- Von Redaktion
- 03.07.2024 um 13:23
Was motiviert dich, morgens aufzustehen?
Gierschke: Ich wollte schon immer etwas hinterlassen. Ich habe ein Bild von meinen Enkelkindern im Kopf, die mich fragen, was ich in meinem Leben geleistet habe. Meine Antwort soll nicht sein, dass ich leitender Angestellter in einem Konzern war und viel Geld verdient habe. Ich will etwas, das für sich steht. Etwas aufbauen, das Bestand hat, etwas Großes. Dieses Bild hat mich immer angetrieben und lässt mich morgens aufstehen, egal wie früh.
Welche unabdingbaren Skills vermisst du bei vielen Vermittlern?
Gierschke: Darüber muss ich ein wenig nachdenken. Und ich hoffe, ich trete da niemandem zu nahe. Meine Beobachtung ist, dass die meisten Vermittler:innen sich zu ernst nehmen und oft alles besser wissen wollen. Die eigenen Ansätze und Philosophien sind immer das Nonplusultra. Oft spüre ich ein „Schwarz-Weiß-Denken“, in dem andere Ansätze nicht respektiert werden. Dabei führen viele Wege nach Rom. Sie alle haben ihre Daseinsberechtigung.
Dadurch wird oft mit dem Finger auf andere gezeigt und wir reden zu viel übereinander anstatt miteinander. Das würde ich gerne verändert wissen. Ein offener Austausch ist wichtig für jeden Einzelnen in der Branche.
Unternehmer versus Selbständiger – wo besteht deiner Meinung nach der Unterschied?
Gierschke: Wie viele in der Branche hat auch mich das Buch von Robert Kiyosaki, „Rich Dad – Poor Dad“, geprägt. Unter anderem lehrt er im sogenannten „Cashflow-Quadranten“ genau diesen Unterschied. Der Selbstständige ist zwar für sich selbst tätig, hat keinen klassischen Chef und hebt sich dadurch von einem Angestellten ab. Er baut allerdings zu 100 Prozent auf seine eigene Leistung. Der Unternehmer multipliziert sein Wissen und sein Netzwerk und befähigt Mitarbeiter oder Angestellte, dass auch sie seine Arbeit tun können beziehungsweise notwendige Arbeiten leisten, damit sein Unternehmen wachsen und skalieren kann. Er reproduziert ein Wissen, widmet sich dadurch auch anderen Aufgaben. Damit hat er die Chance auf deutlich mehr Wachstum und Skalierung im Unternehmen.
Wie förderst du Innovation in deinem Unternehmen?
Gierschke: Vor allem durch Zuhören, egal ob intern oder extern. Es geht darum, immer offen für Neues zu sein. Das ist eh Teil meiner Philosophie. Ich bin zum Beispiel mit sehr vielen Playern am Markt vernetzt. Unabhängig von ihrer „Größe“ oder ihrem Umsatz. Ich glaube, dass man von fast jedem lernen kann. Jeder macht etwas gut beziehungsweise sehr gut. Nicht immer passt es zu mir oder zum Unternehmen. Aber vielleicht auch nur aktuell nicht. Auch intern zuzuhören ist extrem wichtig. Denn Mitarbeiter kennen unsere Prozesse und Ansätze. Oft ist man selbst betriebsblind und sieht Optimierungsmöglichkeiten gar nicht. Da hilft es nicht, wenn man mit dem Mindset „Ich weiß alles besser“ herumläuft. Ich wünsche mir und fordere von meinen Mitarbeitern, dass sie mitdenken und mitgestalten. Und das wird auch sehr gut angenommen.
Inwiefern würdest du dir mehr Austausch innerhalb der Branche wünschen? Was braucht es dafür?
Gierschke: Ich finde, dass es mittlerweile schon recht viel Austausch gibt. Die großen Maklerpools veranstalten größere Veranstaltungen, es gibt die DKM inklusive Jungmakler-Award. Ich beobachte und bin selbst involviert in einigen Runden und Gruppen von Maklern, die sich regelmäßig austauschen.
Die „großen“ Vertriebe, da wünsche ich mir mehr Austausch. Die schotten sich eher etwas voneinander ab. Sie vermitteln ihren Partnern auch immer wieder, wie krass man sich vom Markt abhebt, dass nur die eigenen Lösungen die besten sind und man von den anderen auch nicht viel lernen kann. Das ist schade, denn so ist es leider nicht. Ich wünsche mir mehr Offenheit, mehr Demut und den Mut, von anderen lernen zu wollen.
Ich wünsche mir mehr Sinn und Verstand in der Regulatorik
Gibt es eine Botschaft oder Erkenntnis, die du schon immer mit anderen Unternehmern teilen wolltest?
Gierschke: Ich habe sie tatsächlich eben bereits zitiert: „Kann nicht“ wohnt in der „Will-Nicht-Straße“. Den Spruch habe ich von Bernd Stromberg. Er ist einfach, aber wahr. Ich ertappe mich oft dabei, dass ich Ausreden finde, weil ich nicht aus meiner Komfortzone raus will. Geht nicht, gibts nicht! Es ist in Ordnung, die bewusste Entscheidung zu treffen, etwas nicht zu tun. Aber dann, weil man nicht will, nicht weil man nicht kann.
Diesen Spruch kennen meine Kinder auswendig. Warum? Jedes Mal, wenn sie sagen „Papa, ich kann das nicht“, frage ich: „Wo wohnt ‚Kann nicht‘?“ Danach geben sie automatisch die Antwort. Sie haben es eventuell noch nicht zu 100 Prozent verstanden. Aber das werden sie mit der Zeit. Es ist eines meiner großen Ziele, meinen Kindern beizubringen, dass sie alles schaffen können, wenn sie nur wollen.
Wenn du einen Wunsch an die Branche hättest, welcher wäre es?
Gierschke: Ich wünsche mir, dass wir mehr an einem Strang ziehen. Mehr miteinander reden, anstatt übereinander. Die Egos mal beiseite lassen. Der Kuchen ist groß genug. Jeder kann einen Teil davon haben. Und wenn er doch zu klein ist, lasst uns den Kuchen gemeinsam größer machen. Da müssen wir uns nicht streiten.
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