Ulrich Leitermann, Chef der Signal Iduna bis Mitte des Jahres: „KI verengt den Denkraum, wenn man sich nur auf sie verlässt.“ © picture alliance/dpa | Bernd Thissen
  • Von Barbara Bocks
  • 07.03.2025 um 09:50
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Im vergangenen Jahr erzielte die Signal Iduna ein Rekordergebnis bei ihren Beiträgen und hat 300 neue Mitarbeitende eingestellt. Der noch amtierende Signal-Iduna-Chef, Ulrich Leitermann, spricht über den Einsatz von KI, 1.000 Bewerbungsgespräche für neue Mitarbeiter, Fusionen unter Versicherern und wie es künftig für ihn und für die Signal Iduna weitergehen soll.

KI birgt die Gefahr, das eigene kritische Denken zu verlernen

Der Signal-Iduna-Chef sieht die KI als exzellentes Entscheidungsvorbereitungstool an. Er ist aber weiterhin der Meinung, dass Menschen die Ergebnisse prüfen sollten und Entscheidungen letztlich selbst treffen sollten. Denn aus seiner Sicht „verengt KI den Denkraum, wenn man sich nur auf sie verlässt.“

Privat experimentiere er gerne mit ChatGPT, um beispielsweise Ansprachen im Familienkreis vorzubereiten. Das mache ihm viel Spaß.

Dass das Thema Digitalisierung auch für die Bundesregierung wichtig ist, davon ist Leitermann überzeugt. Von einem separaten Digitalministerium hält er allerdings nichts. Das Thema Digitalisierung und KI Chefsache sollte sein und im Bundeskanzleramt angesiedelt sein, damit es auch die nötige Schlagkraft habe, meint er.

Zum Thema Digitalisierung gehört auch immer das Thema Cybersicherheit. Die Signal Iduna hat sich bei Cyberversicherungen als Zielgruppe vor allem auf kleinere Mittelständler spezialisiert und die Zahl der Verträge laut eigenen Angaben im vergangenen Jahr stark erhöht.

Viele Mittelständler denken, sie seien zu klein für Cyberangriffe

Was der Signal-Iduna-Chef in der Praxis oft beobachtet: Immer mehr Mittelständler kümmern sich besser um ihre Cybersicherheit. Soweit die gute Nachricht. Die schlechte: Viele Mittelständler unterschätzten ihre Cybergefahr weiterhin, „weil sie denken, dass sie nicht wichtig genug sind für Angriffe“.

Aber sie können trotzdem von Flächenangriffen betroffen sein, wenn sie offene Flanken in ihren Systemen haben, die Cyberkriminelle dann nutzen, erklärt Leitermann. Erpressungsgelder sind aber auch bei der Signal Iduna nicht an der Tagesordnung.

Aktuell finden viele Fusionen auf dem Versicherungsmarkt statt. Daran will sich die Signal Iduna nicht beteiligen. Der Versicherer will weiter aus eigener Kraft wachsen. Ein Knackpunkt bei Fusionen ist laut Leitermann die Datenmigration, die auch schon einmal mehrere Jahre dauern könnte. In dieser Zeit sind möglicherweise weniger Produktinnovationen möglich. Das müsse man beachten. Perspektivisch könnten Versicherer dafür allerdings schlaue KI-Anwendungen einsetzen.

Und auch die Organisationsstruktur der Signal Iduna spreche gegen mögliche Fusionen, denn sie passe zu keinem anderen Unternehmen.

Leitermann verabschiedet sich mit viel Wehmut

Auf die Frage nach seinem Abschied sagt der noch bis Mitte des Jahres amtierende Signal-Iduna-Chef, dass er nach 28 Jahren mit „Wehmut gehen“ werde und im Laufe seiner Karriere viel Glück gehabt habe. Auch in schwierigen Phasen wie nach der Hapag-Lloyd-Pleite habe er viel gelernt.

Personell sei der Vorstand unter anderem mit zwei Frauen strategisch gut aufgestellt, ebenso wie die Führungsebenen darunter. Leitermann wird die Signal Iduna nach seinem Ausscheiden weiterhin als strategischer Berater unterstützen.

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Barbara Bocks

Barbara Bocks ist seit 2011 als Journalistin im Wirtschafts- und Finanzbereich unterwegs. Seit Juli 2024 ist sie als Redakteurin bei der Pfefferminzia Medien GmbH angestellt.

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