Ulrich Leitermann, Chef der Signal Iduna bis Mitte des Jahres: „KI verengt den Denkraum, wenn man sich nur auf sie verlässt.“ © picture alliance/dpa | Bernd Thissen
  • Von Barbara Bocks
  • 07.03.2025 um 09:50
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Im vergangenen Jahr erzielte die Signal Iduna ein Rekordergebnis bei ihren Beiträgen und hat 300 neue Mitarbeitende eingestellt. Der noch amtierende Signal-Iduna-Chef, Ulrich Leitermann, spricht über den Einsatz von KI, 1.000 Bewerbungsgespräche für neue Mitarbeiter, Fusionen unter Versicherern und wie es künftig für ihn und für die Signal Iduna weitergehen soll.

In Sachen Beitragsentwicklung hat die Signal Iduna im Jahr 2024 ein Rekordergebnis von 7 Milliarden Euro erreicht. Ebenso das bisher beste Vertriebsergebnis mit 400 Millionen Euro Jahresbeitrag an Neugeschäft in der gesamten Unternehmensgeschichte. Das erklärte Signal-Iduna-Chef Ulrich Leitermann gestern Abend bei einem Journalistengespräch.

In der gesamten Versicherungsbranche und auch bei der Signal Iduna bleibt der Fachkräftemangel ein großes Thema. Als Reaktion auf die Corona-Pandemie hatte die Versicherungsbranche, wie viele anderen Branchen auch, das mobile Arbeiten eingeführt. Und auch aktuell wird mobiles Arbeiten mit flexibleren Arbeitsbedingungen der Branche erhalten bleiben, prophezeit Leitermann. Die Signal Iduna ermöglicht ihren Mitarbeitenden laut Betriebsvereinbarung zwei Tage mobiles Arbeiten pro Woche.

Im vergangenen Jahr hat der Versicherer 300 Stellen neu besetzt. Dieser Vorgang war laut Leitermann sehr aufwändig. Auf diese 300 Stellen gab es 8.000 Bewerbungen, die zu 1.000 Bewerbungsgesprächen geführt haben. Manche der Mitarbeiter kommen aus dem Gesundheitsbereich, andere aus Entlassungswellen aus der Automobilindustrie.

Abgabefreie Hinzuverdienste für Rentner als Arbeitsanreiz

Seine Mitarbeiterzahl will der Versicherer außerdem mit Ruheständlern stabilisieren. 60 Prozent der Mitarbeitenden gaben an, künftig zumindest in Teilzeit weiter arbeiten zu wollen. Daher hat sich Leitermann auch für die Möglichkeit ausgesprochen, dass verrentete Mitarbeiter bestimmte Beträge abgabenfrei hinzuverdienen dürfen. Einen monatlichen Betrag zwischen 2.000 bis 2.500 Euro hält er für eine gute Größenordnung. Das würde auch die Sozialsysteme entlasten.

Eine weitere Möglichkeit, den Personalengpässen zu begegnen und die Effizienz zu erhöhen, sieht der Signal-Iduna-Chef im Einsatz von KI. 2023 hat der Versicherer damit begonnen, sich mit KI-Anwendungen zu beschäftigen. Die Krux dabei: „Die KI hilft zwar den Personalmangel zu begrenzen, aber nicht so schnell wie erhofft.“

Generell bietet die Signal Iduna ihren Mitarbeitenden KI-Schulungen an, um richtig prompten zu lernen. Im KV-Bereich unterstützt ein KI-Assistent Mitarbeiter mittlerweile im Leistungsbereich (wir berichteten). Diese KI hat der Versicherer auf 1.000 Tarife trainiert. Die KI habe vor allem das versicherungstechnische Vokabular lernen müssen, so Leitermann. Erfahrene Mitarbeiter sorgten dafür, dass sie das lernte.

Ziel des KI-Trainings ist eine bis zu 90-prozentige Genauigkeit der Antworten

Das Ziel des KI-Trainings liegt laut Leitermann darin, eine Genauigkeit von 90 Prozent erreichen, also dass 90 Prozent aller Antworten der KI vollständig korrekt sind, „und das ist schon ein hoher Anspruch“. Aktuell liegt sie bei 80 bis 85 Prozent. Die Mitarbeiter seien bereits begeistert von der Recherchearbeit, die ihnen die Assistenten abnehme.

Derzeit gibt es wohl nur wenige Versicherer, die nicht mit KI experimentieren. Im Geschäftsbetrieb gehört Signal Iduna laut eigener Auffassung zu den ersten, die KI dort bereits einsetzen. Aus Leitermanns Sicht ist die Disruption durch KI in der Versicherungsbranche aber noch nicht angekommen. KI-Anwendungen kann sich Leitermann künftig auch für den Bereich Komposit vorstellen.

Lesen Sie auf der zweiten Seite, was Leitermann unter anderem zur Zukunft der Signal Iduna und zu seiner eigenen verrät.

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Barbara Bocks

Barbara Bocks ist seit 2011 als Journalistin im Wirtschafts- und Finanzbereich unterwegs. Seit Juli 2024 ist sie als Redakteurin bei der Pfefferminzia Medien GmbH angestellt.

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