan Busch (links) und Tim Schreitmüller (rechts) von CoachMeNetto interviewen Menschen aus der Branche zum Thema Unternehmertun. Dieses Mal: Marcel Arndt. © CoachMeNetto/privat
  • Von Redaktion
  • 22.05.2024 um 12:23
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„Mit Vision – Auf dem Weg zum Unternehmer“ ist eine neue Interviewreihe, die Stephan Busch und Tim Schreitmüller von CoachMeNetto exklusiv mit Pfefferminzia teilen. Hier enthüllen Pioniere der Branche aus erster Hand die Höhen und Tiefen des Unternehmertums. Der Gast heute: Marcel Arndt, Vorstand der VB Select.

Denkst du, dass sich die Maklerschaft immer mehr an Pools bindet?

Arndt: Ein Muss. Die Pools, die die Antworten auf Open Finance liefern, werden in Zukunft die Gewinner sein. Dies sollte zeitnah geprüft und hinterfragt werden. Der einzelne Makler wird wahrscheinlich nicht in der Lage sein, die notwendigen Investitionen zu tätigen, um die Datenmengen und IT-Infrastrukturen sowie die IT-Sicherheit selbst zu bewältigen. Auch wenn ich einigen damit Unrecht tue, aber der Großteil in der Branche benötigt die Kooperationen und Partnerschaften. Es ist erfreulich, dass wir keinen Oligopool haben, aber es wird noch genügend Zusammenschlüsse auf Poolebene geben. Dies gilt es zu beobachten, vor allem wer dabei zukünftig welche Interessen vertritt. Eine gute Auswahl fördert den Wettbewerb und damit auch die Zukunftsfähigkeit jedes Einzelnen.

Stell dir vor, du bist Versicherungsmakler und bekommst 50.000 Euro zur Verfügung gestellt. In welche Bereiche würdest du dieses Geld investieren und wie würdest du es verteilen?

Arndt: Es stellt sich die Frage, wie die Firma bereits aufgestellt ist. Ist sie schon lange Zeit am Markt, besitzt viele bestehende Kundenbeziehungen oder ist diese noch komplett im Aufbau? Dies hängt entscheidend davon ab, wofür ich dieses Geld einsetzen wollen würde. In einem bestehenden Unternehmen mit vielen Kundenbeziehungen würde ich das Geld wie folgt priorisieren:

  1. Vision und Mission für die nächsten fünf Jahre erarbeiten
  2. Standards und Prozesse professionalisieren und digitalisieren
  3. Passende digitale Tools finden und implementieren
  4. Regelmäßiges Coaching und SEO-Optimierung durchführen

Wie wichtig ist es deiner Meinung nach, ein starkes Netzwerk aufzubauen?

Arndt: Für die Zukunft ist es von entscheidender Bedeutung für dich und deine Kunden oder Mandanten ein funktionierendes Netzwerk zu haben. Dafür stehe ich als Vorstand eines Beraternetzwerks. Auf Kundenseite ist schon heute ein Netzwerk von erfahrenen Spezialisten von großer Bedeutung, da die Themenvielfalt und die Regulatorik komplex ist.

Unser Beraternetzwerk verfügt mittlerweile über zwölf spezialisierte Bereiche, die durch Kundenanfragen und Kundenfälle in der Finanzplanung entstanden sind. Ich bin sehr stolz darauf und es ist ein Alleinstellungsmerkmal der VB Select. Auch ich selbst greife dabei auf die Kollegen im Beraternetzwerk zu.

Zusätzlich ist ein gutes Netzwerk im Bereich Unternehmertum ebenfalls unerlässlich. Ich tausche mich daher auch mit vielen Unternehmern nicht nur aus unserer, sondern auch aus anderen Branchen aus. Es ist spannend, aus verschiedenen Perspektiven Interessen zu bündeln und Lösungen zu finden. In einer starken Gemeinschaft ist das häufig einfacher.

Wenn du ein Mangel oder ein Problem erkannt hast und jemand dir einen Nutzen aufzeigt, dann bist du bereit, einen Preis dafür zu zahlen

Wenn du einen Wunsch an die Branche hättest, welcher wäre es?

Arndt: Gute und sinnvolle Debatten und Diskurse zu führen. Ein besseres Miteinander statt Gegeneinander und faire Vertragskonstellationen. Die Branche ist zu sehr mit Bullshit-Aufgaben beschäftigt und wir machen es uns gegenseitig unnötig schwer. Wir sollten die Zeit für sinnvolle Aufgaben nutzen. Es gibt jedoch bereits positive Tendenzen und das stimmt mich zuversichtlich.

Es wird häufig über rechtliche Unklarheiten und Gefahren bei der Honorarberatung gesprochen. Welche siehst du?

Arndt: Die größte Unklarheit herrscht im Begriff „Honorare“ selbst, denn es gibt die „Beratung gegen Honorar“, die ausschließlich von Honorarberatern auszuführen ist, und die „Vermittlung gegen Honorar“, welche von Vermittlern ausgeführt werden kann. Das Wort „Honorar“ vermittelt hier den Eindruck, dass alle dasselbe sagen, obwohl es im Kern sehr unterschiedlich ist.

Ein Gegenargument der Honorarberatung ist häufig, dass sie sich nur wohlhabende Personen leisten können und Personengruppen mit geringem Einkommen keinen Zugang zu dieser Dienstleistung haben. Stimmt das in deinen Augen?

Arndt: Aktuell werden die Vertriebskosten doch auch von den Personengruppen übernommen. Es ist möglich, dass es morgen auch ähnliche Modelle gibt. Bisher haben sich nur wenige Gedanken darüber gemacht, da es noch kein flächendeckendes Geschäftsmodell dafür gibt. Die Zahl derer, die Beratungen oder Vermittlungen gegen Honorar anbieten, ist zu gering. Sollte dies flächendeckend zunehmen, dann werden sicherlich schnell Lösungen gefunden, um dem gesamten Markt gerecht zu werden.

Ich empfehle, sich zeitnah von Provisionszahlungen unabhängig zu machen und eine transparente Kommunikation mit den Kunden zu finden. Oft sind wir in diesem Bereich das Problem, nicht die Kunden. Die Einführung einer Gebührenordnung könnte für den Großteil der Berater sinnvoll sein und wäre zumindest eine Orientierungshilfe.

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