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  • Von Redaktion
  • 22.10.2013 um 10:22
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Die Beine von Mariah Carey, Ölplattformen und Weltraumflüge – alles ist bei Lloyd’s of London versichert. Hinter dem klingenden Namen steht indes kein einzelnes Unternehmen, sondern ein ganzer Versicherungsmarkt. Ein Porträt:

Den Anfang machten Schiffe und Kaffee

Seit 152 Jahren läutet die 53 Kilo schwere Glocke wieder. Als die Fregatte HMS Lutine 60 Jahre zuvor im Meer versank, kamen 240 Menschen ums Leben. Mit dem Schiff gingen auch Gold, Silber und holländische Kronjuwelen unter. Einem Wert von damals 1,2 Millionen Pfund. Versichert war die Ladung bei Lloyd’s of London. Mit Schiffen und Kaffee fängt 1688 alles an. Die Schiffseigner wollen finanziell vorsorgen für den Fall, dass Schiff und Fracht untergehen. Reiche Privatleute und Schiffseigner treffen sich im Kaffeehaus von Edward Lloyd in London und plaudern übers Geschäft. Das Kaffeehaus etabliert sich als Marktplatz – wer sich versichern will, kommt zu Lloyd’s.

Mehr Börse als Versicherung

Über 300 Jahre später ist das immer noch so. Die Glocke ziert bis heute den Hauptsitz von Lloyd’s in der Lime Street im Finanzdistrikt von London. Das Kaffeehaus von damals ist mittlerweile einem modernen Gebäude gewichen. Das Geschäft

wird im ersten Stock gemacht. Dort sitzen die Unterwriter. Die Spezialisten, die im Namen von Versicherungen die Risiken abwägen und ausrechnen, was die Versicherung kostet. Und am Ende ihre Unterschrift unter die Verträge setzen. Lloyd’s ist dabei mehr Börse als Versicherung. Sie bringt Kunden mit häufig eigenwilligen Versicherungswünschen mit Experten zusammen, die bereit sind, eine Versicherung für die eigenwilligen Wünsche anzubieten.

Kunden umgarnen den Versicherer

Einer dieser Underwriter ist David Bruce, seit 38 Jahren für den Versicherer Hiscox bei Lloyd’s tätig. Hiscox stellt drei der über 80 Syndikate, Geldgeber aus aller Welt, die es heute bei Lloyd’s gibt. An seinem Arbeitsplatz, der sogenannten Box, läuft es anders ab: Ein Makler kommt im Auftrag seines Kunden zu ihm, und sie verhandeln über das Risiko, die Deckung und den Preis. Seine Aufgabe ist es einzuschätzen, wie wahrscheinlich ist es, dass das versicherte Ereignis eintritt und welcher finanzielle Schaden entstehen würde. Anders als sonst üblich, versucht also nicht die Versicherung, den Kunden zum Vertragsabschluss zu bewegen – bei Lloyd’s wird die Versicherung umgarnt. Versichern lässt sich bei Lloyd’s so gut wie alles: nach wie vor Schiffe, aber auch Flugzeuge, Ölplattformen oder Weltraumflüge mit Virgin Galactic.

Die Versicherer für das Ungewöhnliche

Lloyd’s ist auch erste Anlaufstelle für Promis: Mariah Careys Beine sind für 750 Millionen Euro versichert, Bruce Springsteens Stimme hat einen Wert von 4,5 Millionen Euro. Lloyd’s versichert alles, was andere nicht können oder nicht wollen. So konnte sich eine Comedy-Theater-Gruppe für den Fall versichern, dass ihr Publikum sich im wahrsten Sinne des Wortes totlacht. Kommt es zum Versicherungsfall, wird der Schaden in die sogenannten Loss Books eingetragen. In der über 300-jährigen Geschichte gab es aber weitaus spektakulärere Fälle, traditionell angekündigt vom Läuten der Lutine Bell. Es erklang beim Untergang der Titanic 1912, beim Erdbeben in San Francisco 1989 und bei den Anschlägen auf das World Trade Center 2001. Allein nach den Terroranschlägen mussten die Lloyd’s-Versicherer rund 8 Milliarden Euro auszahlen.

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